FiDA als Gamechanger: Warum Open Finance jetzt ernst wird

ive-Podcast auf der DigiFin über FiDA und Open Finance mit wealthAPI

DigiFin, Live-Bühne, Mikro an, Publikum vor Ort und mittendrin eine Frage, die vielen Banken und Versicherungen gerade Bauchschmerzen macht: Was passiert, wenn Kund:innen wirklich Zugriff auf ihre Finanzdaten bekommen?

Genau darüber sprechen wir in einer Live-Podcast-Aufnahme von „3×3=10“ mit André Rabenstein, CEO von wealthAPI und Rentablo, und den Hosts Julian Prüfer und Marvin Vortkamp. Im Mittelpunkt: FiDA (Financial Data Access). Also die EU-Regulierung, die aus Datenhoheit auf Institutsebene echte Datenhoheit auf Kundenseite machen soll.

In gut 70 Minuten geht es um sehr viel mehr als Paragrafen: um Angst, Chancen, Kultur, Kooperation – und die ganz praktische Frage, ob FIDA eher Bedrohung oder Rettungsring für etablierte Player ist.

Von „Das kommt doch eh nicht“ zu „Wir müssen jetzt liefern“

Wer sich in den letzten Monaten auf LinkedIn, Konferenzen oder in internen Runden umgehört hat, kennt die Spannbreite:

Auf der einen Seite Skepsis und Abwehr: FIDA sei teuer, bringe „nur Aufwand“ und werde von Kund:innen ohnehin nicht genutzt. Auf der anderen Seite eine wachsende Zahl von Stimmen, die FIDA als echte Chance sehen, gerade in einem Markt, in dem Vermögen in wenigen Klicks zu Neobanken, Neo-Brokern und spezialisierten Plattformen abwandern kann.

André erzählt im Podcast eine Szene, die das sehr gut einfängt:
Ein Vorstand sagt sinngemäß: „Das erlaube ich meinen Kunden nicht.“
Seine Antwort: „Das entscheiden nicht mehr Sie.“

Genau da setzt FIDA an: Weg vom Denken in „unseren“ Daten, hin zu Kund:innen, die selbst bestimmen, wer was sehen und nutzen darf und welche Mehrwerte sie dafür erwarten.

FIDA im 3×3=10-Schema: Wenn 3 Ebenen und 3 Rollen zusammenspielen

Im Podcast ordnen wir FiDA in unser 3×3=10-Schema ein, also drei Ebenen mal drei Rollen, die zusammen mehr ergeben als die Summe der Teile:

  • Auf der Regulatorik-Ebene definiert FiDA, wie Datenportabilität im Finanzbereich in Europa aussehen soll.
  • Auf der IT-Ebene geht es um APIs, Middleware, Standards und darum, wie Legacy-Landschaften überhaupt FiDA-ready werden.
  • Auf der Business-Ebene wird entschieden, welche Use Cases wirklich gebaut werden: von Open-Finance-Copiloten bis hin zu neuen Beratungs- und Self-Service-Modellen.

Dem gegenüber stehen drei Rollen:

  • der Data Owner, also die Kundin oder der Kunde, dem die Daten gehören,
  • der Data Holder, Bank, Versicherer oder Plattform, die die Daten heute halten,
  • und der Data User, der Dritte, der über FIDA-Schnittstellen auf Daten zugreifen darf, z. B. FinTech, Berater oder Partnerbank.

Wenn diese 3 Ebenen und 3 Rollen sauber zusammenspielen, dann wird aus 3 x 3 eben nicht 9, sondern, ganz im Sinne unseres Podcastnamens, 3×3=10: es entsteht ein echter Mehrwert, den keine Seite allein hinbekommt.

Konkrete Use Cases: Von Vertragsordnern zu digitalen Finanz-Copilots

Spannend wird FIDA immer dann, wenn man es runterbricht: weg von Verordnungen, hin zu Situationen, die jede:r kennt.

Im Gespräch mit André geht es deshalb nicht abstrakt um „Daten“, sondern um konkrete Bilder:

Kund:innen, die heute noch mit einem versprengten Mix aus Depots, Konten, Krypto-Wallets und Versicherungen leben – und spätestens dann den Überblick verlieren, wenn Excel zur einzigen Steuerungszentrale wird.

