USD-Stablecoins unter Druck: Trumps Politik gefährdet ihre Stabilität

Peter Grosskopf - Kolumne über Deregulierung Krypto 2025

Trumps geplante Dollar-Abwertung stellt USD-Stablecoins vor neue Herausforderungen. USDT und Co. stehen damit vor großen Herausforderungen, aber Alternativen aus Europa und Asien könnten profitieren.

Donald Trump strebt mit dem sogenannten Mar-a-Lago Accord eine gezielte Abwertung des US-Dollars an. Ziel ist es, die Wettbewerbsfähigkeit amerikanischer Exporte zu steigern und gleichzeitig das Handelsdefizit zu verringern. Das wird auch Auswirkungen auf die Stablecoin-Welt haben, denn dort hat der Dollar einen Marktanteil von 99 Prozent. Droht eine massive implizite Entwertung von eigentlich stabilen Assets?

Warum USD-Stablecoins bisher dominieren

US-Dollar-Stablecoins wie USDT und USDC sind deshalb so weit verbreitet, weil der Dollar nach wie vor die wichtigste Weltreservewährung ist und global hohes Vertrauen genießt. Viele internationale Transaktionen – auch im Krypto-Bereich – orientieren sich am Dollar, was Stablecoins mit USD-Bindung besonders attraktiv macht.

Sie bieten:

  • Stabilität in einem volatilen Marktumfeld
  • Schnellen, grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr ohne Banken
  • Eine zentrale Rolle in Krypto-Börsen, DeFi-Protokollen und als Absicherungsinstrument für Investoren bzw. zum Parken von Geldwerten

Die starke Liquidität und Infrastruktur rund um den Dollar haben diesen Trend bisher nur verstärkt.

Trump und der Mar-a-Lago Accord: Ein riskanter Plan mit globalen Folgen

Kritiker warnen, dass Trumps Pläne nicht nur die globale Finanzstabilität, sondern auch den Status des Dollars als Leitwährung gefährden könnten.

Trump will andere große Wirtschaftsnationen zu einer koordinierten Währungsanpassung bewegen. Teil des Plans ist es auch, ausländische Investoren zur Umwandlung von US-Staatsanleihen in langfristige Anleihen mit 100 Jahren Laufzeit zu bewegen. Um Zustimmung zu erzwingen, werden Zölle und wirtschaftlicher Druck eingesetzt.

Der Mar-a-Lago Accord soll mehrere wirtschaftspolitische Ziele erreichen:

  • Abwertung des US-Dollars: US-Produkte werden im Ausland günstiger – das soll Exporte steigern.
  • Teurere Importe: Fördert den Konsum inländischer Güter und stärkt die heimische Produktion.
  • Verbesserung der Handelsbilanz: Mehr Exporte, weniger Importe = kleineres Defizit.
  • Schulden- und Zinsmanagement: Durch Umschuldung in extrem langfristige Anleihen (z. B. 100 Jahre, unverzinst) soll der fiskalische Druck reduziert werden.
  • Wirtschaftliche Unabhängigkeit: Weniger Abhängigkeit von China & Co.
  • Reshoring: Anreize für US-Firmen, Produktionskapazitäten zurück ins Land zu holen.

Doch all das könnte das Vertrauen in den Dollar langfristig schwächen – mit direkten Folgen für Stablecoins.

Stablecoins – Die größte Innovation im Zahlungsverkehr in Gefahr?

Stablecoins galten in den letzten Jahren als Schlüsselinnovation im Finanzsystem. Das Interesse an ihnen nimmt rasant zu. Stripe kaufte kürzlich das Unternehmen Bridge.xyz, um Stablecoin-Zahlungen in seine Infrastruktur zu integrieren. MoonPay erwarb Iron / Unstoppable Finance (Disclaimer: Der Autor war Mitgründer und Shareholder), um ähnliche Wege zu gehen. Auch Banken und Finanzkonsortien steigen zunehmend ein.

Stablecoins dienen als sicherer Hafen – sowohl im Krypto-Bereich als auch für internationale Transaktionen. Selbst bei sinkender Kaufkraft des Dollars bleibt diese Rolle zunächst bestehen. 

Doch: Wenn sowohl Zinsen als auch die Kaufkraft des Dollars sinken, verlieren Dollar-Stablecoins nicht nur für Anleger an Attraktivität, sondern auch ihre dominante Rolle im Stablecoin-Ökosystem. 

Real World Asset (RWA)-Protokolle wie Ondo, die tokenisierte US-Staatsanleihen als Deckung verwenden, werden auch an Nachfrage verlieren, zum Beispiel dann, wenn nur noch zinslose, hundertjährige und illiquide Anleihen zur Verfügung stehen – ein realistisches Szenario, wenn Trump den Mar-a-Lago-Accord tatsächlich scharfstellt. 

Tether Limited, die Firma hinter USDT, kommt nicht aus den USA und wäre somit ebenfalls davon betroffen, dass die Teile der Reserven, die in US-Staatsanleihen liegen, keine Rendite mehr abwerfen und unverkäuflich wären. Im Falle eines Bankruns wären diese Reserven dann nicht verfügbar.  

Der Stablecoin-Trend wird dadurch nicht gestoppt, sondern verändert sich. Sollten Stablecoins im Massenmarkt ankommen und alltägliche Zahlungen ermöglichen, wird die lokale Währung wieder wichtiger: Menschen wollen in der Währung bezahlen, in der sie ihr Gehalt erhalten: Europäer in Euro, Australier in Australischen Dollar, Japaner in Yen.

Wenn der US-Dollar real an Wert verliert, werden Nutzer USD-Stablecoins nur noch kurzfristig für Transaktionen halten – nicht mehr als langfristige Geldreserve.

Die Stunde der Non-USD-Stablecoins?Manche Autoren und auch Blackrock-Chef Larry Fink wittern eine große Chance für den Bitcoin. In meinen Augen entsteht hier, wenn man algorithmische oder Asset Referenced Stablecoins ausblendet, eine große Chance für non-USD Stablecoins. Der Blick auf die gute, alte D-Mark zeigt: nur harte Währungen sind wirklich “stable”.

Autor

  • Peter Grosskopf ist von Hause aus Softwareentwickler und hat ein Faible für Gründung und Aufbau von regulierten Unternehmen. Solaris, Börse Stuttgart Digital Exchange, Unstoppable Finance / Ultimate, Iron und heute AllUnity sind die letzten Projekte, an denen er maßgeblich als Gründer oder leitender Angestellter mitgewirkt hat. Seit einigen Jahren beschäftigt er sich mit den Themen Blockchain, Banking, Web3, FinTech, Regulierung und übt sich als C3PO – Dolmetscher – zwischen Realwelt, Politik und Krypto Bubble. Seine Reise von Bank (TradFi) über Digital Asset Exchange (CeFi) über Wallet (DeFi) hin zu Stablecoins hat maßgeblichen Einfluss auf seine Kolumne „Kettenbrief“, die er seit 2025 exklusiv auf Payment & Banking veröffentlicht. Die kritische Auseinandersetzung damit, was in seiner Branche tagtäglich passiert, hält ihn „an der Kette“.

Weitere interessante Beiträge

Newsletter
open close

Der beste Newsletter ever.

Wir versorgen dich täglich mit News, ausgewählten Artikeln und Kommentaren zu aktuellen Themen, die die Finanz-Branche bewegen. Jetzt anmelden!
  • Dieses Feld dient zur Validierung und sollte nicht verändert werden.