Exklusiv: Paypal bekommt neue Deutschland-Chefin

Carola Wahl folgt im Oktober als Chefin der DACH-Region auf Jörg Kablitz. Das zeigen Recherchen von Payment & Banking. Wahl war zuvor beim Payment-Unternehmen Nexi als CEO DACH, hatte den Posten aber Anfang des Jahres verlassen. Bei Paypal hat sie einige Herausforderungen zu meistern.

Der US-Konzern Paypal bekommt eine neue Deutschland-Chefin. Das bestätigten Payment & Banking am Freitag zwei Quellen unabhängig voneinander. Den Informationen zufolge soll die Payment-Expertin Carola Wahl auf den amtierenden DACH-Chef Jörg Kablitz folgen, der nach über zehn Jahren den US-Konzern verlässt. Mit den Recherchen konfrontiert, bestätigen sowohl Paypal als auch Jörg Kablitz den Wechsel, der bisher nicht öffentlich bekannt war. Kablitz schreibt auf Anfrage, er habe sich nach zehn erfolgreichen Jahren bei Paypal im Frühsommer dafür entschieden, das Unternehmen zu verlassen, um sich neuen beruflichen Herausforderungen zu stellen. Paypal bestätigte den Wechsel und teilte mit, Wahl folge im Oktober auf Kablitz. Dazu schickt der Konzern ein Statement von Europa-Chef Samba Natarajan, indem dieser Kablitz für seine „erfolgreiche Arbeit” und seinen „bemerkenswerten Beitrag“ dankt. Wahl nennt er eine „erfahrene und erfolgreiche” Persönlichkeit und lobt ihre „außergewöhnliche Erfolgsbilanz bei der Umsetzung von Transformation.” 

Carola Wahl wollte eigentlich Architektin werden, wie sie Payment & Banking bereits im vergangenen Jahr verriet (das ganze Interview zum Nachlesen). Tatsächlich startete sie dann Ende der 1990er-Jahre bei Bertelsmann und verantwortete später die Transformation und Digitalisierung in großen Konzernen wie der Axa Schweiz oder der Telekom Deutschland. Ab dem 01. Januar 2023 war sie beim italienischen Zahlungskonzern Nexi für die gesamte DACH-Region verantwortlich. Anfang des Jahres gab sie allerdings ihren Abschied bekannt, ihr folgte Thomas Spreitzer nach. Auf Linkedin schrieb sie damals, dass für sie die Zeit gekommen sei, den „Staffelstab” weiterzugeben. Nach der Übergabe werde sie sich Zeit nehmen, um sich auf persönliche Projekte und ihre Familie zu konzentrieren, „bevor ich mich neuen Herausforderungen stelle, auf die ich mich schon jetzt sehr freue.” 

Paypal-Panne: Erhebliche Auswirkungen im Zahlungsverkehr

Diese Herausforderung sucht Carola Wahl nun beim US-Konzern Paypal. Der hatte zuletzt mit größeren Problemen zu kämpfen. Ende August bot ein Hacker vermeintliche Paypal-Daten im Netz an, was bei vielen Kunden zu Unsicherheiten führte. Gangster nutzten diese wiederum aus, um mit Phishing-Mails an deren Gelder zu kommen. Auch anderweitig knallte es: Banken blockierten Lastschriften von Paypal in Milliardenhöhe. Hintergrund war ein Ausfall der Sicherheitssysteme des Zahlungsdienstleisters, der dazu führte, dass zeitweise alle Lastschriften ungeprüft an deutsche Banken und Sparkassen gingen. Einige von ihnen zogen daraufhin die Notbremse und stoppten alle Zahlungen an Paypal. Das wiederum führte dazu, dass Händler ihr Geld nicht bekamen und Kunden mit ihren Paypal-Konten zumindest auf dem Papier ins Minus rutschten. Die Sparkassen sprachen anschließend davon, dass die Vorfälle „erhebliche Auswirkungen auf den Zahlungsverkehr in ganz Europa gehabt” hätten. Laut Paypal waren weniger als fünf Prozent der deutschen Kunden betroffen. Das wären immer noch mehr als eine Million Menschen. 

Kurze Zeit später waren Zahlungen mit Paypal wieder für alle Kunden möglich. Laut Unternehmen sind die meisten Händler mittlerweile ausgezahlt und Konten freigeschaltet. Lediglich vereinzelte Fälle seien noch offen. Wer von dem Vorfall betroffen war, bekam zehn Euro vom US-Konzern geschenkt. Wie hoch die ausgeschüttete Summe insgesamt war, wollte Paypal nicht verraten. 

Wero kommt: Paypal muss Marktanteile verteidigen

Carola Wahl wird sich mit den Nachwirkungen der Panne zumindest aus einer Image-Perspektive noch eine Weile beschäftigen müssen. Gleichzeitig muss sie aber auch einen Blick auf die neue Konkurrenz haben – und es schaffen, die Marktanteile des US-Konzerns zu verteidigen. Zwar ist Paypal laut Zahlen des EHI Retail Instituts die beliebteste Bezahlmethode der Deutschen im Internet. Doch mit Wero drängt bald ein Gemeinschaftsprojekt mehrere europäische Großbanken in den deutschen Markt und ruft im E-Commerce wohl Kampfpreise auf. So sollen ersten Berichten zufolge die Zahlungen mit Wero lediglich 0,77 Prozent (oder mindestens sieben Cent) kosten, womit der Bezahldienst deutlich günstiger wäre als Paypal. Ob das reicht, um Platzhirsch Paypal die Kunden abzujagen, wird sich noch zeigen müssen. Das ist aber auch nur die eine Front, die Wahl verteidigen muss. Gleichzeitig muss sie es schaffen, Paypal weiter an der Ladenkasse zu etablieren. Dort versucht der US-Konzern seit Juni diesen Jahres Fuß zu fassen und damit deutlich später als ApplePay, GooglePay oder andere Angebote. 

Author

  • Nils Heck (geb. Wischmeyer) ist Gründer des Journalistenbüros dreimaldrei, Buchautor und seit März 2024 Redaktionsleiter bei Payment and Banking. Er ist zudem Autor der monatlichen Kolumne „Nils nörgelt“, in der er sich kritisch mit aktuellen Trends in der Payment- and Bankingbranche beschäftigt. Wenn er nicht gerade meckert, jongliert er professionell.

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