Seit 2010 steht der Durchbruch vom Mobile Payment in Deutschland immer wieder unmittelbar bevor. Dabei bezahlen wir genau genommen tatsächlich immer mehr mobil mit dem Smartphone. Per Definition spricht man von Mobile Payment eigentlich immer dann, wenn im Bezahlprozess das Smartphone involviert ist. Dazu gehört die Bestellung einer Pizza über eine App genauso, wie das Shopping im E-Commerce. Weitläufig wird Mobile Payment aber auf das Bezahlen im stationären Handel reduziert, dem sogenannten Proximity Payment und bei eben diesen warten wir auf den Durchbruch vergebens. Trotzdem gab es im Jahr 2016 einiges an Bewegung im Mobile Payment, wenngleich auch nicht so wie sich das manch einer vorgestellt oder gewünscht hat. Einige Anbieter stellten 2016 ihren Dienst ein, während ein neuer auf den Schirm trat um mit einer vergleichsweisen altbackenen Technologie, dem QR-Code, mobiles Bezahlen in der eigenen Zielgruppe versucht zu etablieren.

Mobile Payment 2016: das große Sterben

Yapital

Zum 31.01.2016 wurde der vom Handelskonzern Otto gegründete Bezahldienst Yapital wegen Ausbleibens von Nutzern und Händlern – konsequenterweise – eingestellt. Über mehrere Jahre hatte das Hamburger Unternehmen versucht das auf QR-Code basierende Bezahlverfahren vergeblich am Markt zu etablieren. Zwar konnte REWE als relevanter Partner überzeugt werden Yapital als Bezahlverfahren einzusetzen, am Ende ging Yapital nicht einmal in allen REWE Märkten live und auch andere relevante Händler blieben, wie die Nutzer aus. Die technische Umsetzung bei Yapial war in mehrerlei Hinsicht schwierig. Sowohl für den Händler, der mindestens ein entsprechendes Kartenterminal brauchte, als auch für den Konsumenten, der mit seinem Smartphone den QR-Code am Terminal fotografieren musste. Schlußendlich wurde Yapital eingestellt.

Paysmart

Paysmart von DHL
Paysmart von DHL
Beendet wurde 2016 auch Paysmart, der Versuch der Deutschen Post DHL ein auf QR-Code basierendes Mobile Payment Verfahren in Deutschland zu etablieren. Ende April war mit Paysmart auch der Ausflug von DHL ins Mobile Payment beendet – immerhin nach “erfolgreicher Testphase”. “Die Ergebnisse des Pilotbetriebs werden genutzt, um Erkenntnisse über innovative Ansätze von mobilen Zahlungs-Lösungen im Handel und mögliche, zukünftige Einsatzmöglichkeiten zu gewinnen”, so die Deutsche Post in ihrer Mittelung zur Einstellung von Paysmart.

mpass

Im Juli 2016 zog dann der erste Mobilfunknetzbetreiber (Telefonica) die Reissleine und beendete mit mpass ein weiteres mobiles Bezahlverfahren. Das drahtlose auf NFC basierende Bezahlsystem wurde 2011 ursprünglich als Joint Venture zwischen den drei Mobilfunknetzbetreibern Telekom, Vodafone und Telefon gegründet. Telekom und Vodafone kamen mit eigenen Lösungen auf den Markt, so dass zum Schluss mpass von Telefónica und Wirecard alleine betrieben, und schlußendlich zum 1. Oktober 2016 eingestellt wurde. Mobile Payment bleibe aber ein „wichtiger Bestandteil“ der Unternehmensstrategie, so die Telefonica gegenüber heise.de.

MyWallet

Im November kündigte dann nach dem Aus von ClickandBuy auch die Telekom die Einstellung der Bezahl-App MyWallet an. Bis Ende des Jahres wird der Dienst eingestellt, die Kunden informiert und die App deaktiviert. Ohnehin hatte die MyWallet nach der Einstellung von ClickandBuy im April und damit einhergehend dem Ende der virtuelle Debitkarte an Attraktivität verloren.
Girocard in der Vodafone Wallet
Girocard in der Vodafone Wallet
Von den Mobilfunknetzbetreibern ist im deutschen Mobile Payment Markt nur noch Vodafone mit der Vodafone Wallet aktiv. Nach der Ankündigung im Februar 2016 mit Paypal zusammenzuarbeiten wurde es zunächst ruhig um die Vodafone Wallet. Aber aufgeben scheint man das Thema bei Vodafone noch nicht. Immerhin möchte man zusammen mit den Volks- und Raiffeisenbanken die Girocard in die Vodafone Wallet integrieren, für einen sieben Monate andauernden Testlauf. Allerdings ist dies nur für Kunden der Kasseler Bank und der Raiffeisenbank Baunasal geplant.Voraussetzung ist ein NFC-fähiges Android-Gerät, das Vodafone Wallet und ein NFC-SIM von Vodafone. Für Überraschung sorgte im Juni Payback mit Payback Pay. Anders als die bisherigen Lösungen bietet Payback mit Payback Pay zwar ein eigenes mobiles Bezahlverfahren, vermarktet es aber nicht als Produkt. Payback Pay wird als Feature von Payback positioniert, welches der Kunde nutzen kann, aber nicht muss. Das Payback in Deutschland 28 Millionen Kunden und 10 Millionen App Downloads verzeichnen kann, spricht für Payback Pay. Der Nachteil ist, dass man Payback Pay nur bei einigen der an Payback angeschlossenen Händlern nutzen kann – im Moment nur dm, allnatura, real und Aral. Gerüchten zufolge bewegen sich die Anmeldungen für Payback Pay im mittleren fünfstelliger Bereich, was gemessen an der Anzahl der App Downloads gering erscheint. Aber Payback Pay ist auch noch nicht bei allen angeschlossenen Payback Händlern aktiv und auch erst seit 5 Monaten live.

