Nach dem Re-Branding: Mit Nuri soll Krypto raus aus der Nische

Wer gestern die Bitwala-Seite öffnete wurde überrascht: Statt wie gewohnt alles blau in blau zeichnete sich die Seite plötzlich durch bunte Farben und organische Formen aus. Still und heimlich über Nacht hatte das Unternehmen einen Relaunch hingelegt – und sich dabei auch gleich einen neuen Namen gegeben. Die Berliner Neo-Bank hört jetzt auf den Namen Nuri.

Das Re-Branding und der Launch der Seite sei ein ziemlicher Ritt in recht kurzer Zeit gewesen, sagt Kristina Walcker-Mayer am nächsten Tag noch etwas übermüdet von der Nacht des Launches. Da hätte noch viel schief gehen können, wie das bei der Relaunches dieser Größe eben üblich ist. Die kleinen und großen Zwischenfälle blieben jedoch aus. Stattdessen blickt die neue CEO, die den Posten erst im April von Ben Jones übernommen hatte, nun zuversichtlich auf die kommende Zeit. Bei einem Redesign soll es bei der Berliner Neo-Bank nicht bleiben.

Alle Zeichen stehen auf Neukundengewinnung

Schon lange frage man sich: „What’s next?“ Schließlich war zu erwarten gewesen, dass es im Zuge der personellen Neubesetzung zu einer Neu- und Nachjustierung in der Strategie bei Nuri aka Bitwala kommen würde. Walcker-Mayer in den letzten Monaten immer wieder betont, Blockchain- und Kryptothemen aus der Nische holen zu wollen. Mehr noch als die Finanzbranche ohnehin gilt die Blockchain-Branche weiterhin als überaus männerdominiert. Walcker-Mayers Ernennung zur CEO war bereits im April ein wichtiges Signal, das in die deutsche Krypto-Welt geschickt wurde.

Bislang zählt die Firma rund 250.000 Kunden. Die entsprechende Definition von „Kunde“ ist allerdings sehr weit gefasst. Es handelt sich um registrierte Nutzer, die Nuri kontaktieren darf. Die Einlagen der Kunden stiegen um 400 Prozent und das Wachstum soll sich bis Ende 2021 weiter fortsetzen und „auf dieser Erfolgswelle wollen wir mit dem Re-Branding schwimmen“, sagt die CEO.

Weniger Day-Trade, mehr nachhaltiger Vermögensaufbau

Diverser, bunter, vielfältiger will Bitwala, oh, pardon! Nuri nun werden und neue Zielgruppen erschließen – jung, urban, weniger nischig! Der Relaunch soll auf diesem Weg nur der erste Schritt sein, dem viele weitere Folgen sollen, sagt die CEO. „Mit dem neuen Kundenerlebnis und dem Namen haben wir jetzt zunächst die Grundlage gelegt, aber wir haben viele weitere Features und Produkte in der Planung“, so Walcker-Mayer.

Was genau sie damit meint: Man plane beispielsweise den Launch eines Finanzproduktes basierend auf der Blockchain, arbeite an Angeboten für Kryptosparpläne und vor allem habe man ein Ziel: Weg von dem Day-Trade-Hype hin zu einer nachhaltigen und langfristigen Geldanlage, die jedoch auch künftig immer auf der Blockchain stattfinden soll.

Erste Weichen wurden gestellt: Vor etwa einem Jahr schloss Bitwala bereits eine Kooperation mit Celsius Network, einem in der DeFi-Welt recht bekannten Anbieter für von Krypto-Krediten. 

Neue Zielgruppe, neue Produkte

„Blockchain ist ja mehr als Krypto“, sagt Walcker-Mayer und denkt daher im Gespräch beispielsweise auch über Real Estate, ETFs oder Stablecoins nach, mit denen Vermögensaufbau betrieben werden kann. Für weitere Assets sprechen die Berliner nun mit Partnern, die in dem Bereich in der Vergangenheit Expertise aufgebaut haben. Ein zweites Bitpanda, dem Unicorn aus Österreich, wolle man aber nicht werden! Walcker-Mayer verneint das vehement. „Wir verstehen uns als Neobank, die die Möglichkeit bietet, Geld anzulegen, nicht als Trader.“

Finanzbildung ist wichtiger Baustein der Strategie

Aber halt! Das aber sind doch schon wieder viele Begriffe, die im Mainstream immer noch nicht angekommen sind. Doch gleichzeitig heißt es auf der Nuri-Seite: „Wir sind davon überzeugt, dass jeder die Chance bekommen sollte, seine finanzielle Zukunft selbst in die Hand zu nehmen.“ Wie also soll das gelingen, wenn keiner versteht, worum es eigentlich geht? Wie soll man auf den Bitcoin vertrauen, wenn es zwei Tweets einzelner Bitcoin-Inhaber braucht, um den Kurs direkt in den Keller zu treiben.

Es wird in Zukunft jedoch weit mehr brauchen, als das Re-Branding der Webseite plus App, die im neuen Glanze erstrahlt. Nuri setzt auf das Zauberwort: Finanzbildung! Heißt ganz konkret: schwierige Begrifflichkeiten übersetzen, einordnen und aufklären und Anlegern beispielsweise die Angst nehmen, wenn Kurseinbrüche stattfinden. Das Credo: Einfachheit, Übersichtlichkeit, Transparenz und das richtige Wording.

Nuri ist übrigens die Abkürzung für „New Reality“. Ein Name, der deswegen gewählt wurde, „weil wir eine neue Realität von Investment und Banking schaffen wollen, die noch nicht im Mainstream angekommen ist. Wir wollen diese Brücke schon heute schlagen“, sagt Walcker-Mayer.

Autor

  • Die studierte Soziologin und Medienwissenschaftlerin beobachtet, analysiert und schreibt als Journalistin seit vielen Jahren über die Startup- und Fintechszene. In der Vergangenheit arbeitete sie für führende on- und offline Gründer- und Wirtschaftsmedien im In- und Ausland, moderiert und schrieb mit Kollegen ein Buch über Unternehmen im Ruhrgebiet. Seit 2019 arbeitet sie für Payment & Banking, seit 2020 ist sie festes Redaktionsmitglied und ist in dieser Position verantwortlich für alle Themen Content, Planung und Entwicklung neuer Medienformate. In ihrer Zeit bei Payment & Banking ist sie zudem eine eifrige Podcasterin geworden.

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