Gemeinsam statt einsam im KMU-Banking: Digitale Plattformen bringen nötigen frischen Wind

Digitale Plattform für KMU-Banking: Effiziente Lösungen für Finanzen und Verwaltung an einem Ort.“

Kleine Unternehmen und Selbstständige wollen möglichst wenig Zeit mit Finanzen und Papierkram verbringen – doch effektive Lösungen sind am Markt immer noch rar. Mehr Wettbewerb und die Zusammenarbeit zwischen etablierten Banken und digitalen Anbietern könnte der Schlüssel sein, um das Segment endlich auch im Sinne der Kunden zu knacken.

Sie sind Marketing, Vertrieb, Personalwesen und Finanzbuchhaltung in einem: Für kleine Unternehmen und Selbstständige ist der Spagat zwischen Kerngeschäft und Verwaltung tägliche Realität. Trotz ihres Engagements fehlt es an etablierten Lösungen, die Finanzen und Verwaltung aus einer Hand bieten und somit nicht nur für Orientierung, sondern für echte Entlastung sorgen. Stattdessen arbeiten viele Kleinunternehmen oft mit mehreren, teils analogen, teils digitalen Anwendungen gleichzeitig. Das bindet Zeit. Viele fühlen sich überfordert und alleingelassen.

Kein Wunder: Traditionelle Banken haben kleine Unternehmen und ihre Bedürfnisse lange vernachlässigt und sich vor allem auf Retail- und Corporate Banking konzentriert. Doch das Segment gerät inzwischen zunehmend in den Fokus, nicht zuletzt aufgrund seiner wirtschaftlichen Relevanz: Rund drei Millionen Kleinunternehmen und Selbstständige in Deutschland bilden einen zentralen Teil des Mittelstands. Fintechs und Softwareanbieter sorgen mit modernen Lösungen für frischen Wind und erhöhen zugleich den Digitalisierungsdruck auf die klassischen Anbieter. Das Potenzial ist groß: Die digitale Durchdringung liegt im Bereich von Geschäftskonten bei weniger als fünf Prozent. Um kleinen Unternehmen die Lösungen zu bieten, die sie benötigen, sind nicht nur Aufmerksamkeit und Wettbewerb gefragt, sondern auch eine bessere Integration der verschiedenen Angebote zu einem ganzheitlichen System. Plattformlösungen werden dabei eine zentrale Rolle spielen.

Modulare Plattformen: Flexibilität, die mit dem Unternehmen wächst

Diese Plattformen haben drei wesentliche Stärken:

Ein Ort für alles: Sie bündeln zahlreiche finanzielle und administrative Aufgaben und bieten einen zentralen, niedrigschwelligen Zugang – etwa über ein kostenfreies Geschäftskonto. Für eine Yogalehrerin heißt das: Statt sich mit verschiedenen Diensten wie Zahlungsanbietern oder Terminverwaltungssoftwares auseinanderzusetzen, kann sie ihrer Leidenschaft nachgehen und sich auf ihre Kurse und Kunden konzentrieren.

Verknüpfte Leistungen: Ein System, das Finanz- und Verwaltungsaufgaben intelligent verknüpft, spart Zeit und erhöht die Effizienz. Die Yogalehrerin kann Rechnungen stellen, Mitarbeiter bezahlen und Ausgaben verfolgen – alles automatisiert und ohne sich um jeden Schritt einzeln kümmern zu müssen.

Wahlmöglichkeiten: Eine Plattform bietet maßgeschneiderte Lösungen, angepasst an die Branche, Unternehmensphase und die individuellen Bedürfnisse. Die Yogalehrerin kann externe Dienste integrieren oder zusätzliche Angebote wie Kreditoptionen in Anspruch nehmen, um ihr Studio weiterzuentwickeln.

Das Fintech Tide ist auf digitale Lösungen für Geschäftskunden spezialisiert, hat seine Plattform in Großbritannien und Indien bereits erfolgreich etabliert und zählt inzwischen über eine Million Kunden. Nun bringt das Unternehmen seine modulare Lösung auch nach Deutschland.

„Unser kostenloses Geschäftskonto ist die Basis. Weitere Services können Kundinnen und Kunden je nach Bedarf hinzufügen,“ erklärt Anna Fromme-Schoen, Geschäftsführerin Deutschland bei Tide. „Ob Rechnungsmanagement, Buchhaltung oder Finanzierungsmöglichkeiten – wir wollen der Ort sein, an dem unsere Kunden Finanzen und Verwaltung organisieren und damit Zeit und Geld sparen.“ Dafür entwickelt Tide eigene Lösungen, kooperiert aber auch mit etablierten Anbietern in den lokalen Märkten, wie etwa Adyen, der globalen Finanztechnologie-Plattform mit Hauptsitz in Amsterdam.

Kooperation und Kundenzentrierung als Treiber

Dass das Geschäftskundensegment an Bedeutung gewinnt, zeigt sich im steigenden Interesse der Investoren: Laut einer Analyse von Dealroom fließen mittlerweile rund 80 Prozent der Fintech-Investitionen in Lösungen für Geschäftskunden.

Auch auf Kundenseite ist das Interesse groß: Viele kleine Unternehmen wünschen sich digitale Lösungen, die ihre spezifischen Anforderungen erfüllen. Laut einer McKinsey-Analyse setzen Entscheidungsträger in KMUs oft auf private Erfahrungen statt auf standardisierte Kriterien – anders als große Firmen. Für Banken bedeutet das, mit dem ausgereiften Digitalerlebnis von Onlinehändlern oder Zahlungsplattformen zu konkurrieren und dabei gleichzeitig Stabilität und Vertrauen bieten zu müssen.

Um dieser Herausforderung zu begegnen, braucht es Lösungen, die das Beste aus beiden Welten vereinen: die Agilität und Innovationskraft von Fintechs und die Verlässlichkeit und Erfahrung etablierter Anbieter. Nur so entsteht ein Angebot, das die Buchhandlung um die Ecke, den freischaffenden Architekten oder die Yogalehrerin weiterbringt.

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