IBanFirst, globaler Finanzdienstleister für Fremdwährungstransaktionen, expandiert mit der Eröffnung eines Münchner Büros acht Jahre nach Gründung in Frankreich in Deutschland. Das Fintech plant von der bayerischen Hauptstadt aus den deutschen Markt zu erobern. Das Unternehmen hatte zuvor Standorte in Belgien und den Niederlanden aufgebaut.
Das Unternehmen positioniert sich als Alternative zu traditionellen Banken und bietet Lösungen für Auslandstransaktionen. Anders als andere Unternehmen, die sich in diesem Segment bewegen, darunter beispielsweise TransferWise oder Azimo, die sich an Einzelpersonen und Freiberufler richten, zielt iBanFirst mit seiner Technologie und seinen Lösungen vor allem auf kleine und mittelständische KMUs. Für die deutsche Wirtschaft ist der hiesige Mittelstand eine wichtige Säule, er ist weltweit tätig und gerade in Zeiten der Liquiditätssicherung auf effiziente Auslandstransaktionen angewiesen. Zahlungsausfälle können zu großen Problemen führen und mitunter existenzbedrohend werden.
Lösung vereinfacht Währungsmanagement
Hier setzt iBanFirst an. Mittelständler, die ein iBanFirst-Konto eingerichtet haben, können grenzüberschreitend aktuell Zahlungen in 30 Währungen vornehmen. Das Startup arbeitet dabei mit lokalen Bankpartnern zusammen. Jeder Kunde erhält eine IBAN in seinem eigenen Firmennamen, in der Währung, die er benötigt, um Geld zu empfangen und an Lieferanten zu versenden.
Seit 2018 befindet sich das Unternehmen auf Expansionskurs und hat Märkte in Belgien und Frankreich besetzt. Ende 2019 fanden mit NBWM in den Niederlanden und Forexfix in Deutschland wichtige Zukäufe statt. Das Wachstum in weitere Länder soll Angaben des Finanzdienstleisters zeitnah erfolgen.
Starke Investoren im Hintergrund
Das französische Unternehmen hatte im Sommer hat in einer Serie-C-Runde in Höhe von 23,8 Millionen Dollar (21 Millionen Euro) von Elaia und dem Large Venture Fund von Bpifrance einsammeln können. Die Bestandsinvestoren Serena, Breega und Xavier Niel – Serena und Breega hatten sich ebenfalls an der heutigen Finanzierungsrunde beteiligt. Das französische Unternehmen zählt mittlerweile 180 Mitarbeiter und 4.000 Kunden in ganz Europa. Insgesamt hat das Startup 52,2 Millionen Dollar (46 Millionen Euro) eingesammelt.
iBanFirst verdient dabei pro Transaktion, indem es eine feste Gebühr verlangt. Der Großteil wird allerdings am Spread der Währung umgesetzt. iBanFirst fungiert hier wie ein Händler, der Währungsvolumina einkauft und an den Endkunden weiter distribuiert.
Die deutsche Dependance des Finanzdienstleisters wird von Mark Elser geleitet, der Ende 2020 als Country Manager Deutschland zu iBanFirst gekommen war. Zuvor war er bei der Landesbank Baden-Württemberg tätig. Zum Start konnte Payment & Banking mit ihm über die Ziele des französischen Unternehmens sprechen.
Hallo, Herr Elser, sind Finanzlösungen für KMUs einer der großen Banking-Trends für 2021? Warum ist das so?
Gerade bei kleinen und mittelständischen Unternehmen sieht man aktuell, das digitale Lösungen gefragter denn je sind. Traditionelle Banken können dieses Klientel aufgrund noch oftmals manueller Prozesse nicht kostendeckend bedienen. Von daher vergrößert sich die Zahl der B2B-Fintechs – vor allen Dingen im Geschäftsbankbereich. Nichtsdestotrotz ist der gesamte B2B-Bankingbereich nach wie vor von traditionellen Banken dominiert.
Gefühlt wird alles immer schneller, nur der Transfer von Geld dauert seit Jahren nachweislich manchmal oft noch mehrere Wochen. Können Sie uns erklären, warum das so ist? Wo hakt es?
In Bezug auf den internationalen Zahlungsverkehr stimmt das. Hier hat sich über die letzten Jahre wenig getan. Denn letztendlich ist dies nach wie vor ein durch Regulierung geprägtes und komplexes Netzwerk.
Für viele Kunden stellt sich jedoch die mangelnde Transparenz der großen Anbieter als viel schlimmer heraus. Vergleichbar mit der DHL-Sendungsverfolgung, bei der jeder Schritt des Pakets nachverfolgt werden kann, launchen wir in wenigen Tagen ein weiteres Feature für unsere Kunden, welches das Thema Transparenz im Zahlungsverkehr auf ein neues Level heben wird.
Für viele Kunden stellt sich jedoch die mangelnde Transparenz der großen Anbieter als viel schlimmer heraus.
Wie garantieren Sie bei hoher Volatilität von Fremdwährungen einen einheitlichen Kurs?
Unsere Kunden haben über unsere Plattform Zugriff auf Live-Kurse zu denen Sie entsprechende Währungsgeschäfte abschließen können. Darüber hinaus können diese Kurse fixiert und auch als Basis für spätere Transaktionen dienen. So erhöht sich Planungssicherheit und Margen können trotz der Hinzunahme ausländischer Währungen fixiert werden
Eine gesicherte Liquidität ist in Zeiten der Pandemie wichtiger denn je. Spüren Sie in Zeiten wie diesen eine gesteigerte Nachfrage in Ihren Kernmärkten?
Da der internationale Handel nicht zum Erliegen gekommen, sondern teilweise stark gewachsen ist spüren wir in einer Vielzahl von Branchen, beispielsweise Medizintechnik oder E-Commerce, eine erhöhte Nachfrage. Darüber hinaus kam aufgrund der starken Volatilität einzelner Währungen (Brexit) eine gewisse Verunsicherung hinzu, weshalb wir im Absicherungsbereich direkt gute Geschäfte verzeichnen konnten.
Welche Ziele hat iBanFirst für 2021 in Deutschland?
Am neu geschaffenen Münchner Standort starten wir mit ca. 25 Mitarbeitern. Im ersten Schritt ist unser Ziel, parallel zum Wachstum, einen weiteren Standort in Deutschland zu eröffnen und bis zum Jahresende 2021 einen Firmenkundenstamm im 4-stelligen Bereich zu erreichen.
Der deutsche Mittelstand gilt als „dickes Brett“, der manchmal ja sogar noch mit der heimischen Hausbank arbeitet – wie will man das Brett aufbohren?
Das ist richtig. München kann als das Herz der deutschen KMU Landschaft bezeichnet werden. Deshalb verfolgen wir zum Start eine regionale Expansionsstrategie. Aus diesem Grund haben wir uns auch für München als ersten Standort entschieden. Nach und nach werden wir, auch in diesem Jahr, weitere Standorte in Deutschland eröffnen und so den Markt erschließen.