Ich wünsche mir, dass Bitcoin aufhört zu nerven.

toddler in black sweater standing in front of Santa Claus

Nils schreibt einen Wunschzettel mit den Worten Fintech, Bitcoin, Debitkarten und Ratenkauf an den Payment-and-Banking-Engel. Was drin steht? Weltexklusiv in dieser Kolumne.

Liebste Leserinnen und Leser, We wish you a merry Christmas, we wish you a merry Christmas, denn es ist so weit. Das Jahr neigt sich dem Ende zu, ich bin in beseelter, vorweihnachtlicher Stimmung und ja, wie soll man da denn ins Nörgeln kommen? Auch mein pechschwarzes Rentnerherz braucht mal eine Pause und deshalb gibt es in diesem Monat keine Nörgelei, kein an den Pranger stellen, kein Draufhauen auf Geschäftspraktiken, die einfach nur unterirdisch sind. Dieses Jahr gibt es im Dezember stattdessen eine Wunschliste, lieber Bankerinnen und Banker, liebe Fintech-Boys and Fintech-Girls, liebe Künstliche Intelligenzen, die ihr ja längst mitlest. Auf diese Wunschliste habe ich geschrieben, was ganz bald einer Änderung bedarf. Aber keine Sorge: Anders als von Santa Claus erwarte ich von Ihnen nicht, dass sie pünktlich zum 24. Dezember liefern. Im Laufe des nächsten Jahres reicht vollständig. Hier also weltexklusiv meine Wunschzettel an den Payment-and-Banking-Weihnachtsenegel.

Lieber Weihnachtsengel,

mein Name ist Nils. Ich bin, wie du weißt, 28 Jahre alt und ich war im vergangenen Jahr meistens brav. Ja, manchmal war ich ein wenig jähzornig, aber die Banken und Fintechs hatten es wirklich verdient. Wirklich.

Weil ich so brav war, wünsche ich mir ganz besonders die folgenden Sachen. Ich habe dir auch immer dazu geschrieben, warum ich mir das wünsche.

Danke,
Nils

Dass Banken die Debitkarte abschaffen

Ich hatte es schon in einer meiner diesjährigen Kolumnen in vielen, vielen Zeilen ausgeführt: Die Debitkarte ist der Inbegriff eines schlechten Produkts für den Kunden. Es ist nicht Fisch, nicht Fleisch und nicht mal ein vegetarisches Hackbällchen. Denn man kann mit diesen wunderbar nutzlosen Karten weder vernünftig an einem Girocard-only-Terminal zahlen, von denen es dann noch einige Tausend gibt. Und man kann damit auch nicht vernünftig im Ausland zahlen, weil dort beispielsweise bei Autovermietungen noch immer nur “echte” Kreditkarten akzeptiert werden – Aussagen der Anbieter hin oder her. Ich kann und will nicht darauf vertrauen, dass das “schon klappen” wird mit dem Auto, nachdem ich nach einem 12-Stunden-Horrorflug in den USA oder irgendwo sonst auf der Welt ankomme. Genauso wenig will ich in einer fremden deutschen Stadt hoffen, dass ich mein Brötchen denn nun bezahlen kann oder nicht. Und nein, liebe Bubble, das ist kein Akzeptanzproblem. Das ist ein Kartenproblem. Oder hebt ihr bei der Bank US-Dollar ab und beschwert euch, dass der Kiosk die nicht nimmt? Also, liebe Banken, schafft die Scheiße wieder ab. Sie nervt.

Dass Banken endlich wieder Zinsen zahlen

Wir schreiben das Jahr 2023 und einige Banken und Fintechs zahlen noch immer kein Geld auf meine Einlagen. Das kann man achselzuckend hinnehmen, klar. Aber ich finde es so frech, dass ich anbiete, eure Konten bei jeder einzelnen Bank aufzulösen und zu transferieren, wenn ihr mögt, liebe Leserinnen und liebe Leser. Denn wenn eine Bank 2023 noch immer keine oder nur geringe Zinsen zahlt, ist sie nicht die Bank, der ihr euer Geld anvertrauen solltet. Lasst es sie spüren und wechselt endlich. Und liebe Banken: Wenn ihr es ernst meint mit “Kundenzentrierung”, dann ändert das gefälligst. Frechheit.

