Online-Shopping boomt – doch Betrug und Überschuldung steigen. Open Banking eröffnet Online-Händlern neue Möglichkeiten, Zahlungen sicherer abzuwickeln und Verbraucher:innen vor Überforderung zu schützen. Ein neuer Blick auf Identität und Zahlungsfähigkeit – unterstützt durch Open Banking und KI.
Der E-Commerce wächst kontinuierlich – doch mit ihm auch die Herausforderungen. Online-Händler sehen sich einer zunehmenden Welle von Cyberkriminalität und Identitätsbetrug ausgesetzt. Gleichzeitig steigen die Konsumentenschulden, insbesondere bei jungen Käufern an. Die Leichtigkeit, mit der beispielsweise Ratenkredit-Modelle genutzt werden können, verschärft diese Problematik.
In dieser Gemengelage bietet gerade Open Banking im E-Commerce konkrete Lösungen: Durch die Möglichkeit eines Kontoeinblicks in Echtzeit können Händler und Zahlungsdienstleister Betrugsrisiken minimieren und zugleich eine verantwortungsvolle Zahlungsabwicklung fördern.
Betrugsprävention durch Kontoeinblick: Identität absichern, Risiko senken
Ein zentrales Einfallstor für Betrüger ist der Online-Handel. Laut einer aktuellen Erhebung der Wirtschaftsauskunftei Crif, die unter anderem der Bayerische Rundfunk aufgegriffen hat, gaben 92 Prozent der befragten E-Commerce-Unternehmen in Deutschland an, bereits mit Identitätsbetrug konfrontiert worden zu sein. Die Täter nutzen gestohlene oder gefälschte Daten, um auf Rechnung zu bestellen – häufig unter falschem Namen, mit Lieferung an Paketstationen oder leerstehende Adressen.
Dabei reichen oft schon wenige echte Informationen wie Name, Geburtsdatum oder gehackte Zugangsdaten, um sogenannte synthetische Identitäten zu erzeugen, die bei der Shop-Registrierung plausibel erscheinen. Für Online-Händler ist der Aufwand zur Identitätsprüfung und Betrugsabwehr in den letzten Jahren stark gestiegen. Laut Crif erlitten 43 Prozent der betroffenen Händler Schäden zwischen 10.000 und 100.000 Euro, bei rund 20 Prozent lagen die Verluste sogar darüber.
Hier setzt Open Banking an: Über einen automatisierten Kontoeinblick mittels einer Schnittstelle zur Bank in Kombination mit einer Identitätsprüfung können Banking-API-Provider verifizieren, ob eine Person tatsächlich existiert und Inhaber:in des angegebenen Bankkontos ist. Dadurch lassen sich:
- Identitäten zuverlässig prüfen,
- Betrugsversuche frühzeitig erkennen,
- Altersprüfungen effizient integrieren.
Durch Open Banking im E-Commerce: Zahlungsfähigkeit realistisch einschätzen
Doch nicht nur durch Menschen mit krimineller Energie stehen E-Commerce-Anbieter vor Herausforderungen. Parallel dazu wächst die Sorge um die finanzielle Überforderung junger Verbraucher:innen. Eine aktuelle Analyse des Instituts für Finanzdienstleistungen (IFF) zeigt, dass die Verschuldung von Konsumenten in Deutschland zunimmt. Der „Überschuldungsreport 2024“ des Instituts für Finanzdienstleistungen (IFF) weist beispielsweise darauf hin, dass Ratenkredite eine bedeutende Rolle bei der Überschuldung spielen. Fast jeder fünfte Ratsuchende bei Schuldnerberatungsstellen hat mindestens eine Forderung aus solchen Abzahlungskrediten. Diese Angebote richten sich vorwiegend an jüngere, internetaffine und besonders konsumfreudige Zielgruppen und bergen die Gefahr hoher Verzugszinsen und Mahngebühren.
Open Banking schafft hier Transparenz: Über einen gezielten Kontoeinblick lässt sich feststellen:
- Ob das Konto gedeckt ist, um die Zahlung sofort auszuführen.
- Ob ein regelmäßiges Einkommen vorhanden ist, das Ratenzahlungen absichern könnte.
- Ob Risikofaktoren wie häufige Lastschriftrückbuchungen bestehen.
Open Banking-Lösungen der neuesten Generation kombinieren Kontoeinblick, Identitätsverifikation und Zahlungsinitiierung, sodass Online-Händler nicht nur Betrugsrisiken, sondern auch Zahlungsausfälle nachhaltig reduzieren können. Darüber hinaus eröffnen Open-Banking-gestützte Zahlungslösungen neue Optionen am Point of Sale: Über finAPI, einem der führenden Anbieter im Open Banking, können E-Commerce-Unternehmen Konsument:innen direkt per Überweisung, Echtzeitüberweisung, Terminüberweisung, Dauerauftrag oder Lastschrift bezahlen lassen.
KI und Open Banking – eine perfekte Kombination
Open Banking öffnet den Zugang zu Zahlungsdaten – doch erst durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) entstehen daraus verwertbare Informationen. Machine Learning-Algorithmen ermöglichen es, Kontotransaktionen automatisch zu kategorisieren, Zahlungsflüsse zu analysieren und Risikomuster frühzeitig zu erkennen. So lassen sich etwa Rücklastschriften, unregelmäßige Einkommen oder auffällige Ausgaben identifizieren – Hinweise, die bei einer verantwortungsvollen Zahlungsentscheidung im E-Commerce helfen können.
Für Verbraucher:innen bedeutet das mehr Transparenz über die eigene finanzielle Lage – etwa in digitalen Haushaltsbüchern oder Finanzassistenten. Händler und Dienstleister erhalten durch die strukturierte Analyse von Kontodaten valide Entscheidungsgrundlagen für Risiko- und Liquiditätsprüfungen – etwa im Rahmen von Ratenzahlungen oder neuen Zahlungslösungen. Die Kombination aus Open Banking und KI schafft so die Basis für datenbasierte, faire und zugleich sichere Geschäftsmodelle im digitalen Handel.