Samsung Pay: „Am Ende steht der Kundennutzen im Mittelpunkt“

Samsung Pay

Ein Interview mit Thomas Keller zum offiziellen Launch von Samsung Pay

Samsung Pay ist seit Mittwoch auf dem deutschen Markt – zwei Jahre nach dem Start der Konkurrenten Apple Pay und Google Pay, jedoch Mitten in einer Zeit wo gerade durch die Corona-Krise Mobile Payment enorm an Bedeutung gewinnt. Fünf Jahre nach der Ankündigung des eigenen Bezahldienstes Samsung Pay hat der südkoreanische Branchenprimus den Deutschlandstart verkündet. Samsung geht beim Start etwas anders vor, denn Konkurrenten wie Apple nehmen von kooperierenden Banken Gebühren für das Einbinden ihrer Kredit- und Debitkarten in Apple Pay. Weil Sie die klassische Kreditwirtschaft umgehen, entfällt diese Einnahmequelle für Samsung Pay.


Nachdem Google Pay schon seit Mitte 2018 auf nahezu jedem Smartphone genutzt werden kann, zieht Samsung mit seinem Pay-Service nach. Weil die Akzeptanz von bargeldlosem Bezahlen in Deutschland unter anderem durch die Coronakrise beschleunigt wurde, könnte Samsung ein gutes Händchen für den Start zeigen. Vor allem müssen Samsung-Pay-Nutzer im Unterschied zu Apple Pay oder Google Pay nicht darauf achten, ob ihre Bank unterstützt wird.
Grund dafür ist, dass Samsung sich mit dem Berliner Banking-Dienstleister Solarisbank und Visa zusammengetan hat, um lange Verhandlungen mit den vielen deutschen Bankinstituten zu umgehen. Solarisbank dient dabei als eine Art Vermittler zwischen der eigenen Bank, Samsung Pay und dem Zahlungsempfänger. Auf diesem Weg ermöglicht Samsung die Verknüpfung von nahezu jedem Bankkonto mit dem neuen Dienst.

Samsung Pay

Die eigenen Kartendaten sollen wie bei Google Pay und Apple Pay sicher sein: Nach der erfolgreichen Registrierung bei Samsung Pay erhält der Nutzer eine virtuelle Visa-Debitkarte, die mit nahezu jedem deutschen Bankkonto verknüpft werden kann. Man benötigt also keine Kreditkarte wie bei anderen Diensten. Um Samsung Pay mit einem persönlichen Bankkonto zu verbinden, setzt die Solarisbank ein neuartiges und simples KYC-Verfahren ein, das ohne Videoidentifikation beziehungsweise Filialbesuch auskommt, erklärt Samsung. Transaktionen werden mit der Visa-Token-Technologie gesichert, so das Unternehmen weiter. Darauf setzen auch andere Bezahldienste, die Bankdaten bleiben zudem bei deutschen Banken respektive der Solarisbank, die wie erwähnt als Dienstleister auftritt.


Wir sprechen mit Thomas Keller über den offiziellen Launch nach der Betaphase. Thomas entwickelt als Business Developer digitale Geschäftsmodelle für die Samsung Electronics GmbH. Er ist mitverantwortlich für das Konzept und den Launch von Samsung Pay in Deutschland und hat die Zusammenarbeit mit Solarisbank und VISA initiiert.

Warum seid ihr mit Samsung Pay ausgerechnet jetzt in DE gestartet, wo doch Google und Apple Pay in der Breite verfügbar sind?

Der Start von Samsung Pay kommt genau zum richtigen Zeitpunkt: Im Zuge der Corona-Pandemie sind kontaktlose und mobile Bezahlmöglichkeiten aus dem Alltag der meisten Konsument:innen nicht mehr wegzudenken. Laut Informationen unseres Partners Visa sind mittlerweile mehr als 75 Prozent der Visa Zahlungen in Europa kontaktlos. In Deutschland ist der Anteil der kontaktlosen Visa Transaktionen um ein Drittel gestiegen.[1] Mit Samsung Pay bieten wir Samsung Kunden eine attraktive kontaktlose Zahlungsmöglichkeit, die mit nahezu jedem Bankkonto kompatibel ist, zusätzliche Features wie Splitpay bereitstellt und Nutzern so viel Flexibilität in der Bezahlung bietet.  

