Die neue Regulierung wird kommen, auch wenn die finale Ausgestaltung noch nicht finalist. Was das für Banken bedeutet – und warum KI eine Rolle spielt.
Als wir Mitte Februar die Gewissheit hatten, dass FIDA im Arbeitsprogramm der EU verblieb, hätten nur wenige von uns gedacht, dass wir jetzt noch einmal einen Eiertanz um die FIDA-Regulatorik sehen würden.
Im Vorfeld zur Parlamentssitzung auf der das Arbeitspapier der EU für 2026 gab es noch einmal einen großen Vorstoß der Industrieverbände, FIDA vom Arbeitsprogramm auszuschließen. Im Gegenzug wandten sich Fintech-Verbände mit positiven Argumenten an die EU. Letztendlich können wir sagen: FIDA geht in die letzte Runde, es steht im Arbeitsprogramm für das kommende Jahr und wird mit großer Wahrscheinlichkeit Ende des ersten Quartals in Kraft treten.
FIDA steht derzeit im Trilog, die unterschiedlichen Positionen der Kommission, des Parlaments und des Rats werden zusammengetragen und verhandelt. Hierzu wurden auch diverse Non-Paper verschiedener EU Staaten zur Vereinfachung von FIDA und zur Klärung noch offener Fragen hinzugezogen,
Vereinfacht gesagt beziehen sich die größten noch offenen Punkte auf den Ausschluss von nicht-EU Playern von der FISP-Lizenz und einem aktiven Verhindern des Markteintritts der großen Tech-Player aus den USA. Es gibt noch Fragen um den Ausschluß der BAV, weitere Fragen drehen sich um die Datenhistorie, geschlossene Verträge und um angereicherte Daten.
Nachdem im Trilog nicht so viel Fortschritt erreicht werden konnte wie geplant, sollte nun vor dem Ende der Sitzungsperiode vor Mitte Dezember nun noch ein deutlicher, nächster Schritt hin zu einem finalen Entwurf gemacht werden, auch weil ab Januar aus Zypern weniger Ressourcen für alle zu bedienenden Themen zur Verfügung stehen werden.
Die Industrie reagiert
Die Finanzinstitute beginnen verstärkt, sich mit der FIDA Regulatorik zu beschäftigen, es werden Impact-Analysen erstellt, Chancen und Herausforderungen dargelegt, und einige Institute beschäftigen sich auch mit der Frage, wie ihre Positionierung zu Schemes aussehen sollte. Ein Institut, das hier besonders hervorzuheben ist, ist die Deutsche Bank, die sogar im Rahmen der Sibos Konferenz in Frankfurt einen ganzen “FIDA Data Studio” Tag organisiert hat, und mit der wir auch seit gut einem Jahr in Frankfurt FIDA Working Sessions im TechQuartier durchführen durften. Auch in den Banken aus dem BVR gibt es nun Initiativen, bei Privatbanken, -beraternetzwerken und Versicherern sieht es eher noch sehr mau aus.
Die ersten Aktivitäten sindals sehr positiv zu bewerten, denn während der sehr aktiven Lobbyarbeit gegen FIDA aus den Verbänden war ein konstruktiver Dialog zwischen allen FIDA-Stakeholdern nur sehr bedingt möglich, beziehungsweisenicht auf der benötigten Hierarchieebene. Das ist aber notwendig, damit wir vernünftige Lösungen zu Governance, Datenstandards, Vergütung und – wichtig – Kundenerfahrung erarbeiten. Und nur wenn das auch geschieht, werden alle Marktteilnehmer von FIDA und Open Finance in der EU profitieren und nur dann können wir verhindern, dass Ineffizienzen aus dem PSD2 Umfeld wieder, und nun mit viel größerem Impact, entstehen.
