Banken und Finanzinstitute stellen zurzeit massiv ein. Das zeigt eine Umfrage, die Payment & Banking einsehen konnte. Welche Jobprofile besonders beliebt sind und wo hohe Gehälter möglich sind.
Es ist ein paradoxes Phänomen. Zum einen verkünden große Geldhäuser immer wieder, dass sie Filialen schließen und teils tausende Jobs abbauen. Die Deutsche Bank beispielsweise gab im März bekannt, rund 2.000 Stellen zu streichen. Und die Commerzbank einigte sich zwei Monate später mit dem Betriebsrat auf einen massiven Stellenabbau, von dem bis 2028 fast 4.000 Arbeitsplätze betroffen sein werden. Allein in Deutschland sollen davon 3.000 Jobs betroffen sein.
Gleichzeitig sieht es aber so aus, als würde dem deutschen Banken- und Finanzsektor ein wahrer Jobboom bevorstehen. Das jedenfalls legt eine Untersuchung der Personalberatung Robert Half nahe, die Payment & Banking exklusiv vorliegt. In dieser anonymen Umfrage, die Rigour Research im Auftrag der Personalberater durchgeführt hat, wurden auch 100 Führungskräfte aus der Bank- und Finanzdienstleisterbranche danach gefragt, ob und wenn ja, wen sie in den kommenden Monaten einstellen wollen.
Immer mehr Banken stellen ein
Das Ergebnis ist eindeutig: 66 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, in der nächsten Zeit mehr Menschen fest anzustellen. Das sind sieben Prozentpunkte mehr als noch bei der vorherigen Befragung für das erste Halbjahr 2025. Ähnlich gut sieht es bei projektbasierten Anstellungen aus. Hier gaben immerhin 52 der 100 befragten Unternehmen an, Mitarbeiter:innen aufbauen zu wollen. Jasmin Knaus, Senior Practice Director Banken und Finanzdienstleister bei Robert Half Deutschland, sagt zu den Ergebnissen: „Die aktuellen Zahlen zur Einstellungslage für das zweite Halbjahr 2025 zeigen einen klaren Aufwärtstrend: Unternehmen blicken mit Zuversicht in die Zukunft.”
Auslöser des erwarteten Jobbooms sind laut Knaus gleich zwei Entwicklungen. Zum einen stabilisiere sich die wirtschaftliche Lage insgesamt. Zum anderen gebe es starken Veränderungsdruck auf die Branchen. „Viele Banken befinden sich in einer Konsolidierungsphase und bauem vor allem im Filialgeschäft Personal ab”, sagt Knaus. Das korrespondiert mit den zuletzt verkündeten Kürzungen bei Commerzbank und auch Deutscher Bank.
Fachkräfte sind gefragt: Diese Skills sind wichtig
Was hingegen stark zunimmt, sei die Nachfrage nach „hochspezialisierten Fachkräften”, die dafür sorgen können, die Effizienz in den Banken zu steigern. Gerade in den Bereichen Regulierung und IT dürften die Expert:innen gefragt sein, haben viele Institute doch veraltete IT-Systeme, die in den kommenden Jahren erneuert werden müssen. Dafür würden Banken und Finanzinstitute auch auf projektbezogene Expertise zurückgreifen. „Die Nachfrage ist weniger Ausdruck strategischer Expansion, sondern vielmehr eine pragmatische Antwort auf strukturelle Herausforderungen”, ordnet Knaus ein.
Besonders interessant für Banken und Finanzinstitute in Deutschland sind Fachkräfte, die sich in den Bereichen Cybersicherheit, Data & Analytics sowie Compliance im Finanz- und Rechnungswesen gut auskennen. Laut den Robert-Half-Daten sind die Einstellungsquoten hier bereits sehr hoch und dürften weiter steigen.
Hohe Gehälter, teilweise auch schon zum Berufseinstieg, sind Finanzinstitute immer dann bereit zu zahlen, wenn die Bewerbung sich mit generativen KI-Lösungen auskennen (54 Prozent) oder aber besondere Analyse- und Recherchefähigkeiten (53 Prozent) mitbringen. Erstaunlicherweise ist auch die Fähigkeit, mehrere Sprachen zu sprechen, ein Grund für Banken, mehr Gehalt auf den Tisch zu legen. Daneben schauen die Geldhäuser auf Kenntnisse in den Bereichen Risikomanagement und Kund:innenberatung, insbesondere mit Blick auf die Bafin-Vorgaben in der MaRisk und der EU-Richtlinie MiFID. Laut Knaus zeigt sich darin die Weiterentwicklung der Branchen: „hin zu datengetriebenen, resilienten und international ausgerichteten Organisationsstrukturen.”