Deutschland Bargeldland – Coronabedingt haben kontaktlose Zahlungen zugenommen. Ist das auch eine Entwicklung, die ihr bei Samsung Pay spürt?

Wir starten mit Samsung Pay offiziell zum 28. Oktober. Daher gibt es zwar keinen Vergleich zur Situation vor der Pandemie, wir sind aber überzeugt, dass kontaktloses Zahlen gerade vor diesem Hintergrund an Bedeutung gewinnt. In anderen Märkten, wo Samsung Pay bereits länger verfügbar ist, sehen wir ein gesteigertes Kundenbedürfnis für kontaktlose Zahlungen am POS.

Wie wichtig ist der Markt für Samsung in Anbetracht, dass Deutschland nicht als “Kartenland” gilt?

Laut einer EHI-Studie zum bargeldlosen Zahlungsverkehr wurde bereits 2019 in Deutschland mehr Umsatz mit Kartenzahlungen als Bargeld gemacht. Auch wir sehen, dass der Bedarf an kontaktlosen Zahlungen immer mehr zunimmt. Deutschland ist für Samsung ein sehr wichtiger Markt und die Trends zur Kartenzahlung machen ihn auch für Samsung Pay sehr erfolgversprechend.

Was für Ziele habt ihr euch für Samsung Pay gesetzt?

Samsung hat es sich zum Ziel gesetzt, so vielen Nutzern, wie möglich, Zugang zu mobilen Zahlungen zu geben. Dank der Zusammenarbeit mit der Solarisbank und Visa ist es uns gelungen, einen mobilen Bezahldienst anzubieten, der mit nahezu jedem deutschen Bankkonto verknüpft werden kann.

Thomas Keller – Business Developer digitale Geschäftsmodelle für die Samsung Electronics GmbH.

Samsung geht einen anderen Weg und ignoriert bestehende Karten der Kunden. Warum hat man nicht mit den Banken gesprochen, um die Hürde zu nehmen, eine weitere Kreditkarte anlegen zu müssen?

Das Gegenteil ist der Fall. Wir möchten, dass unsere Kunden schnell, sicher und unkompliziert mit dem Smartphone zahlen können. Unabhängig bei welcher Hausbank sie Kunde sind und wo sie einkaufen. Durch die Partnerschaft mit der Solarisbank und Visa konnten wir die aufwendige Verhandlung von einzelnen Kooperationsverträgen mit unterschiedlichen Banken umgehen und mobiles Bezahlen für die meisten unserer Nutzer zugänglich machen.

Welchen Wert hat Mobile Payment für Samsung? Es gibt ja schon Google Pay auf dem Samsung Smartphone, reicht das nicht?

Mit Funktionen wie „Splitpay“ oder dem „Pay Planner“ bietet Samsung Pay seinen Kunden im Vergleich zu Konkurrenzprodukten einen zusätzlichen Mehrwert. Damit möchten wir natürlich auch die Attraktivität unserer Geräte steigern und weitere Kontaktpunkte zu unseren Nutzern herstellen. Im besten Fall kann Samsung Pay uns dabei unterstützen, Kunden auch nachhaltig von unseren Geräten zu überzeugen.