Dass Bitcoin aufhört zu nerven

Im nächsten Jahr gibt es diesen digitalen Verschnitt von einer Währung, die man gar nicht so nennen darf eigentlich, nun schon 15 Jahre. 15 lange Jahre, in denen uns erst ein paar Nerds, dann viele Medien und jetzt wieder viele Nerds erklären wollen, dass das böse kapitalistische Geldsystem zusammenbrechen und nur Bitcoin obsiegen wird. 15 lange Jahre, in denen wir uns anhören mussten, warum nur die digitale Münze mit dem B in der Mitte uns noch retten kann vor der Apokalypse. Und 15 lange Jahre, in denen genau keines dieser Schreckensszenarien eingetreten ist. Wir zahlen immer noch mit Euro. Das Wirtschaftssystem ist weiterhin nicht zusammengebrochen – und Bitcoin? Bitcoin ist offizielles Zahlungsmittel in einem diktatorischen Regime geworden. Bitcoin ist kein verbreitetes Zahlungsmittel in Deutschland geworden. Und joa, eigentlich ist Bitcoin einfach wirklich egal geworden. Dass es trotzdem noch Fans gibt, ist ja nicht zu übersehen. Aber mir kommen sie immer häufiger vor wie Missionare in der Einkaufspassage, die unbedingt möglichst viele Leute überzeugen wollen (orange pillen), ihrem Glauben beizutreten. Ich wünsche mir, dass ich solche Menschen kommendes Jahr noch besser ausblenden kann. Ohm.

Dass noch ein paar Fintechs Pleite gehen

Das veränderte Zinsumfeld hat viele Fintechs und andere banknahe Start-ups auf die Bretter geschickt. Entweder haben sie den Laden gleich ganz dicht gemacht, Menschen entlassen oder mussten ihre Bewertung mal um ein bis zwei Nullen kürzen. Ich will ja nicht sagen, dass ich das gut finde, aber bei der ein oder anderen Nachricht musste ich schon ein wenig schmunzeln und denken: “Aaaaaach, seid ihr doch nicht so geil wie ihr immer auf allen Veranstaltungen erzählt habt? Und ihr seid gar keine krasse Revolution, sondern nur paar Berliner, die gar keine wirkliche Ahnung davon haben, wie man ein Geschäft ohne immer neues, zinsfreies Geld von Investoren aufbaut? Na, wer hätte das denn gedacht! 😯Ich bin verblüfft – NICHT.”

Um nachhaltige “Learnings” (liebe Grüße nach Berlin-Mitte bei diesem Wort) zu generieren, sollten nun ruhig noch ein bis zwei mittelgroße Fintechs Pleite gehen. Das würde vielen Fintechern (und Bankern) sicherlich helfen, sich und das eigene Unternehmen ein wenig “realistischer” einzuschätzen. Kussi.

Dass Ratenkauf in der EU verboten wird

Nun ist mein Wunschzettel doch ziemlich lang geworden, lieber PAB-Engel, weshalb ich mich hier kurz halten möchte. Ratenzahlung mit hohem Zinssatz ist Abzocke und Firmen, die erzählen, sie würden Finanzierung demokratisieren, lügen in aller Regel. Ihr wahrer Wunsch: Sie wollen einfach Geld mit möglichst vielen Menschen verdienen, auch denen, die nicht reich sind.

Nun habe ich aber genug geschrieben, gewünscht, genörgelt. Deshalb möchte ich die letzten Zeilen noch dafür nutzen, mich für Ihre und Eure Aufmerksamkeit zu bedanken, liebe Leserinnen und Leser. Ohne Sie gäbe es diese Kolumne nicht und ohne die vielen Anregungen aus der Community hätten wir sicherlich auch öfter Probleme, all die Themen zu sehen, zu denen es sich lohnt, mal so richtig auf die Pauke zu hauen.

Auch im kommenden Jahr geht es weiter mit “Nils Nörgelt”. Und so habe ich die große Freude, Sie zu fragen: Haben Sie auch Wünsche und Anregungen, worüber ich mich nach Neujahr aufregen soll? Schreiben Sie uns. Wir schreddern es diesmal nicht, versprochen. Und nun: Frohe Weihnachten & einen guten Rutsch.

Autor

  • Nils Wischmeyer ist Gründer des Journalistenbüros dreimaldrei und schreibt unter anderem für die Süddeutsche Zeitung, die Wirtschaftswoche und die brandeins. An der Finanzbranche findet er (fast) immer was zum Nörgeln.

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