Ask me anything #27 – mit Julian Leitloff, Gründer & CEO von Fractal
Im Reich der Gründer ist immer alles Friede, Freude, Eierkuchen. So sieht es aus. Oder doch nicht? Über Misserfolge, persönliche Niederlagen im Gründungsprozess, über verpatzte Pitches und Investoren, die auf den letzten Drücker doch einen Rückzug machen, sprechen Gründer … sagen wir es geschönt … ungerne. Um ehrlich zu sein: Eigentlich tun sie es auch im Jahr 2021 gar nicht.
Dabei ist der Prozess eines Unternehmensaufbaus ein langer und steiniger Weg und die Statistiken sprechen eine sehr eindeutige Sprache: neun von zehn Gründungen überleben nicht. Aber das zugeben? Lieber nicht, so lange man nicht das eine Startup ist, das es geschafft hat.
Versagensängste statt First Class Flug
Umso mehr wurde Julian Leitloff dafür gelobt, bewundert oder mit Worten wenigstens anerkennend erwähnt, als er letztes Jahr seine Gründungsgeschichte von Stilnest in dem Buch „Keinhorn“ offen gelegt hat und die Jahre zwischen „Himmel hoch jauchzend – zu Tode betrübt“ transparent gemacht hat. Stilnest war seinerzeit gestartet als Schmuckhersteller aus dem 3D-Drucker.
Doch anders als in Erfolgsgeschichten ist in „Keinhorn“ nämlich plötzlich nicht mehr die Rede vom Milliarden-Exit, den Loft-ähnlichen Büros in den Metropolen der Welt und First Class Flügen zu international agierenden Investoren. Vielmehr von Versagensängsten, Existenzsorgen und einem Gehalt, das gerade einmal für Dosenbier im Berliner Weinbergspark gereicht hat.
Heute ist Leitloff Gründer des Berliner Blockchain Startups Fractal. Das Unternehmen arbeitet daran, den Identifizierungsprozess im Finanzbereich zu transformieren. Wir erklärten bereits im vergangenen Jahr, wie Fractal funktioniert. Klingt nerdig, ist es vermutlich auch, aber mit Vision: Die Blockchain wird das Finanzsystem verändern. Anders als mit seinem Schmuck-Startup scheint er jetzt zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein.
Wir sprechen mit Julian Leitloff über Erfolg und Misserfolg, über leere Kühlschränke, billiges Bier, zerbrochene Freundschaften, aber auch über neue Visionen, Resilienz, seine Sicht auf Geld und den Wert der gesammelten Erfahrungen.