Börsengänge, Neobroker-Macht und Krypto-Frust: Was im nun beginnenden Jahr die Payment- und Bankingbranche bewegen wird und warum.
Das Jahr hat gerade erst begonnen, da ist es schon an der Zeit sich zu fragen: Was wird denn 2025 eigentlich passieren bei Fintechs, Banken und im Payment-Sektor? Wir haben uns fünf Bereiche angeschaut – und sagen dank Glaskugel voraus, wie es damit im Jahr 2025 weitergehen wird.
Die Börsengänge kommen
Private Equity und Venture Capital haben jahrelang viele Milliarden Euro in deutsche und europäische Fintechs gebuttert. Teilweise sind die Bewertungen seither in die Höhe geschossen wie Wolkenkratzer in New York, teilweise zusammengekracht wie ein Kartenhaus am elterlichen Weihnachtstisch. Doch wer seine Fintech-Wette bis heute am Leben gehalten hat, für den dürften die kommenden zwei bis maximal drei Jahre die entscheidenden werden, wenn es um die Frage gehen wird: Steigen wir endlich aus – und bringen wir das Baby an die Börse?
Den ersten Schritt in diesem Bereich macht dieses Jahr das einstige Super-Fintech Klarna, das mit fantastischen 45 Milliarden US-Dollar einst der unangefochtene Fintech-Star am europäischen Firmament war, bevor dieser – wie für Sterne üblich – in nur kürzester Zeit zu einem Sternchen verglühte. Nach der Wiederauferstehung als KI-Vorreiter im Payment-Bereich wird das rosafarbene Start-up dieses Jahr sein Debüt an der New Yorker Börse geben. Andere könnten schon bald folgen. Laut Financial Times könnte auch „Chime” den Sprung aufs Parkett wagen.
In Deutschland gibt es, trotz anhaltender Dementis, gleich mehrere potenzielle Börsengänge von Fintechs. Heißester Kandidat für das anstehende Jahr: Das von Tamaz Georgadze gegründete Raisin mit seiner Marke Weltsparen. Entsprechende Gerüchte machen schon seit Monaten die Runde, das Handelsblatt berichtete einst sogar über etwaige Pläne des Berliner Fintechs. Auch die üblichen Verdächtigen wie N26 bleiben heiße Kandidaten für einen IPO. Für uns Journalist:innen und natürlich die Szene bringt das einen großen Vorteil: Die Neobanken und Fintechs müssen final alle Zahlen reporten und das in aller Regelmäßigkeit.
Es wird aber auch dazu kommen, dass Fintechs und Banken immer gleicher behandelt und immer ähnlicher betrachtet werden. Den klassischen Unterschied zwischen Banken und Fintechs wird es mittelfristig nicht mehr geben und immer weniger Menschen interessiert die nächste tolle Finanzierungsrunde von Fintech X und Start-up Y. „It’s not the next big thing, it’s the new normal – stupid.“
Unsere Doppel-These: Mindestens ein deutsches Fintech geht 2025 überraschend an die Börse. Und der Klarna-Börsengang wird für Privatinvestoren nicht gut laufen.
Mobilfunk wird eine immer größere Rolle spielen
Wer heute einen Mobilfunkvertrag abschließt, der macht das bei der Telekom, Vodafone, Aldi Talk oder irgendeinem bunt-quietschenden Start-up, das für ein paar Euro weniger im Monat direkt zehn Gigabyte mehr Datenvolumen bietet. Was nach außen hin nach einem geschlossenen Markt aussieht, ist für viele Fintechs offenbar das „nächste große Ding.” Angetrieben vom Trend hin zur eSIM bieten immer mehr junge Start-ups Mobilfunkverträge direkt über ihre App an und verdienen so einige Euro dazu. Vorreiter in diesem Bereich ist das von Nils Feigenwinter gegründete Start-up Bling, das schon seit Monaten mit einem entsprechenden Angebot auf dem Markt ist. Doch auch Multi-Milliarden-Player Revolut bietet seinen Kund:innen mittlerweile eine eSIM an.