Berater:innen, die händisch WPHG-Fragebögen durchgehen, obwohl das tatsächliche Risikoverhalten längst im Depot sichtbar wäre.

Versicherungsordner, die ein Makler mühsam durchblättert, obwohl dieselben Informationen strukturiert und in Echtzeit vorliegen könnten.

Genau hier setzen die Use Cases an, die wir in der Folge anreißen:

  • Vertrags- und Finanzmanager, die alle relevanten Daten zusammenführen – von Konten über Depots bis hin zu Versicherungen und Sachwerten.
  • Portfolio-Health-Checks, die auf Knopfdruck zeigen, wie gut ein Depot diversifiziert ist, wo Klumpenrisiken liegen und welche Alternativen sich anbieten.
  • KI-gestützte Empfehlungen, die nicht nur Produkte ausspucken, sondern Portfolios laufend überwachen und individuell Vorschläge machen – inkl. Nachhaltigkeitsfokus oder Risikoappetit.
  • Berater-Copiloten, die im Hintergrund Daten einsammeln und auswerten, während der Mensch sich auf das Gespräch, die Beziehung und die wirklich wichtigen Fragen konzentriert.

All das funktioniert schon heute in Teilen – FIDA macht es nicht nur rechtssicherer, sondern skalierbar.

Kooperation statt „Wir entwickeln alles selbst“

Ein weiterer roter Faden im Gespräch: Kooperation ist kein Nice-to-have, sondern Überlebensstrategie.

wealthAPI fokussiert sich zum Beispiel stark auf Vermögens- und FIDA-Daten, andere Player liefern PSD2-Daten, Brokerage-Integration oder steuerliche Use Cases. Die Idee „Wir bauen alles selbst“ klingt auf dem Papier vielleicht verlockend, prallt aber in der Realität schnell an Budgets, Kapazitäten und Geschwindigkeitsanforderungen ab.

Im Podcast sprechen wir darüber, wie:

  • spezialisierte Middleware-Lösungen Institute FIDA-ready machen,
  • regulierte Dritte als „Regulatory Shield“ fungieren können,
  • und warum es oft sinnvoller ist, die eigenen Teams auf Kundenzugang, Marke und Beratung zu konzentrieren, statt das x-te Datenmapping in Eigenregie zu stemmen.

Kooperation heißt in diesem Kontext nicht Kontrollverlust, sondern Beschleunigung. Wer Datenhoheit ernst nimmt, muss Kund:innen einen sichtbaren Mehrwert bieten. Und der entsteht nun mal selten im Alleingang.

Warum es sich lohnt, die Folge komplett zu hören

Diese Live-Folge ist keine trockene Vorlesung über EU-Regulierung, sondern ein ziemlich lebendiges Gespräch mit vielen Einblicken aus der Praxis:

  • Wie sich das Stimmungsbild zu FIDA in der Branche verändert hat.
  • Warum Angst vor Transparenz häufig größer ist als die tatsächlichen Risiken.
  • Wie wealthAPI aus einem B2C-Vertragsmanager heraus entstanden ist – und heute als Infrastruktur für andere arbeitet.
  • Welche Rolle KI und Gamification in der Vermögensbegleitung spielen können.
  • Und warum Kultur, Mut und Fehlerfreundlichkeit mindestens genauso wichtig sind wie Technik und Paragrafen.

Wenn du dich mit Open Finance, FiDA, Datenstrategien, Banking oder Versicherungen beschäftigst oder einfach verstehen willst, warum gerade so viele über Financial Data Access sprechen, dann nimm dir die Zeit für die komplette Folge.

Autor

  • 3×3=10 dein Podcast über Kooperationen in der Finanzwelt. Mit Julian Prüfer und Marvin Vortkamp. Wir sprechen darüber wie Banken, Versicherer, FinTechs, InsureTechs und Corporates durch branchenübergreifende Kooperationen echte datengetriebene Ökosysteme entwickeln. Von der Regulatorik über die Technologie zum Kunden. News, Insights und Realtalk. Digital, vernetzt und ehrlich.

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