FinTech Podcast #235 – Banking 3.0 (Das Hausbankprinzip)

FinTech Podcast #235 - Banking 3.0 (Das Hausbankprinzip)

Ein Recap zur Transactions 2019

Alles ändert sich, auch das Bankenwesen. Dabei war hier noch lange die alte Hausbank das gängige Modell – und bleibt es an vielen Ecken noch. Denn die Banken hängen einfach an diesem Modell. Wie also Bewegung reinbringen – lieber durch Rebuilding oder Unbundling? Und kann die Plattform-Ökologie hier helfen? Das erste Panel unser diesjährigen Transactions 19 wollte darauf Antworten finden. Mit diskutiert haben:

Moderator dieses Panels war André M. Bajorat.

Selbst die Panel-Gäste nicht mehr bei ihrer alten Hausbank – fast alle haben gewechselt, aber oft bezieht man diesen Begriff auf die neue Bank, die dann irgendwann zu etwas Vergleichbaren wie der klassischen Hausbank wird.
Was macht eine Hausbank aus? Einige oft genannte Punkte sind:

  • Exklusivität
  • gute Beratung
  • hoher Informationsvorteil
  • räumliche Nähe
FinTech Podcast #235 - Banking 3.0 (Das Hausbankprinzip)

Am Ende des Tages wollen wir Innovationsführer sein – als moderne Hausbank“, erklärt Sascha Dewald. „Leute brauchen sofort Hilfe, egal wo sie sind. Und das wollen wir leisten.“ Zwar gibt es keine räumliche Nähe, aber durch neue Möglichkeiten der Digitalisierung eben auch ganz neue Möglichkeiten, diese Nähe anders herzustellen, z.B. über Videochat.

Und wie viel Hausbank steckt in meinem Handy? Das Handy wird einem immer näher, und genau darauf muss man bei seinen Kunden achten. 

Nähe trotz räumlicher Distanz

„Das Thema Nähe ist entscheidend“, betont Sibylle Strack. „Man muss nicht nebenan sein, um nahe zu sein. Aber wichtig ist das Ambitionsniveau. Bei Kontist geht es nicht nur ums Banking, sondern um viel mehr, wir wollen ganz für die Kunden da sein.“ 

Problemlöser sein – das ist auch für Brüggestrat wichtig: „Wir sind aus diesem Grundprinzip entstanden: Hilfe zur Selbsthilfe.“ Darum betont er auch den Plattform-Charakter, um verschiedene Schnittstellen zu schaffen. „Wir müssen Lösungen finden – und manchmal kaufen wir dann auch Lösungen ein.“ 

Smarte Finanzberater

Strack betont aber auch, dass sie nicht versteht, warum den Kunden nicht mehr Neues gebaut wird. „Wir müssen die Kunden begeistern!“ Siragusano fügt an, dass es gleichzeitig um die Schnelligkeit geht – „Smarter Finanzberater“ ist hier das Stichwort. 

„Wir wollen nicht nur der Problembär sein“, so Dewald. Wichtig sind eher neue Geschäftsmodelle und innovative Lösungen. „Und da kann man sich nicht nur daran klammern, die exklusive Kundenschnittstelle zu sein.“ 

Die Bank, dein Freund und Helfer

Dieses Jahr haben wir zum ersten Mal mehr Mobile User als Desktop User“, betont Siragusano. „Wir müssen dahin, wo die Kunden sind.“ Doch Brüggestrat holt auch die Frage nach der Hausbank in die Diskussion zurück. „Hausbank hat immer etwas mit Vertrauen zu tun – vor allem, wenn es jemand nicht so gut“, erklärt Brüggestrat. „Wie ein guter Freund, der sich kümmert, wenn alles nicht so optimal läuft.“ 

Denn Krisen sind immer ein Thema in der Branche, und genau hier sind verlässliche Banken entscheidend. Strack erweitert das Thema noch: erstmal diesen guten Freund zu finden, also in die Bank zu kommen, das ist ebenso ein Problem – und ein Problem, das Strack zufolge viel zu wenig von den klassischen großen Hausbanken wahrgenommen wird.

