Mobile Banking AppAnfang der Woche wurde es mal wieder lauter im Netz – die Stiftung Warentest hat mobile Banking Apps getestet und viele haben das Thema im Anschluss aufgenommen. Auch wohl deshalb, da nur 7 von 38 Anbietern ein „gut“ erhalten haben und relativ neue Player wie „Numbrs“ gar ein „mangelhaft“. Die Aufmerksamkeit für das Thema Mobile-Banking ist super. Ich mag die Relevanz die das Thema bekommen hat, da der mobile Kanal auch und gerade für Banking eine nicht zu unterschätzende Bedeutung hat. Damit haben vor rund sieben Jahren die allerwenigsten gerechnet, als mit Outbank und kurz danach mit den Sparkassen-Apps die ersten Banking Apps aus Deutschland auf dem iPhone verfügbar waren. Spannend ist, dass genau die Ersten von damals, auch heute noch die sind, die in dem vorliegenden Test am besten abschnitten. Am zeitlichen Vorsprung kann es eigentlich nicht mehr liegen. Sieben Jahre sollten lange genug sein um mögliche Vorteile aufzuholen.

Sind die Ersten die da waren noch immer die Benchmark?

Ein Gedanke der mich eher beschleicht ist, dass Outbank und auch die Sparkassen-Apps die „Benchmark“ darstellen. Wenn es darum geht, was man wohl so machen muss, als deutsche Banking-App, schaut man scheinbar nach Hamburg und Dachau. Toll für die Kollegen, wenn man eine Art Standard gesetzt hat und meinen absoluten Glückwunsch an die Macher der Produkte. Was ich mich allerdings frage: Sind diese Standards, oder besser die Bewertungskriterien die wohl daraus abgleitet wurden, auch heute noch die alleinigen passenden Kriterien für moderne mobile Anwendungen? Oder besser gesagt für digitale Anwendungen?
Outbank
Outbank
 
Sparkasse - Mobile Banking App
Sparkasse

Kriterien erinnern an Quicken, StarMoney und Wiso mein Geld Tests

Schaue ich mir die Kriterien dieses Test an, fühle ich mich eher an Home-Banking Software Tests aus den 90er oder 00er Jahren erinnert. Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass es damals vor allem um vielen Funktionen ging, und weniger um das was Kunden mit den Anwendungen wirklich machten. Und genau diese Kundenrelevanz und den Blick auf Innovationen im Sinne des Kunden vermisse ich in diesem Test der Stiftung-Warentest. Ich vermisse die Würdigung von Ideen/Innovationen die mir als Nutzer das Banking wirklich leichter machen und nicht nur eine „kleine“ Abbildung des Browser-Bankings der Bank darstellt.

Plus Punkte für Neues!

Wenn es Abzüge im Test gibt, wo sind dann mögliche „Extra-Punkte“ für Funktionen wie:
  • Push-Alerts aus Umsätzen oder Kontoständen
  • Fernsteuerung der Kreditkarte
  • beste Multibankenfähigkeit
  • automatische Kategorisierung
  • Kündigung von Verträgen
  • Scan and Pay
  • Sync mit der Apple Watch
  • Sync zwischen verschiedenen Devices / Frontends (Tablet und Phone)
  • smartes Sparen
  • einfache p2p Payments
  • und so vieles mehr

Deutschland scheint anders zu sein

Schaut man einmal über die deutschen Grenzen hinaus, so hat man das Gefühl, dass hier ganz andere Kriterien für mobile Banking gelten. Seien es moven.com oder simple.com als die bekanntesten Beispiele. Hier geht es nicht so sehr um „Funktionen“, sondern um den Nutzer der im Mittelpunkt der Anwendungen steht. Kleines Beispiel? Der aktuelle Film von Simple.

Auch in Deutschland gibt es „andere“ Lösungen

Und auch in Deutschland gibt es Lösungen die wie Kontoalarm.de oder auch Number26 bewusst einen anderen Weg des Bankings beschreiten. Schade, dass solche Lösungen den Weg in den Test nicht gefunden haben – oder vielleicht auch besser so, da die bestehenden Testkriterien im Zweifel nicht von Vorteil gewesen wären.
Number26 - Mobile Banking App
Number26
 
Kontoalarm
Kontoalarm
Mein Wunsch an die Macher der Apps wie an die Tester: Traut euch mehr und orientiert euch weniger an dem was wir von Gestern kennen und gewohnt sind. Wir Nutzer akzeptieren auch Neues.
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9 Kommentare

Marc

Das grundsätzliche Problem ist, dass durch die Weiterentwicklung die Programme/Apps/Tools nicht direkt vergleichbar sind, zumal jeder andere Ansprüche hat.
Niemand würde einen Nadel-/Laser- und Tintenstrahldrucker direkt vergleichen, wenn nur übergreifend bzw. „unterhalb“ der jeweiligen Kategorie.

