So könnte Finanzberatung im Jahr 2035 aussehen

Andreas Beys im Podcast über die Zukunft der Finanzberatung 2035

KI-Agenten haben das Potential, Finanzberatung grundlegend zu verändern, wenn sie mit Echtzeitdaten versorgt werden. Dabei ist dank FIDA vieles schon heute möglich, zeigt sich in der zweiten Folge des Podcasts „3×3=10”. Die Hosts Julian Prüfer und Marvin Vortkamp sprechen mit Finanzberatungsexperte Andreas Beys anhand des fiktiven Beispiels einer Finanzberaterin über die Frage, wie wir Technologie nutzen können, um Beratung menschlicher zu machen.

Ein Sprung ins Jahr 2035: Finanzberatung hat sich grundlegend verändert. KI-Agenten analysieren Daten in Echtzeit, Open Finance sorgt für Transparenz – und Berater:innen begleiten Menschen durch ihre Finanzwelt. So könnte Finanzberatung in Zukunft funktionieren, sagt Andreas Beys von Sauren – einem bankenunabhängigen Research- und Beratungsunternehmen. Mit ihm sprechen die Hosts des Podcasts „3×3=10” Julian Prüfer und Marvin Vortkamp in dieser Folge. Zusammen analysieren sie, wie die Zukunft der Finanzberatung aussehen könnte und was FIDA (Financial Data Access) und Technologie schon heute möglich machen.

Ein Tag im Jahr 2035 

Und so könnte es laut Andreas Beys aussehen: Ein Dienstagmorgen im Jahr 2035. Finanzberaterin Eva Schwarz trinkt ihren Kaffee, während ihre Smart Glasses diskret die Termine des Tages einblendet. Ihr KI-Agent „Noa“ organisiert im Hintergrund Termine, analysiert Finanzdaten ihrer Kund:innen in Echtzeit und schlägt relevante Gespräche vor.

Eva ist keine klassische Finanzberaterin mehr. Ihre Rolle hat sich gewandelt: zur Finanzbegleiterin, zum Coach, zur Sparringspartnerin für finanzielle Lebensentscheidungen. Das Besondere: Sie verbindet menschliche Empathie mit der Effizienz digitaler Intelligenz. Und sie tut das nicht allein, sondern in einem System, das durch regulatorische Rahmen wie FIDA überhaupt erst möglich wurde.

So beschreibt es Andreas Beys in einem Artikel bei Das Investment. Für ihn ist diese Vision kein Science-Fiction – sondern das Ergebnis einer Auseinandersetzung mit der Frage, wie wir Finanzberatung im digitalen Zeitalter neu denken können. Welche regulatorischen und technologischen Grundlagen es dafür braucht und warum es eine Zukunftsvision ist, die erstrebenswert ist, versuchen Julian Prüfer und Marvin Vortkamp in dieser Folge mit Andreas Beys zu beantworten: Die Frage ist: Wie können wir Technologie nutzen, um Beratung menschlicher zu machen?

Vom Produktverkauf zur Finanzbegleitung

Beys hat hier eine konkrete Vorstellung. Eva Schwarz entwickelt sich von einer Verkäuferin zur Begleiterin – ein fundamentaler Wandel in der Finanzbranche. Es geht darum, notwendige finanzielle Entscheidungen im Alltag der Menschen zu erkennen, vorzubereiten und zu beraten. Finanzbegleitung im Jahr 2035 bedeutet: zuhören, Muster erkennen, kontextbezogen Impulse geben. 

Eva Schwarz ist dabei nicht allein. An ihrer Seite arbeitet „Noa“ – ein KI-Agent, der Daten aus allen Lebensbereichen in Echtzeit analysiert und Eva genau dann unterstützt, wenn Entscheidungen anstehen: Gehaltserhöhung, Familienzuwachs, ein anderes Ausgabeverhalten. Eva kennt die Lebenssituation ihrer Kund:innen – nicht, weil sie sich alles merken kann, sondern weil ihre digitale Infrastruktur sie genau dann informiert, wenn etwas Relevantes passiert, erkennt Abweichungen vom Finanzplan, deutet Lebensveränderungen auf Basis von Zahlenmustern. Noa  schlägt dann Termine vor und übernimmt die technische Orchestrierung im Hintergrund.

Der KI-Agent als Sparringspartner

Die Technologie drängt sich dabei nicht in den Vordergrund. Sie ist leise, effizient und vorausschauend. Sie liefert keine endgültigen Urteile, sondern Hinweise. Eva bleibt diejenige, die entscheidet, kommuniziert und begleitet. Sie muss keine Formulare mehr ausfüllen oder Portfolios manuell überwachen – das erledigt die Infrastruktur. So entsteht Raum für das, was wirklich zählt: echte Nähe, reflektierte Gespräche, bessere Entscheidungen.