Mobile Payment 2016: Was bleibt

Apple Pay
Apple Pay
Fernab der selbstverständlichen Nutzung des Smartphones zum Bezahlen im E-Commerce wächst die weltweite Nutzung von Mobile Payment auch im stationären Handel. Sieht man von den Schwellenländern einmal ab, sind es vor allem Apple mit Apple Pay, Google mit Android Pay oder Samsung mit Samsung Pay die Mobile Payment im stationären Handel voran treiben. Zwar gibt es, wie in Deutschland auch, in unterschiedlichen Ländern auch nationale Lösungen Rund um das Thema Mobile Payment, aber mit weitestgehend mäßigen Erfolg. In der Schweiz gab es mit Twint und Paymit gleich zwei Lösungen. Paymit war das von den Banken und der SIX Payment lancierte Verfahren, während hinter Twint die Postfinance stand. Inzwischen sind beide Lösungen zu Twint fusioniert um Apple Pay Paroli bieten zu können. Ob das langfristig funktioniert bleibt abzuwarten. Gut Möglich, das es in einem vergleichsweise kleinem Land wie der Schweiz, alternative Verfahren erfolgreich sein können. In den USA gab es mit CurrentC die Bestrebung nach einer Alternative zu Apple. CurrentC war ein von dem Merchant Customer Exchange (MCX) initiiertes Verfahren an dem Anfangs neben Walmart auch Best Buy mit an Board waren. CurrentC wurde Ende Juni eingestellt bevor es wirklich das Licht der Welt erblickte. Angesichts der Lösungen von Apple und Google sah man keinen Aussicht auf Erfolg für CurrentC. Auch in England gab es, vor allen von Barclays getrieben, die Bestrebung fernab von Apple und Android Pay ein eigenes mobiles Bezahlverfahren zu etablieren. Ein Grund warum Barclays zunächst nicht für Apple Pay zu nutzen war. Aber auch Barclay gab nach und ist inzwischen auf für Apple und Adroid Pay verfügbar. So wie die meisten anderen Banken in England auch.

Mobile Payment von Apple und Google: der Unterschied

Bei den angebotenen Lösungen von Apple, Google und Samsung wird Mobile Payment nicht als Produkt sondern als Feature eines Ökosystems positioniert. Die Nutzer entscheiden sich nicht explizit für ein mobiles Bezahlverfahren sondern mit Kauf eines entsprechenden Smartphones für ein Ökosystem und jedes hat seine Variante des Mobile Payments. Das unterscheidet diese Lösungen von den unter anderem in Deutschland gescheiterten Diensten, denn Payment ist aus Konsumentensicht nur ein Hygienefaktor. Kunden wollen einkaufen, sich aber nicht über den Bezahlvorgang Gedanken machen. Ein weitere Unterschied dieser Lösung ist ein vereinfachtes onboarding. Apple und Google können auf komplexe Registrierungen verzichten und setzen auf vorhandene Kreditkarten beim Nutzer. Entscheidet sich ein Nutzer für Apple oder Android Pay ist die Freischaltung in wenigen Minuten erledigt, vorausgesetzt er wohnt in einem Land welches unterstützt wird. Während Android und Apple Pay bereits bei unseren Nachbern z.B. in der Schweiz, Spanien, Frankreich, Polen oder England genutzt werden kann, ist Deutschland noch auf der Warteliste. Zwar gab es immer wieder Anzeichen für einen Start von Apple Pay in Deutschland, aber bisher hat sich noch nichts getan.

Fazit

Wer in Deutschland mobil mit dem Smartphone an der Kasse bezahlen möchte, dem stehen im Moment nur noch zwei nennenswerte Lösungen zur Verfügung. Paypback mit Payback Pay und die Vodafone Wallet. Ersteres ist auf ein dediziertes Händlernetz beschränkt und letztere bietet zur Zeit keine nennenswerte Mehrwerte und auf relativ hohe Eintrittshürden auf Kundenseite. Während Payback Pay seine Nische gefunden hat, dürfte es für die letzte verbleibende Mobile Payment Lösung von Vodafone weiterhin schwierig bleiben. Spätestens mit dem Start von Apple und Android Pay in Deutschland wird die Luft dünn für Vodafone und damit auch für Paypal im stationären Handel einen Blumentopf zu gewinnen. In Anbetracht dessen das Apple und Google nicht mehr nur an der Ladenkasse eine Rolle spielen wollen, sondern auch im E-Commerce wird es insgesamt Bewegung im Markt der Zahlungsanbieter geben, was auch Paypal nur mittelgut gefallen dürfte. Schon jetzt steht Apple Pay laut einem Bericht von “The Country Caller” auf Platz 5 der größten Bezahlplattformen.

3 Kommentare

Dominik

Könnten Sie nochmals über den Text schauen?
Gerade im Fazit verwechseln Sie Payback mit PayPal.
Ansonsten ein guter Artikel. Wobei mir gerade PayPal zu kurz kommt. Auch andere Bezahldienste sind in den USA sehr populär und nutzen unter anderem Apple und Android Pay als Schnittstelle zur Kreditkartenintegration

1. Dezember 2016
    Maik Klotz

    Danke!

    1. Dezember 2016
    Maik Klotz

    Gerade geschaut: Es ist so richtig – Apple Pay ist vor allem für Paypal ein Problem, da Apple Pay in den E-Commerce drängt und am POS ist während gleichzeitig Paypal es nicht schafft an den POS zu kommen. Payback ist außen vor, da Nische.

    1. Dezember 2016
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