„Finanzen müssen individuell und lifestylig werden“

Selina Haupt, Mitgründerin der Finanz-App Moneten, im Interview über die Zukunft von Finanzen für Frauen

Selina Haupt ist Mitgründerin von Moneten und erläutert, wie sie mit ihrer Finanz-App Frauen unterstützen möchte, selbstbewusste finanzielle Entscheidungen zu treffen. 

Von Banken nur stiefmütterlich behandelt und selbst nur mit wenig Interesse an Finanzthemen: Frauen und die Welt der Finanzen, das ist bisher nun wahrlich keine innige Beziehung. Selina Haupt will das mit ihrer Finanz-App ändern. Sie will Finanzen diverser und zugänglicher gestalten – und für individuelle Erlebnisse sorgen, Zeit für ein Interview. 

Wer bist Du und was machst Du? 

Hi, ich bin Selina, die Co-Gründerin von Moneten, einer Finanz-App, die Nutzer*innen, insbesondere Frauen, hilft selbstbewusst kluge finanzielle Entscheidungen auf Basis einer individuellen Journey zu treffen. Wir verfolgen damit unsere Mission einer besseren finanziellen Zukunft für alle und die Schließung von Gender Gaps. 

Wie viel Kohle hast Du gerade im Portemonnaie? 

Zehn Euro und ein bisschen Kupfergeld. Ich habe selten Bargeld.

Wie bist Du im Payment & Banking-Sektor gelandet?

Durch Praktika während des Studiums und dann bin ich irgendwie hängen geblieben. 

Wie möchtest Du den Payment & Banking-Bereich verändern?

Ich möchte Finanzen zum einen gleichberechtigter und zum anderen individueller machen. Finanzielle Gender Gaps und fehlende Diversität sind für mich absolute No Go’s, die sich eben auf das Angebot und dessen Nutzung auswirken. Aber wer meckern kann, muss eben anpacken. Deswegen arbeite ich an mehr Individualität bei Finanzlösungen, weil ich fest davon überzeugt bin, dass wir weg von standardisierter Produktentwicklung und -vermarktung hin zu einer Fokussierung auf Journeys, Bedürfnisse und Ziele müssen. Das löst Biases auf und macht Finanzen für alle zugänglicher. Für die meisten Menschen sind Geld und Finanzen nämlich Mittel zum Zweck, um ihr Leben zu gestalten. Wir müssen Lösungen schaffen, die dabei begleiten, anstatt Produkt XY auf Basis von Vertriebszielen zu promoten. Das schafft am Ende mehr finanzielles Handeln. 

Mein Wunsch dadurch ist auch, dass Finanzen so weniger öde, abstrakt oder von oben herab wirken, sondern endlich lifestylig werden. 

Sind Fintechs die große Revolution – oder doch eher nur eine kleine Revolte?

Gegenfrage: Was bedeutet Innovation? Geht es immer nur um Disruption oder genauso um inkrementelle Verbesserung? Ich finde die Frage ist so Schwarz-Weiß gedacht. Wir brauchen beides – neue Technologien und Trends sowie die Überarbeitung von Bestehendem, gerade wenn zum Beispiel nur 15 Prozent der Deutschen investieren. Und ich sehe nicht, warum etablierte Banken oder Finanzdienstleister das jetzt besser können, nur weil oder obwohl sie eine bessere Ausgangssituation (mehr Ressourcen, Umsatz und so weiter) haben. 

Wenn Du Finanzminister*in wärst, was würdest Du sofort ändern?

Zwei Dinge: Finanzbildung an Schulen und Rente.

Ersteres ist für mich ein Pflichtfach genauso wie Medienkompetenz – Föderalismus hin oder her. Und wenn Lehrkräfte das nicht abdecken können, muss man halt Projektwochen mit Expert*innen organisieren, bis erste Lehrkräfte aus entsprechenden Studienfächern hervorgehen. Das wäre ein super Projekt zusammen mit dem Bildungsministerium. 

Zweitens: Die Rente wird bei vielen Menschen nicht reichen. Dabei sind vor allem die Menschen, die eh schon niedrigere Einkommen trotz harter Arbeit und on top oft eben auch weniger Zugang zum Thema Finanzen haben, betroffen. Wir brauchen ein anderes Rentensystem. Skandinavische Länder sind hier eine gute Inspirationsquelle.

Werden wir persönlich: Was machst Du in Deiner Freizeit – und sag´ jetzt nicht „Lesen und Freunde treffen”.

Oh Gott, warum streicht ihr meine Antwort als Option? Hmm… Dann was anderes Langweiliges: Sporteln oder spazieren gehen und meine Lieblings-Podcast hören oder Spotify mit meinem Hörverhalten dazu zu bewegen, noch mehr abstruse Musikphasen wie pink-pilates-princess-strut-Pop zu definieren. Ansonsten koche ich total gerne und bin da sehr experimentierfreudig. 

Wie bezahlst Du an der Supermarktkasse? 

Mit dem Handy.

Welche Finanz-Apps sind Deine drei beliebtesten?

Mal abgesehen von unserer eigenen mag ich gerne YourJuno aus UK, weil die in der Aufbereitung ihres Finanzwissens so hands-on sind – das gepaart mit diesem My Quirligkeit braucht unsere Branche einfach. Ansonsten Paypal – schnell Geld mit GIFs an Freund*innen senden, das brauche ich wiederum einfach. Und natürlich meine Banking-App, weil ich die häufig nutze.

Autor

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