Ist Mobile Payment nicht ohnehin obsolet, wie sieht es im Multichannel aus? Sowohl Google als auch Apple sind mit ihren Verfahren sowohl am POS als auch im E-Commerce und In-App verfügbar

Samsung Pay

Zum Launch von Samsung Pay in Deutschland haben wir uns zunächst auf das Bezahlen am POS konzentriert. Bei vielen Retail-Partnern sehen wir aber ein gesteigertes Interesse, die Akzeptanz von Samsung Pay als Zahlungsmittel auf Apps und in den Onlinehandel auszuweiten. Über unsere Developer-Plattform ist die Integration in den Multi-Channel hinreichend dokumentiert und Samsung Pay als Zahlungsmittel im eCommerce und in-App in anderen Märkten bereits umgesetzt.

Wird Samsung wie Apple mit der Apple Card auch eine eigene Kreditkarte bringen?

Das deutsche Setup von Samsung Pay in Zusammenarbeit mit der Solarisbank bietet uns viele Möglichkeiten der Weiterentwicklung. Auf Basis einer GwG-konformen Identität sowie einem von der Solarisbank geführten Bankkonto sind daher verschiedenste Szenarien denkbar. Am Ende steht für uns der Kundennutzen im Mittelpunkt und entscheidet darüber, ob wir Samsung Pay in diese Richtung weiterentwickeln möchten.

Wie sieht der Markt für mobile Bezahlverfahren im Vergleich zu Südkorea aus?

Südkorea ist in vielen Bereichen affiner für neue Technologien. Kartenzahlungen, in-App-Payments – aber auch mobile Bezahlverfahren haben dort eine höhere Durchdringung als in Deutschland.

Wird es Samsung Pay in DE auch auf Smartwatches geben?

Wir freuen uns, dies bald ermöglichen zu können. Wir streben 2021 dafür an.

Was ist das Business Modell von Samsung Pay?

Die Banken erhalten für jede Zahlung mit den von ihnen herausgegebenen Karten sogenannte Interchange Fees von den Händlern. Die sind europäisch harmonisiert, für Debit-Karten erhält die Bank pro Transaktion 0,2 Prozent des Kaufpreises. Da die Solarisbank Kartenherausgeber der virtuellen Debitkarten von Visa ist, erhält sie diese 0,2 Prozent.

Wie schätzt Samsung das Thema Loyalty ein?

Unser Ziel ist es, Services für nahezu jeden Kunden bereitzustellen und die Attraktivität unserer Devices weiter zu steigern. Wenn ein Kunde Samsung Pay positiv bewertet und dies für ihn ein Grund ist, sich auch beim nächsten Device wieder für Samsung zu entscheiden – dann haben wir im Samsung Pay Team bereits unser Ziel erfüllt.

Samsung Pay

Löst sich Samsung Pay von der Karten Infrastruktur?

Gegenwärtig sind wir mit der Karten-Infrastruktur unseres Partners Visa sehr zufrieden und schätzen die Partnerschaft sehr. Wir nehmen die Appelle der EZB zu einem einheitlichen, europäischen Bezahlstandard wahr, sehen zum aktuellen Zeitpunkt aber keine vergleichbare Option, die ebenso einfach, schnell und sicher wie eine Kartenzahlung mit Visa ist. Sollte ein neuer Bezahlstandard etabliert werden, werden wir die Optionen sicherlich anschauen und bewerten.


  • [1] Quelle: Visa Mobile Payment Monitor (2020) Abrufbar unter https://www.visa.de/uber-visa/newsroom/press-releases.3024289.html


Autor

  • Nicole Nitsche ist studierte Theaterwissenschaftlerin und hat mehrere Jahre als Regieassistentin beim Thalia Theater Hamburg gearbeitet. Danach war Nicole Leiterin der Presse-und Marketingabteilung eines Hamburger Musiklabels. Als klassische Quereinsteigerin hat sie die komplette Kommunikation sowie den Aufbau der Redaktion bei Payment & Banking geleitet und verantwortet. Nicole ist seit August 2021 Geschäftsführerin von Payment & Banking und ist verantwortlich für die Bereiche Struktur, Planung, Umsetzung und Konzipierung von allen Events (z.B PEX, BEX, TRX & CryptX).

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