Mindestens ein großes deutsches Fintech sieht im Mobilfunkmarkt sogar dermaßen viel Potenzial, dass ein Gründer am Rande eines Netzwerk-Events vor einigen Wochen sagte, dass man irgendwann eben einfach die nächste Telekom werden wolle – oder sowas in der Art. Denn zusammenarbeiten muss man mit den Telekom-Anbietern dann schon noch. Auch wenn diese die Fintechs offenbar als gern gesehen Vertriebskanal nutzen.
Unsere These: Mindestens zwei weitere Fintechs wagen sich in den Markt und machen große Versprechungen.
Neobroker machen das Rennen
Mitten in der Pandemie entdeckten die jungen Deutschen ihre Liebe zu Aktien, der eigenen Altersvorsorge und natürlich dem Gamechanger unter den Anlageinstrumenten: ETFs. Für Scalable Capital und Trade Republic führte das zu einem Ansturm auf das eigene digitale Geschäft, von dem die Neobroker ohne Pandemie nie hätten träumen dürfen – und der ihnen mittlerweile eine Vormachtstellung eingebracht hat, die kaum noch einzuholen ist.
Klassische Broker wie Flatex, Direktbanken wie ING und Großbanken wie die Deutsche Bank werden ihre Depots deswegen sicherlich nicht aufgeben müssen. Das rasante Wachstum der Kundenzahlen aber konnten sie 2024 schon nicht mitgehen und werden 2025 vollends abgehängt. Spätestens am Jahresende dürften entweder Trade Republic oder Scalable Capital deshalb herausragende Jahreszahlen und noch viel bessere Kundenzahlen präsentieren. Die dürften dann endgültig zeigen: Das Rennen ist gemacht.
Unsere These: Scalable Capital ist ruhiger unterwegs als Trade Republic, wird bei den Kundenzahlen aber die Nase vorn haben.
Mastercard und Visa geraten unter Druck wegen Gebühren
Die vergangenen Jahre waren für die großen Kreditkarten-Schemes ein Zuckerschlecken: Weltweit konnten sie dank dem Trend zum digitalen Bezahlen milliardenschwere Umsätze erwirtschaften und in vielen Weltregionen auch Preise und damit Margen diktieren, von denen andere Industrien nicht einmal zu träumen wagen.
Doch zumindest in den USA und auch Europa geraten Mastercard und Visa immer stärker unter Druck, wie wir zuletzt im Dezember 2024 in einem ausführlichen Stück beleuchtet haben. Wir sparen uns daher hier die detaillierte Ausführung. Nur so viel: Der Vorwurf der Politik in beiden Fällen ist recht ähnlich. Die Kreditkarten-Schemes hätten über die vergangenen Jahre zu viel Macht angehäuft und würden diese für vermeintlich zu hohe Preise missbrauchen. Beide Unternehmen bestreiten das natürlich aufs heftigste. Sicher ist aber: Die Kritik der Politik wird in beiden Ländern nicht kleiner. Entsprechend werden Mastercard und Visa reagieren müssen.
Unsere These: Es wird neue Restriktionen für bestimmte Gebühren rund um Kreditkarten-Schemes geben.
Krypto-Scams kommen
Die Wiederwahl Donald Trumps hat in der Kryptoszene eine neue Goldgräberstimmung ausgelöst. Nicht nur ist der Bitcoin über die – warum auch immer – wichtige Marke von 100.000 US-Dollar geklettert. Nein, auch viele Macher:innen hinter Meme- und Shitcoins nutzten die Gunst der Stunde und sammelten mit teils dubiosen Methoden viele Milliarden Euro von Investor:innen und Privatanleger:innen ein, indem sie Kurse wild steigen und fallen ließen. Manch einer würde da von Pump and Dump sprechen. Aber wer sind wir schon, so etwas zu behaupten?
Nach dem Höhenflug wird es 2025 aber in jedem Fall Korrekturen geben. Die Investor:innen, die schon lange dabei sind, werden Teile ihrer Gewinne sichern wollen und deshalb verkaufen. Gleichzeitig werden, so unsere These, mehrere Krypto-Scams zum großen politischen Thema werden, inklusive anschließender Debatte über schärfere Regulierung, Warnung von Verbraucherschützern und vielleicht auch aus der Politik. Beides wird dazu führen, dass Krypto-Kurse eine deutliche Korrektur erleben werden, Trump hin oder her.
Unsere These: Zumindest ein paar Krypto-Betrüger bekommen 2025 ihr Fett weg.