Bitpanda vermeldete vor einigen Wochen gute Zahlen. Die vollständige Gewinn- und Verlustrechnung zeigt ein deutlich detailliertes Bild. Payment & Banking hat sie in die Finger bekommen.
Das europäische Fintech Bitpanda konnte in den vergangenen Wochen nur so mit guten Nachrichten um sich schmeißen. Neue Partnerschaft mit Solaris, neue Partnerschaft mit der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), neue Partnerschaft mit der Deutschen Bank – und dann noch diese Geschäftszahlen: 140 Millionen Euro Umsatz vermeldete das Start-up mit Sitz in Wien, dazu einen satten zweistelligen Millionengewinn. Bereits im März hatte Mitgründer Eric Demuth die guten Zahlen bei Payment & Banking exklusiv angedeutet. Mitte Mai kam das Fintech der Gründer Paul Klanschek, Eric Demuth und Christian Trummer dann mit einer offiziellen Meldung um die Ecke. Darin enthalten: Umsatz, Gewinn und ein rosiger Ausblick für 2024. Ein Blick in die vollständige Gewinn- und Verlustrechnung, die Payment & Banking bereits Wochen vor ihrer geplanten Veröffentlichung vorliegt, zeigt wie Bitpanda den Turnaround geschafft hat – und an welchen Stellschrauben das Fintech besonders heftig gedreht hat.
Interessant sind schon die ersten Zeilen der Gewinn- und Verlustrechnung. Dort wird schnell klar, dass die Nettoumsätze bei Bitpanda nach oben geklettert sind. Nach 44 Millionen Euro im Jahr 2022 sind für 2023 immerhin 114 Millionen Euro ausgewiesen. Da der Kostenblock etwa gleich groß ist, erklärt sich der gestiegene Nettoumsatz darüber, dass Bitpanda weitere Produkte auf den Markt gebracht hat, die zugleich aber kaum Kosten verursacht haben dürften. Beispiele dafür könnten der Ausbau des Staking-Angebots und die Einführung der Leverage-Produkte sein.
„Wir haben 2022 alle Kosten unter die Lupe genommen”
Aus dem Nettoumsatz wurde dann auch ein netter zweistelliger Millionengewinn. Dass dort ein doch deutlich besseres Ergebnis unter dem Strich steht als im Vorjahr, verdankt Bitpanda insbesondere den heftigen Kosteneinsparungen nach dem Horrorjahr 2022. Im Payment & Banking-Interview kündigte Eric Demuth das bereits im März an: „Wir hatten 2022 das Verlustjahr, das stimmt. Aber wir haben extrem schnell reagiert. Wir haben ganz radikal die Kosten gesenkt.” Das zeigt sich in der Gewinn- und Verlustrechnung auch für das Jahr 2023 noch immer sehr deutlich.
So sind insbesondere die sonstigen Ausgaben stark geschrumpft. Waren es 2022 noch mehr als 118 Millionen Euro, die Bitpanda hier auswies, konnte das Fintech die Kosten für 2023 auf unter 66 Millionen Euro drücken. Danach gefragt, wo Bitpanda die Einsparungen gemacht hat, erklärt Lukas Enzersdorfer, stellvertretender CEO von Bitpanda: „Wir haben 2022 alle Kosten unter die Lupe genommen und dadurch, dass wir zuvor derart schnell gewachsen sind, hatten wir viele Standorte, Software- oder Lizenzpakete angehäuft, die nicht businessrelevant oder überflüssig waren. Wir haben nach und nach alles gekündigt, was nicht notwendig war.” Weil einige der Abonnements eine Kündigungsfrist von sechs Monaten oder mehr hatten, zeigen sich die Effekte erst in der Gewinn- und Verlustrechnung 2023.
