In dieser Folge 3×3=10 sprechen wir mit Caroline Jenke von Tink über eine zentrale Herausforderung unserer Branche: Warum reden alle über Open Finance, aber so wenige machen es wirklich?
Jenke ist Geschäftsführerin der Open-Banking-Plattform von Visa und bringt über 15 Jahre Erfahrung im Banken- und Fintech-Umfeld mit. Sie kennt die regulatorischen und kulturellen Hürden aus erster Hand.
Von der Konfrontation zur Kooperation
Was heute oft wie ein Buzzword klingt, war vor einigen Jahren noch echtes Neuland. Jenke beschreibt, wie sich das Verhältnis zwischen Banken und Fintechs verändert hat: „Anfangs war das stark konfrontativ. Fintechs gegen Banken. Aber über gemeinsame Runden bei der BaFin, in API-Workshops oder Branchengremien ist ein neues Verständnis entstanden.“
Open Banking funktioniert – wenn man es will
Dass Open Banking gescheitert sei, wie manche Kritiker:innen behaupten, kann Jenke nicht nachvollziehen. Sie nennt konkrete Beispiele: etwa den vollautomatisierten Kreditantragsprozess der DKB auf Basis von Echtzeitdaten via Tink. Hier werden Lohnabrechnungen und Haushaltsrechnungen nicht mehr manuell eingereicht, sondern intelligent und DSGVO-konform abgerufen. Ein Mehrwert, auch in puncto Geschwindigkeit, Fehlervermeidung und UX.
Die Debatte um fehlende Use Cases sieht sie daher kritisch: „Wer behauptet, es gäbe keine Kundennachfrage, hat den Markt nicht genau angeschaut oder Angst vor dem Verlust der Datenhoheit.“
Was Finanzdatenhalter jetzt brauchen
Laut Jenke braucht es für eine erfolgreiche Open-Finance-Strategie drei zentrale Schritte:
- Strategie: Banken und Versicherer müssen verstehen, welche Daten sie haben und welchen Mehrwert sie daraus für ihre Kund:innen schaffen können.
- Infrastruktur: Es reicht nicht, nur regulatorische Mindestanforderungen zu erfüllen. APIs müssen leistungsfähig, sicher und skalierbar sein.
- Marktzugang: Wer sich nicht als aktiver Teil eines Ökosystems sieht, wird im Wettbewerb um die Kundenschnittstelle verlieren.
FIDA als neue Chance – aber auch als Risiko
Mit FIDA (Financial Data Access) geht Open Finance in Europa in die nächste Runde. Jenke begrüßt den klaren Regulierungsrahmen, mahnt aber zur Balance: „Die EU sollte Leitplanken setzen, aber nicht so eng, dass Innovation von vornherein ausgebremst wird.“
Ein umstrittener Punkt ist die Monetarisierung von Schnittstellen: Während PSD2 den kostenlosen Datenzugang vorschreibt, soll FIDA hier mehr Spielraum lassen. Sie plädiert für Augenmaß: „Der Zugang zu Kundendaten sollte nicht kommerzialisiert werden – wohl aber die Qualität, Frequenz und Services drumherum.“
Kooperation statt Datenmauern
Eine der zentralen Erkenntnisse der Folge: Daten sollten nicht nur ausgetauscht, sondern gemeinsam genutzt werden. Jenke nennt als positives Beispiel die automatisierte Haushaltsrechnung, aber auch neue Anwendungsfälle wie KI-basierte Finanzassistenten, die auf angereicherten Datenquellen basieren – unter Wahrung der Kund:innen-Souveränität.
Gerade im B2B2C-Modell sieht sie enormes Potenzial: „Wer Daten teilt, kann sie veredeln – und daraus Produkte schaffen, die ohne Partnerschaft nicht möglich wären.“
Tink, Visa und der Anspruch, Brücken zu bauen
Zum Schluss gibt Jenke einen Einblick, wie Tink sich im Markt positioniert: „Wir verstehen uns als Technologiepartner und Brückenbauer zwischen Banken, Fintechs, Startups und Versicherern.“
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