Finanzbildung ist kein Charity-Projekt

Finanzielle Bildung

Finanzbildung ist wichtig – das ist Konsens in unserer Gesellschaft. Dennoch zeigt eine aktuelle Studie des Bankenverbandes erneut erschreckende Defizite: Acht von zehn jungen Menschen zwischen 14 und 24 Jahren geben an, in der Schule kaum etwas über Wirtschaft und Finanzen zu lernen. Eine Situation, die dringend Veränderung braucht.

Status Quo: Große Wissenslücken bei Finanzthemen

Die bekannten Wissenslücken bestätigen sich auch in der aktuellen Studie: Zwar kennen inzwischen drei Viertel der jungen Menschen den Begriff „Inflationsrate”, doch können weiterhin nur wenige die tatsächliche Höhe angeben. Die anhaltenden Defizite zeigen sich auch bei Wirtschaftsinstitutionen wie der Europäischen Zentralbank – nach wie vor kennt nur die Hälfte der Befragten zwischen 21 und 24 Jahren deren zentrale Aufgabe.

Die seit Jahren bestehenden Lücken beim Thema Anlage- und Vorsorgeprodukte bleiben bestehen: Unverändert weiß ein Viertel der jungen Menschen nicht, was eine Aktie ist, und ein Drittel kennt den Begriff „betriebliche Altersvorsorge“ nicht. Ein Fortschritt zeichnet sich immerhin beim Verständnis für Investmentfonds ab, das sich merklich verbessert hat.

Finanzbildung braucht viele Schultern

Eine aktuelle GenZ-Studie der Tomorrow Bank zeigt: Junge Menschen suchen ihr Finanzwissen aus verschiedenen Quellen. Familie und Freunde spielen eine wichtige Rolle, ebenso wie die Eigenrecherche im Internet und über Apps. Bemerkenswert ist, dass die klassische Finanzberatung trotz der zunehmenden Digitalisierung und des sich wandelnden Informationsverhaltens weiterhin die wichtigste Anlaufstelle bei Finanzfragen bleibt. Das zeigt, dass Menschen nach wie vor den direkten Austausch schätzen – und dass Banken und Finanzinstitute eine wichtige Rolle dabei spielen, Menschen bei Finanzthemen zu unterstützen und weiterzubilden.

Vier überzeugende Gründe für mehr Engagement

Man sieht in der Finanzbranche immer wieder Engagement für Finanzbildung – oft wird es aber als reines „Charity-Projekt“ behandelt. Diese Einordnung als Wohltätigkeitsinitiative führt dazu, dass das Thema häufig nur nebenbei und ohne strategische Priorisierung behandelt wird. Dadurch bleiben die Finanzdienstleister deutlich hinter ihren eigentlichen Unterstützungsmöglichkeiten zurück. Dabei sprechen handfeste wirtschaftliche Gründe für ein verstärktes Engagement.

Erstens nutzen finanziell gebildete Menschen deutlich häufiger Finanzprodukte. OECD-Studien belegen eindrucksvoll: Menschen mit besserer Finanzbildung sind nicht nur überzeugter von ihrer Altersvorsorge, sie besitzen auch häufiger Vorsorgeprodukte und investieren mehr als doppelt so oft in Kapitalanlagen.

Zweitens sind die Ausfallrisiken bei finanziell gebildeten Kunden deutlich geringer. Kreditnehmer mit Finanzbildung sind signifikant seltener zahlungsunfähig und geraten weniger häufig in Verzug bei ihren Kredit-, Hypotheken- oder Studienkreditzahlungen.

Der dritte Vorteil liegt in stärkeren Kundenbeziehungen. Eine Deloitte-Studie belegt dies mit klaren Zahlen: Kunden, die gute Finanzberatung von ihrer Bank erhalten, haben eine deutlich bessere Kundenbeziehung zu ihrer Bank. Finanzbildung schafft also Vertrauen und Loyalität.

Nicht zuletzt stärkt das Engagement für Finanzbildung die Arbeitgebermarke. In einem zunehmend umkämpften Arbeitsmarkt suchen gerade junge Talente nach Arbeitgebern mit echtem Purpose. Wer sich aktiv für die Verbesserung der Finanzkompetenz einsetzt, kann hier punkten.

Fazit: Win-Win-Situation nutzen

Das Engagement privater Unternehmen im Finanzbereich ist für die Finanzbildung essenziell, um ein fundamentales gesellschaftliches Problem zu lösen. Viele Institute zeigen bereits Einsatz – doch es ist noch Luft nach oben. Die Erkenntnis, dass Finanzbildung nicht nur gesellschaftliche Verantwortung, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll ist, sollte als starker Anreiz dienen, das Engagement weiter zu intensivieren. Denn am Ende profitieren alle: die Gesellschaft durch bessere Finanzkompetenz und die Institute durch loyalere Kunden, bessere Geschäftsergebnisse und eine stärkere Position im Wettbewerb um Talente.


Ein Beitrag von Gastautor Christian Binder:

Christian Binder ist Gründer und CEO der Finstep Solutions GmbH. Das Unternehmen verfolgt das Ziel, Jugendliche und junge Erwachsene in die Lage zu versetzen, finanziell selbstbestimmt zu handeln und informiert Entscheidungen treffen zu können. Im Kern geht es um eine FinanzbildungsApp, die auf unterhaltsame Weise finanzielle Grundkenntnisse vermittelt sowie praktische Werkzeuge für den Umgang mit Geld bereitstellt. Gleichzeitig steht die Plattform Banken als “GenZ as a Service”-Lösung zur Verfügung, wodurch sie ohne eigenen Entwicklungsaufwand die Möglichkeit haben, Finanzkompetenz und zielgruppenspezifische Angebote an ihre jungen Kunden zu vermitteln.

https://finstep.de/
https://www.linkedin.com/in/chrbinder/

Autor

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