Andere Länder profitieren bereits von Open Finance
Während die EU weiter recht zögerlich voranschreitet, können Märkte in anderen Ländern bereits von Open Finance Regulatorik, oder ihren Vorstufen, profitieren:
In UK hat der Data (Use and Access) Act 2025 die Rechtsgrundlage geschaffen, mit der die Regierung Smart-Data-Schemes über Branchen hinweg per Verordnung einführen oder erweitern kann – explizit inklusive einer Ausweitung von Open Banking in Richtung OpenFinance (z. B. Pensions, Versicherungen, Hypotheken). Unter anderem wird auch der gesamte Prozess des Hauskaufs digitalisiert und signifikant verkürzt. Umgesetzt wird das schrittweise durch die FCA/JROC, die das Thema operativ verankern (u. a. mit dem Open-Finance-Sprint 2025 und dem Design der künftigen “Future Entity” für UK-Open-Banking als Dauerinstitution). Mit einer finalen Lösung wird hier Ende Q1 2026 gerechnet.
In Brasilien zeigt sich die Wirkung bereits: Das regulierte Open-Finance-Regime ist mit Pix und Kreditdaten verzahnt, senkt Onboarding-Hürden, erhöht Wettbewerb und ermöglicht spürbare Kundenvorteile (besseres Pricing, schnellere Entscheidungen, mehr Produktvielfalt). Indien hat mit dem Account-Aggregator-Netz (Sahamati) die wohl konsequenteste Consent-Infrastruktur gebaut. Dies führte zu Millionen verknüpfter Konten, B2C- und B2B-Use Cases (Kredit, Vermögensübersichten, Versicherungen), die nun skalieren. Die VAE schließlich haben 2024 eine Open-Finance-Regulierung durch die Zentralbank erlassen und koppeln sie an eine klare Roadmap: Banken, Fintechs und staatliche Stellen pilotieren entlang definierter Datendomänen, es gibt einen zentralisierten Aggregator, der die Daten zugänglich macht. Die Schweiz verfügt über ein industriegesteuertes Scheme, die Open Wealth Association, die bereits API- und Datenstandards entwickelt hat und immer mehr Banken onboarded.
Global leitet die Bank for International Settlements (BIS) ein Projekt (Aperta) zur Interoperabilität nationaler Open Finance Systeme, die EU sitzt dem derzeit lediglich bei, denn wir haben ja weiterhin keine verabschiedete Regulatorik.
EU darf nicht (noch weiter) ins Hintertreffen gelangen
Damit die EU auch in datengetriebenen Finanzprodukten und Kundenangeboten weiter wettbewerbsfähig bleibt, und somit auch technologische Innovation in Finanzdienstleistungen fördern kann, müssen wir FIDA nun zum Abschluß bringen, pragmatisch, und use-case bezogen.
Die Chance, das „EUID Wallet” nicht nur mit einem digitalen ID auszustatten, sondern auch zu einem Daten-Wallet zu machen, ist groß. Hierzu benötigen wir den klaren Rahmen, den FIDA zum Datenteilen vorgibt. Auch digitale Währungen gehören mit in das Spannungsfeld des digitalen Fortschritts, auch hier ist eine gute Datenbasis essentiell.
Neben Open Banking gibt es ja heute bereits Datenprovider, die, zum Beispielfür die Wealth Management Industrie, Daten aggregieren und strukturiert weitergeben. Dies basiert auf bilateralen Agreements und der Notwendigkeit, einzelnen Datenquellen oft händisch zusammen führen zu müssen.
Warum wir nun standardisierte, regulierte Daten benötigen:
KI-gestützte Finanzberatung und agentische Workflows brauchen rechtssichere Skalierbarkeit – die liefern klassische Wealth-Datenfeeds nicht: proprietäre Schemata, wechselnde Herkunft (teils Scraping), unklarer oder pauschaler Consent, uneinheitliche Qualität und Verträge. Für Piloten reicht das, bei Enterprise-Skalierung und Governance zu Haftung, Audit, Re-Use und grenzüberschreitender Nutzung scheitert es.
FIDA schließt diese Lücke. Denn sie schafft standardisierte Datendomänen (Bank/Depot/Versicherung/Pension), regulierte Rollen (z. B. FISP) mit Haftungskette, expliziter, widerrufbarer Consent, Lineage und Event-Aktualität – Grundlage auch für EU-AI-Act-konforme KI. Dazu kommen Vergütungsprinzipien sowie SLA/Dispute-Mechaniken für den Betrieb. Fazit: Betas gehen mit heutigen Feeds; Geschäft in Serie entsteht mit standardisierten, regulierten, consent-basierten, portablen Daten. Genau dafür steht FIDA.


												