Was heute oft noch wie Science-Fiction klingt, ist technologisch längst greifbar. KI-gestützte Analyse, sprachbasierte Steuerung, automatische Terminabstimmung, dynamische Budgetüberwachung – all das ist keine Frage mehr des Ob, sondern des Wie. Die große Herausforderung: Diese Systeme sinnvoll in Beratung und Beziehung zu integrieren – ohne den Menschen aus dem Mittelpunkt zu verdrängen.

Was FIDA möglich macht

All das, was Eva Schwarz tagtäglich tut, basiert auf einem entscheidenden Fundament: datengetriebene Zusammenarbeit. Ohne Zugriff auf Kontodaten, Depots, Versicherungen oder Konsumausgaben in Echtzeit wäre ihr KI-Agent Noa blind. Genau hier kommt FIDA – Financial Data Access ins Spiel.

FIDA soll europaweit einen verlässlichen Rahmen für den sicheren, standardisierten Zugriff auf Finanzdaten schaffen – über alle Sektoren hinweg. Was heute über PSD2 nur für Zahlungskonten gilt, wird mit FIDA auf das gesamte Finanzleben ausgeweitet: Sparpläne, Kreditverträge, Policen, Rentenansprüche, Anlageportfolios. Und das nicht als Fragment, sondern vernetzt über APIs, auf Wunsch der Nutzer:innen. FIDA ist ein echter Game-Changer. Oder anders gesagt: Ohne FIDA kein Noa. Und ohne Noa keine Eva Schwarz.

Abo statt Abschluss

Evas Einkommen stammt nicht aus Provisionen, sondern aus Vertrauen. Ihre Kund:innen zahlen ein monatliches „Finanzlebens-Abo“ – 100 Euro für permanente Begleitung, laufende Analysen, strategische Gespräche und persönliche Finanzimpulse. Produktverkauf? Spielt keine Rolle mehr. Stattdessen: Zugang, Kontinuität, Nähe.

Dieses Modell verändert die Logik der Branche. Nicht die Abschlussquote entscheidet, sondern die Qualität der Beziehung. Der Anreiz verschiebt sich vom kurzfristigen Verkauf hin zur langfristigen Begleitung. Eva verdient dann gut, wenn sie ihre Kund:innen stabil, informiert und zielorientiert durch komplexe Lebensphasen führt. Plattformen und KI machen Skalierung möglich, ohne an Tiefe zu verlieren. Statt 80 oder 100 Kund:innen wie heute betreut Eva rund 340 Menschen – und bleibt dennoch erreichbar. 

Was heute noch fehlt – und wie wir dorthin kommen

So greifbar die Vision erscheint – der Weg dorthin ist kein Selbstläufer. Denn oft fehlt es am Mindset und den Fähigkeiten, Technologien sinnvoll zu nutzen. Noch immer kämpfen Berater:innen mit papierbasierten Prozessen, fragmentierten Systemen und rechtlichen Unsicherheiten. Noch immer fehlt in vielen Häusern eine klare Haltung zu Open Finance und der Rolle des Menschen darin.

Wer Eva Schwarz Realität werden lassen will, muss investieren: in Weiterbildung, in neue Rollenbilder, in die Fähigkeit zur Reflexion. Finanzpsychologie, Coaching, Planungskompetenz. Gleichzeitig braucht es Mut sich von alten Provisionslogiken zu lösen. Mut, Kund:innen wirklich als Partner:innen zu verstehen. Und Mut, sich als Branche neu zu erfinden – bevor es andere tun. Viele Berater:innen wollen genau das. Doch sie brauchen Infrastruktur, Vorbilder und eine Community, die den Wandel gemeinsam trägt. Genau dafür braucht es Visionen wie Eva Schwarz. Und Gespräche wie das mit Andreas Beys.

Über Andreas Beys

Andreas Beys ist seit über 30 Jahren in der Investmentwelt zuhause und seit 2001 Vorstand der Sauren Fonds-Service AG. Neben seiner Vorstandstätigkeit engagiert er sich in mehreren Ausschüssen des BVI – unter anderem zu Vertrieb, Altersvorsorge und Steuerfragen. Als Mitinitiator der German Open Finance Charta, Kolumnist bei DAS INVESTMENT und Host des Podcasts „Die Finanztrainer³“ prägt er die Diskussion rund um digitale Finanzberatung maßgeblich mit – fachlich fundiert, zukunftsorientiert und mit klarem Blick für den Kundennutzen.

Autor

  • 3×3=10 dein Podcast über Kooperationen in der Finanzwelt. Mit Julian Prüfer und Marvin Vortkamp. Wir sprechen darüber wie Banken, Versicherer, FinTechs, InsureTechs und Corporates durch branchenübergreifende Kooperationen echte datengetriebene Ökosysteme entwickeln. Von der Regulatorik über die Technologie zum Kunden. News, Insights und Realtalk. Digital, vernetzt und ehrlich.

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