Trumps Deregulierung könnte der Krypto-Branche schaden. Ohne klare Regeln drohen Betrug, Instabilität und Spekulationsblasen. Ist die Branche auf dem falschen Weg?
Die Krypto-Branche steht an einem Scheidepunkt. Während sich viele über die Ankündigung von Donald Trump freuen, der gemeinsam mit Elon Musk und seinem sogenannten „DOGE Department“ auf eine weitreichende Deregulierung setzt, könnte dies in der Praxis schwerwiegende Folgen haben. Denn wenn es eine Lektion aus den vergangenen Jahren gibt, dann die, dass unregulierte Finanzmärkte nicht automatisch zu grenzenloser Innovation, sondern auch zu Missbrauch, Betrug und wirtschaftlichen Katastrophen führen können.
Ein Blick in die Vergangenheit zeigt die Schattenseiten eines weitgehend unregulierten Krypto-Marktes. FTX, Terra Luna und andere spektakuläre Zusammenbrüche haben Millionen von Anlegern geschädigt und das Vertrauen in den Sektor nachhaltig erschüttert. Während einige Befürworter der Deregulierung argumentieren, dass Marktkräfte sich selbst regulieren können (vergleiche den oft zitierten Hayek – Der Markt weiß mehr als der Staat), zeigt die Realität ein anderes Bild: ohne klare Regeln und Kontrollmechanismen wird die Gier weniger zur Gefahr für viele.
Öffnen sich Tür und Tor für dubiose Projekte?
Trump hat wiederholt signalisiert, dass er Regulierungen im Finanzsektor abbauen will, um das wirtschaftliche Wachstum zu fördern. Dies mag für traditionelle Märkte und Unternehmen Vorteile bringen, doch für die Krypto-Industrie könnte es ein toxisches Umfeld schaffen, in dem Betrug und Manipulation ungehindert gedeihen. Ein gutes Beispiel ist schon der $TRUMP Token selbst. Ohne starke Aufsichtsbehörden wie die SEC oder CFTC, die Schutzmaßnahmen für Investoren durchsetzen, öffnet sich Tür und Tor für dubiose Projekte, Ponzi-Systeme und illegale Finanztransaktionen.
Ein weiteres Problem ist die potenzielle Instabilität, die durch fehlende Regulierung entstehen kann. Wenn institutionelle Investoren und große Unternehmen sich aufgrund unsicherer Marktbedingungen aus dem Krypto-Sektor zurückziehen, könnte die Branche in eine erneute Krise schlittern. Vertrauen ist ein entscheidender Faktor für den Erfolg von Kryptowährungen – und dieses Vertrauen wird durch klare Regeln, Transparenz und Verbraucherschutz gestärkt.
Ein weiteres unterschätztes Risiko ist die mögliche Destabilisierung der Märkte durch massive Spekulationsblasen. Wenn es keine Regeln für den Handel mit Kryptowährungen gibt, könnten Pump-and-Dump-Schemata, Marktmanipulation und extreme Volatilität zunehmen. Dies würde nicht nur einzelne Investoren treffen, sondern könnte auch größere wirtschaftliche Auswirkungen haben, insbesondere wenn traditionelle Finanzmärkte zunehmend mit dem Krypto-Sektor verflochten werden.
Regulierung der Extreme
Natürlich gibt es Argumente für eine Deregulierung, insbesondere wenn sie Innovationen fördert und übermäßige Bürokratie abbaut. Und Märkte können sich selbst regulieren. Daran glaube ich auch, allerdings hatte die Krypto-Industrie Jahre Zeit, um dies unter Beweis zu stellen. Das Gegenteil ist bekanntlich passiert.
Das bisherige Vorgehen von SEC und CFTC war auch extrem, aber am anderen Ende des Spektrums. Die Regelungen waren unverhältnismäßig und haben die Industrie sowie technologische Innovatoren behindert.
Die Krypto-Industrie braucht keine völlige Freiheit, sondern eine kluge, ausgewogene Regulierung. Ein regulatorischer Rahmen, der Innovation insbesondere dort ermöglicht, wo mit Stablecoins, Decentralized Finance (DeFi) und Real World Assets (RWA) neue, bessere Finanzinfrastrukturen geschaffen werden, aber zugleich Sicherheit gewährleistet, ist der Schlüssel zu einer nachhaltigen Entwicklung der Branche. Länder der EU haben mit der MiCAR (Markets in Crypto-Assets Regulation) bereits gezeigt, dass es möglich ist, Regeln zu schaffen, die sowohl den Schutz der Anleger als auch die Wachstumschancen der Industrie im Blick behalten. Da, wo absolutes Neuland entsteht, sollten die Regeln erst dann kommen, wenn Relevanz und Ausmaß der technologischen Neuerung klar ist.
Fazit
Trump und sein Team mögen die Krypto-Branche kurzfristig mit ihrer Deregulierungspolitik beflügeln. Doch ohne Schutzmaßnahmen für Investoren, Maßnahmen gegen Marktmissbrauch und klare Regeln für Unternehmen könnte diese kurzfristige Euphorie schnell in eine neue Krise umschlagen. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass völlig unregulierte Finanzmärkte oft in Chaos und wirtschaftlicher Instabilität enden. Wer wirklich an eine erfolgreiche Zukunft für Kryptowährungen und Blockchain glaubt, sollte sich für durchdachte und sinnvolle Regulierung einsetzen – nicht für einen Wilden Westen.
Kolumnist Peter Grosskopf
Peter Grosskopf ist von Hause aus Softwareentwickler und hat ein Faible für Gründung und Aufbau von regulierten Unternehmen. Solaris, Börse Stuttgart Digital Exchange, Unstoppable Finance / Ultimate, Iron und heute AllUnity sind die letzten Projekte, an denen er maßgeblich als Gründer oder leitender Angestellter mitgewirkt hat. Seit einigen Jahren beschäftigt er sich mit den Themen Blockchain, Banking, Web3, FinTech, Regulierung und übt sich als C3PO – Dolmetscher – zwischen Realwelt, Politik und Krypto Bubble. Seine Reise von Bank (TradFi) über Digital Asset Exchange (CeFi) über Wallet (DeFi) hin zu Stablecoins hat maßgeblichen Einfluss auf seine Kolumne „Kettenbrief“, die er seit 2025 exklusiv auf Payment & Banking veröffentlicht. Die kritische Auseinandersetzung damit, was in seiner Branche tagtäglich passiert, hält ihn „an der Kette“.