Daher ist der Test in der Finanztest meines Erachtens ein Eigentor für den Verlag.
Parallel dazu jedoch auch o.g. Statement, denn die „anderen Lösungen“ sind „Werbung“ :-)
Der Hinweis auf Cloud-Lösung, cloud-bridges bzw. justintime-Lösungen, egal welche App hierauf zugreift, wäre für die Basis-Diskussion mit Sicherheit förderlicher.

21. Mai 2015
    André M. Bajorat

    nein das ist keine Werbung – habe zwei etablierte, zwei internationale und zwei andere deutsche genannt

    21. Mai 2015
Jochen Siegert

Vermutlich liegt es am Alter und somit Anspruch der Tester und wie diese „mobil“ leben und somit Features erwarten. Hier ist Dein Vergleich zu den 90er durchaus passend…

21. Mai 2015
tobi

Deine Verlinkungen solltest du vllt nochmal überarbeiten ;)

zb: htttp://www.moven.com falsch! http://www.moven.com richtig!
Kontoalarm ist auch falsch da der au die paymantandbanking.com seite verweist!

21. Mai 2015
    André M. Bajorat

    du hast so recht

    21. Mai 2015

[…] figo-Macher André Bajorat kritisiert den aktuellen Test von Mobile-Banking-Apps durch die Stiftung Warentest. paymentandbanking.com […]

21. Mai 2015

Gutes Feedback zum Test André. Die Frage, die ich mir allerdings stelle ist, wie relevant ist die Stiftung Warentest noch für die heutige Generation Y alias mobile Banking Nutzer? Null Relevanz, meine ich.

21. Mai 2015
    André M. Bajorat

    Danke Martin – na ja – immerhin haben fast alle Blogs, Zeitungen etc das Thema aufgenommen – daher schon relevant

    21. Mai 2015
nowacore

Das Problem an Warentest ist nicht wie sie testen, sondern wie die Ergebnisse präsentiert werden. So ein Test von 38 Anbietern geht das gerade mal über 5 Seiten. Davon ist eine Seite eine riesige Tabelle welche den eigentlichen Test beinhaltet, dazu noch ein paar Kommentare aus den Gewinnern/Verlierern des Tests und ein Haufen allgemeiner Begriffserklärungen und Tipps. Bedeutet, ein Großteil der getesteten Apps wird dort nicht einmal beschrieben, sondern man darf sich das aus der Tabelle raus frickeln. Da steht dann bei einem der Testsieger beispielsweise „Kritisch“ bei der Datenübermittlung aber selbst die Fußnote gibt es keinen eindeutigen Hinweis was damit gemeint ist.

Die Faktoren wie getestet wird sind dabei durchaus relevant. Es werden Nutzertests sowohl mit Anfängern wie auch Profis gemacht und eben generelle Kontofunktionen getestet. Und das sind nun einmal Überweisungen, Empfänger anlegen etc…also das was der Otto-Normal-Nutzer am meisten braucht. Gerade die Usability ist da ein entscheidender Faktor und die Realität ist – auch wenn das viele der FinTech Leute nicht gerne hören – die meisten Nutzer wollen gar keinen Overkill an Funktionen. Ich sehe hier auch einen Widerspruch im Artikel. Einerseits bemängelst du das viele Funktionen nicht berücksichtigt werden und andererseits, ziehst du als Vergleich alte Finanzsoftware Tests ran wo genau das doch getan wurde. Da hat man die Software nach der Anzahl Features bewertet und nicht danach was die Kunden wirklich nutzen. Und das sind in erster Linie Kontostände prüfen und dann Überweisungen durchführen. Klingt langweilig, entspricht aber der Realität ob einem das nun gefällt oder nicht.

