Silke Finken war über 15 Jahre in der Strategieberatung tätig und ist heute Professorin für Innovationsmanagement. Im Interview spricht sie über Fintech als Innovationstreiber – und mangelnde Förderung in Deutschland.
Silke Finken ist ein alter Hase, wenn es um Fintechs und Banking geht. Mehr als 15 Jahre war sie in der Beratung tätig und hat dort unter anderem das Innovationsmanagement in der DZ Bank verantwortet. Wenn sie nicht gerade in den Bergen oder auf dem USP unterwegs ist, lehrt sie als Professorin Innovationsmanagement. Höchste Zeit, sie mal zum Innovationsstand der Branche zu fragen.
Wer bist Du und was machst Du?
Ich bin Silke Finken, Professorin für Innovationsmanagement und halte Keynotes und Workshops für Unternehmen zu Themen rund um Innovationen und Strategie. Davor war ich fast 15 Jahre in der Strategieberatung und im Banking aktiv, zuerst als Projektleiterin in der Financial Service Practice bei Bain und danach bei der DZ BANK, in der ich unter anderem das Innovationsmanagement im Transaction Banking aufgebaut und einige Jahre geleitet habe.
Wie viel Kohle hast Du gerade im Portemonnaie?
Etwa 50 Euro – mehr sind es selten.
Wie bist Du im Payment & Banking-Sektor gelandet?
Schon während meiner Zeit bei Bain war ich fast nur in der Banking- und Versicherungs-Branche aktiv. In meinem ersten Projekt Anfang 2000 habe ich für ein Fintech gearbeitet, das damals aus den USA auf den europäischen Markt expandierte. Es war eine sehr spannende Erfahrung, direkt an dem Aufbau eines innovativen Unternehmens beteiligt zu sein. Selbst als Berater waren wir extrem operativ unterwegs und haben temporär Teile der Management-Rollen übernommen. Später habe ich das Innovationsmanagement im Transaction-Banking bei der DZ Bank aufgebaut und geleitet und damit meinen „sweet spot“ in der Kombination von Innovation und Banking gefunden.
Wie möchtest Du den Payment & Banking-Bereich verändern?
Ich möchte Impulse für mehr Innovationen und Kollaboration setzen. Dadurch, dass ich in der Branche in unterschiedlichen Rollen unterwegs war, habe ich die verschiedensten Unternehmen und ihre Herausforderungen kennengelernt – von NGOs und Start-Ups bis zu europäischen Großbanken. Wir haben in Deutschland und Europa viel Potenzial, brauchen aber mehr Mut und Veränderungsbereitschaft. Deswegen ist mir das Thema der Innovationskultur und einer proaktiven strategischen Positionierung so wichtig. Bei meinen Keynotesgeht es genau darum, diese Impulse für mehr Innovationen, Mut zu Veränderungen, Offenheit für neue Geschäftsmodelle und Zusammenarbeit zu setzen. Gerade bei regionalen Banken sehe ich bei solchen Veranstaltungen immer mehr einen Wandel zu einem deutlich chancenorientierteren Mindset und der klaren Erkenntnis, dass sich die Geschäftsmodelle im Banking verändern.
Wenn wir uns allein den Trend zu Embedded Finance ansehen, dann wird klar, wie sehr sich der Zugang zu und die Nutzung von Finanzdienstleistungen in die Customer Journeys von Dritten verlagert. Das bedeutet, dass wir ganz anders über strategische Positionierungen, Rollen im Ökosystem und vor allem auch über Kollaborationsmodelle nachdenken müssen. Niemand kann hier völlig allein erfolgreich agieren und gerade durch sinnvolle Integrationen und Partnerschaften können vierfache Win-Win-Situationen für Banken, Fintechs, die integrierenden Unternehmen und die Endkunden entstehen.
Sind Fintechs die große Revolution – oder doch eher nur eine kleine Revolte?
Das Aufkommen der Fintechs hat dem Finanzsektor extrem gut getan und Themen wie Kundenzentrierung und damit die Bedürfnisse und „Pain Points“ der Kunden sowie die Customer Experience in den Fokus gerückt. Auch haben sie gezeigt, dass man manchmal Dinge ausprobieren muss und dann sukzessive verändern und nachschärfen kann. Ein derartig innovatives Mindset ist in einer Welt, die von einer immer schneller werdenden Veränderungsgeschwindigkeit geprägt wird, erfolgskritisch.
Für mich liegt dabei das größte Potenzial in der Zusammenarbeit, denn Banken und Fintechs können voneinander lernen, von dem Austausch profitieren und so gemeinsam Banking und Payments auf ein neues Level bringen. Das finde ich angesichts der immer umfangreicheren Angebote von Finanzdienstleistungen durch Bigtechs und soziale Medien auch industriepolitisch wichtig. So sehr ich die Services der Bigtechs auch schätze – beim Thema Financial Services möchte ich auch langfristig überzeugende Angebote von deutschen und europäischen Playern nutzen können. Aus meiner Sicht gibt es daher kein „Bank oder Fintech“ sondern ein klares „Bank und Fintech“ für eine erfolgreiche Zukunft des europäischen Finanzsektors.
Wenn Du Finanzminister*in wärst, was würdest Du sofort ändern?
Wesentlich mehr Start-Up-Förderung betreiben und Anreize für Investitionen in innovative Technologien setzen. Wir müssen in Europa wettbewerbsfähig bleiben und die Entwicklung von Ideen, Projekten und Unternehmen fördern. Dazu gehört für mich auch die Digitalisierung und die Förderung von Unternehmen, die sich der Forschung und Entwicklung von verschiedenen Anwendungsfeldern künstlicher Intelligenz widmen.
Werden wir persönlich: Was machst Du in Deiner Freizeit – und sag jetzt nicht “Lesen und Freunde treffen”?
In meiner Freizeit bin ich am liebsten mit meinen Kindern in den Bergen oder auf dem See unterwegs. Im Münchener Süden haben wir dafür auch eine fantastische Umgebung. Abends auf dem SUP mit Blick auf die Alpen über den ruhigen See zu gleiten – da kann keine Meditations-App mithalten. Ansonsten reise ich gerne. Mein Highlight bisher war eine Tour durch Laos, Kambodscha und Vietnam. Hinsichtlich der Ziele ist meine Bucket-List noch lang und vielfältig. Zum Glück sind meine Kinder inzwischen alt genug für die meisten Ziele und ähnlich reisebegeistert – und mein Mann schüttelt nur belustigt den Kopf.
Wie bezahlst Du an der Supermarktkasse?
Inzwischen fast immer mit ApplePay. Ich schätze die Convenience und das iPhone habe ich sowieso immer dabei.
Welche Finanz-Apps sind Deine drei beliebtesten?
Am meisten nutze ich die App meiner Bank, daneben Coinbase und PayPal.