Das hat maßgeblich dazu beigetragen, dass sich das Ergebnis vor Steuern extrem verbessert hat. Standen 2023 noch 136 Millionen Euro Verlust am Ende der Rechnung, sind es 2023 fast 14 Millionen Euro – und zwar Gewinn. Selbst nach Steuern in Höhe von mehr als zehn Millionen Euro bleibt dem Fintech so ein Nettoergebnis von mehr als 3,5 Millionen Euro. Zum Vergleich: 2022 standen an dieser Stelle in der Gewinn- und Verlustrechnung noch 111 Millionen Euro Verlust. Damit ist Bitpanda wohl aus dem Gröbsten raus und kann sich jetzt vorrangig auf Wachstum konzentrieren.
Der Hype um Kryptowährung könnte Bitpanda helfen
Ein Blick in die Verbindlichkeiten zeigt, dass man das bereits moderat geschafft hat. 2022 wies das Fintech demnach 285 Millionen Euro an Verbindlichkeiten auf, 2023 waren es bereits 356 Millionen Euro. Besonders stark wuchsen dabei die finanziellen Verbindlichkeiten, nämlich von 88 Millionen Euro auf fast 190 Millionen Euro. Erklären lässt sich das laut Enzersdorfer so: „Die Erhöhung der Positionen bedeutet, dass wir unser Produktvolumen erhöht haben, heißt, wir sind gewachsen.” Die Positionen bei den Verbindlichkeiten seien nur Gegenpositionen zu „Financial Assets und Money Market Funds auf der Aktivseite”, erklärt der stellvertretende Bitpanda-CEO. Das Eigenkapital lag leicht höher als 2022 bei 174 Millionen Euro. 2022 waren es noch 171 Millionen Euro.
In der Gesamtbetrachtung konnte sich Bitpanda nach einem heftigen Jahr 2022 stabilisieren. Die Kosten sind deutlich gesunken, die Nettoumsätze gestiegen. Weitere Einsparungen dürften sich in den kommenden Monaten ebenso in den Zahlen realisieren wie der neuerliche Hype um Kryptowährungen. Getrieben von einem erneuten Rekordhoch beim Bitcoin, der die 60.000 US-Dollar-Marke knackte und der Zulassung von Bitcoin– wie auch Ethereum-ETFs, entwickelte sich das Handelsvolumen auf dem Markt für Digitalwährungen zuletzt positiv. Das könnte womöglich auch die bisher eher kleine Marge von Bitpanda vergrößern.
„Für 2024 und die kommenden Jahre streben wir aber ein deutliches Wachstum an”
Denn besonders im Vergleich zu einem Broker wie Flatex fällt auf: Es bleibt vom Umsatz am Ende noch nicht so viel übrig. So konnte Flatex Umsatzerlöse von knapp 390 Millionen Euro und ein Betriebsergebnis von 70 Millionen Euro im Jahr 2023 vorweisen. Enzersdorfer von Bitpanda sieht in der verhältnismäßig geringen Marge gar kein Problem: „2022 war ein Jahr des Umbaus, 2023 war für uns ein Jahr der Stabilisierung, weshalb die Umsätze und Erlöse nicht so stark gewachsen sind. Wir sind jetzt aber an einem Punkt, an dem wir mit gleichen Kosten auch ein Vielfaches an Umsatz generieren können”, sagt Enzersdorfer.
Entsprechend positiv ist auch sein Ausblick: „Für 2024 und die kommenden Jahre streben wir aber ein deutliches Wachstum an”, sagt der stellvertretende CEO von Bitpanda. „Schon im ersten Quartal dieses Jahres haben wir mehr 100 Millionen Euro Nettoumsatz gemacht. Das ist mehr als die Hälfte des Umsatzes aus 2023 in nur einem Quartal”, sagt er.
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*Transparenzhinweis: In einer ersten Fassung war im zweiten Absatz noch vom Bruttoumsatz die Rede. Die aussagekräftige Zahl hier ist aber der Nettoumsatz. Wir haben das angepasst.