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Weg vom Mythos Bank

Was wird aus dem Freundschaftsbonus? Bei Brüggestrat ist der noch vorhanden. „Es gibt auch immer eine ,weiche Einschätzung’“, so Brüggestrat, „die Menschen dann ganz anders einschätzt.“ Dewald betont aber auch, dass Schnelligkeit hier entscheidend ist – denn wenn es mit einem Kredit zu lange dauert, wird der Kunde woanders hingehen. 

Und was ist mit der Baufinanzierung? Siragusano betont, dass ein Kunde heute dank neuer Möglichkeiten die Info bekommen kann, wann und wo er will. „Wann ist jemand erreichbar – und will man einen echten Menschen sehen? Das unterscheidet sich von Kunden zu Kunden“, erklärt Siragusano. „Aber es gibt hier eine Entmystifizierung der Banken. Denn es gibt weniger komplexe Prozesse, sondern viel schnellere Entscheidungen.“

Wertegerüst im Banking

„Wir wollen zum Beispiel, dass Selbstständige besser in der Gesellschaft verankert sind“, erklärt Strack. Ist das eine andere Art von Vertical, ein neuer Weg, sich Kunden anzunehmen? Dewald betont, dass es hier auch darum geht, die eigenen Schwächen und Stärken zu kennen und seine Kunden gerade darin zu beraten, um sie wirklich wahrzunehmen. 

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Auf die Schnittstellen kommt es an“, so Brüggestrat. „Und auf das Wertegerüst, das wir vor allem bei den Genossenschaftsbanken haben. Bei uns gibt es keine Skandale, sondern wir greifen uns gegenseitig unter die Arme. Deshalb stehen wir natürlich nicht an der Spitze, aber das ist nicht unser Ziel.

Aber wie finanziert sich das, heute im Zeitalter fallender Zinsen, fragt Strack nach. Denn man muss Services anbieten, und die kosten Geld – und genau dafür braucht es neue Modelle. 

Neue Themen, alte Werte

„Zinsen sind auch ein Marktmechanismus“, so Brüggestrat. „Wo geht da Ganze hin? Gesellschaftliche Verwerfung und Zombie-Unternehmen sind nur zwei Themen. Wie geht man damit um? Man hat Verantwortung für ein großes Haus, um die Leute dort muss man sich kümmern.“ Denn es gibt hier nicht nur eine Vision – es muss an vielen Rädern gedreht werden.

Radikale Trends und der Blick nach außen

„Der Kampf um den Kunden ist zentral“, so Siragusano. „Die Branche ist massiv im Umbruch, man muss sich auf den Kunden einstellen. Und dazu ist das Umfeld extrem dynamisch.“ Dewald fügt noch an, dass die werte natürlich entscheidend sind, aber dass die Kunden-Loyalität immer weiter abnimmt. „Das ist ein radikaler Trend – und dafür müssen wir uns rüsten. Ein Blick auf andere Länder, andere Geschäftsmodelle ist hier entscheidend.“

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Autor

  • Nicole Nitsche ist studierte Theaterwissenschaftlerin und hat mehrere Jahre als Regieassistentin beim Thalia Theater Hamburg gearbeitet. Danach war Nicole Leiterin der Presse-und Marketingabteilung eines Hamburger Musiklabels. Als klassische Quereinsteigerin hat sie die komplette Kommunikation sowie den Aufbau der Redaktion bei Payment & Banking geleitet und verantwortet. Nicole ist seit August 2021 Geschäftsführerin von Payment & Banking und ist verantwortlich für die Bereiche Struktur, Planung, Umsetzung und Konzipierung von allen Events (z.B PEX, BEX, TRX & CryptX).

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