Programme wie StarMoney, Quicken und WISO sind ein wunderbares Beispiel, wieso sich neue und schlankere Programme mittlerweile gut im Markt etablieren konnten. Die alten Programme sind nämlich mittlerweile so an Features und Funktionen aufgebläht, dass es einen nicht zu unterschätzenden Nutzerkreis gibt welcher einfache und leicht zu bedienende Software kauft. Bei StarMoney habe ich mittlerweile das Gefühl, dass die Software bei jedem Update ein paar Sekunden länger braucht bis die sich öffnet. In der Zeit habe ich Banking 4W gestartet, mich angemeldet und mit F5 alle Kontoumsätze auf den Bildschirm. Und zu behaupten die Nutzer möchten Push-Alerts, Kreditkartenfernsteuerung (was soll das eigentlich genau sein?) und ihre Verträge per App kündigen, halte ich für etwas weit hergeholt. Ich kann zumindest auch aus eigener Erfahrung berichten, dass die meisten Nutzer ganz normale Standard Funktionen im Zahlungsverkehr möchten und das möglichst einfach und leicht zu bedienen. Warum hat wohl die Ing-Diba beispielsweise extra eine Kontostands-App entwickelt? Ganz ohne Payment Funktionen und Zusatzfeatures? Weil der Bedarf dafür da war und auch aus Sicherheitsgründen viele Nutzer gar kein Payment auf dem Smartphone nutzen möchten.

Man sollte sich bei einem auch wirklich bewusst sein, Security ist gerade in Deutschland mittlerweile ein wichtiges Thema. Und natürlich bekommt eine App welche anfängt da fleißig Daten auf den eigenen Servern zu speichern, in einem solchen Test erst einmal dicke Minuspunkte. Und ja, unter diesen Bedingungen kann sich Kontoalarm vermutlich eher freuen dort nicht mit im Test aufzutauchen. Mir ist durchaus bewusst, dass deren Features eine Speicherung der Daten erfordern, ich bin mir aber ziemlich sicher, dass dies vielen Nutzern nicht klar ist. Ich kenne die Geschichte von Sofortüberweisung, wenn man mit den Nutzern ins Gespräch kommt und erklärt wie diese Dienste überhaupt funktionieren, wechseln die ganz schnell auf andere Zahlungswege. Es springt ja normalerweise nirgendwo ein Fenster auf mit den Inhalt „Hey, wir speichern übrigens gerade mal deine Daten bzw. lesen die Kontostände aus“ auf, da muss man sich schon durch FAQs und AGB wühlen um das festzustellen. Und das macht so gut wie niemand.

Number26 ist auch so eine Sache. Wir reden hier in Grunde genommen von einer Wirecard Kreditkartenkonto auf den eine App gesetzt wurde. Die mag zwar ganz toll sein, aber als wirkliche Girokonto Alternative ohne EC-Karte und Bankdienstleistungen wohl auch nur für einen sehr kleinen Nutzerkreis in Deutschland interessant sein. Wie soll man so etwas bewerten? Zielgruppe Nutzer in Deutschland welche ihre Zahlungen komplett über die Kreditkarte abwickeln? Ich muss glaube ich nicht erwähnen, welchen Stellenwert eine Kreditkarte in Deutschland verglichen mit anderen Ländern hat. Was ich an deren App aber durchaus cool finde, sind diese Unternehmenslogos neben den Umsätzen.

Multibankfähigkeit als Feature in solchen Tests Pluspunkte zu geben, halte ich übrigens für nicht sinnvoll. Das Feature benötigen viele Nutzer nicht und wenn doch, gibt es eben Alternativen gerade außerhalb der Apps der Banken. Wenn man soweit geht, müsste man auch Pluspunkte geben wenn eine App unter verschiedenen Plattformen erreichbar ist. Schließlich könnte ein iOS-Nutzer auch mal auf Android wechseln wollen oder umgekehrt. Für den ist eine solche App und die gesammelten Daten dann nutzlos wenn keine Multiplattformfähigkeit beseht. Damit würden so einige der Apps dort ebenfalls schlechter bewertet werden müssen.

Natürlich wird es „spannend“ ;) in welche Richtung sich die Branche bewegen wird. Aber ich halte da diverse „innovative“ Ideen derzeit auch für deutlich überbewertet. Man sollte sich halt überlegen in welche Richtung man möchte: Möglichst viele innovative Konto-Features für den Endkunden entwickeln und daran verdienen? Dann müssen die schon ein solches „Killer-Feature“ sein das man massenweise Apps verkauft. Das scheint ja aber bei vielen Apps derzeit nicht der Fall zu sein. Einzelne Entwickler können davon wohl noch ganz gut leben, sobald der Laden aber größer wird oder sogar Lizenzgebühren an Drittschnittellen anfallen, dürfte das eng werden. Oder möchte man durch Dienstleistungen an den Banken Geld verdienen? Dann muss man sich erst einmal bewusst, welchen Bedarf die bei der derzeitigen Marktlage haben.

21. Mai 2015
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