Das Banken- und Finanzsegment gehört, wie so viele andere Branchen auch, zu den Männerdomänen. Noch immer sind Frauen an den Spitzen oder in den Vorständen der Unternehmen eher eine Seltenheit. Doch ihre Zahl steigt. Und dass man es als Frau in einer Männerwelt bis ganz nach oben schaffen und die Wirtschaft bewegen kann beweist unsere Liste mit einigen der einflussreichsten Vertreterinnen im Finanzbereich.

Anfang des Jahres berichteten Medien, dass in den Chefsesseln börsennotierter Unternehmen in Deutschland zehnmal mehr Männer als Frauen sitzen. In über 65 Prozent der Vorstandsgremien befindet sich nicht eine einzige Frau[1]. Klar ist: Der Frauenanteil in den Chefetagen deutscher Konzerne ist noch immer viel zu gering.

Dennoch: Im Vergleich zu den Vorjahren steigt der Anteil einflussreicher Frauen in der Wirtschaft und an den Unternehmensspitzen. Zwar nur leicht, aber er steigt. In den 200 umsatzstärksten Firmen besetzten Frauen im Jahr 2019 insgesamt 94 von 907 Vorstandsposten (ein Anteil von 10,4 Prozent). 2018 waren neun Prozent[2]. Diese Entwicklung zeigt sich seit einigen Jahren auch in der Startup-, Banken- und Payment-Branche. Die Zahl der Frauen, die Risiken eingehen, (erfolgreiche) Unternehmen gründen, an der Spitze ihres Fachbereichs stehen und den „weiblichen Einflussbereich“ weiter ausbauen, geht weiter nach oben.

In diesem Beitrag präsentieren wie einige der bedeutendsten, mächtigsten Frauen im Finanz- und Bankensektor. Sie alle haben

  • einen beeindruckenden Lebenslauf
  • vielfältige berufliche Stationen im CV
  • Durchsetzungskraft in einer Männerdomäne bewiesen

Martina Hund-Mejean – Erfolgreich in den USA

Finanzielles Risikomanagement, Finanz-planung, Kosten-Nutzen-Analysen – für Martina Hund-Mejean beruflicher Alltag. Die gebürtige Frankfurterin ist Chief Financial Officer beim US-amerikanischen Zahlungsdienstleister und Kreditkarten-unternehmen Mastercard. Seit mittlerweile 13 Jahren hat Hund-Mejean, die als eine der einflussreichsten Frauen in der Finanzbranche weltweit gilt, diesen Posten inne. Und nicht nur das: Meist wird ihr Name auf die Frage nach der erfolgreichsten deutschen Managerin in den USA genannt.

Martina Hund-Mejean (Quelle: manager-magazin.de)

Bereits Mitte der 80er-Jahre geht sie für ein zweites Studium (zuvor hatte sie bereits VWL in Freiburg studiert) nach Amerika. Nach Anstellungen beim Autobauer General Motors und dem damaligen Telekommunikations-Unternehmen Lucent Technologies wechselt sie zum börsennotierten Tyco-Konzern. Dann folgt Mastercard. Das „Treasury & Risk Management Magazine“ wählt die 60-Jährige bis heute dreimal ins Ranking der einflussreichsten Personen im Finanzwesen.

Finja Kütz – eine Deutsche in Italien

Ende der 90er-Jahre beginnt Top-Managerin Finja Kütz ihre Laufbahn bei der internationalen Strategieberatung Oliver Wyman und arbeitet sich kontinuierlich die Karriereleiter empor. 2004 wird sie zum Partner befördert, dann folgt die Leitung des Bereichs internationales Marketing und Strategie. 2011 ernennt man sie zur Leiterin der Sparte Finanzdienst-leistungen für Deutschland, Schweiz und Österreich (DACH), vier Jahre später wird sie CEO Deutschland, Österreich und Luxemburg. Vor zwei Jahren geht es noch weiter nach oben. Und Kütz zählt fortan zu den wichtigsten, einflussreichsten deutschen Bankerinnen: 2018 steigt sie als Group Chief Transformation Officer bei der in Mailand ansässigen Großbank UniCredit ein. Seitdem entscheidet sie bei allen strategischen Entscheidungen mit. Seit Sommer 2020 ist sie zudem Aufsichtsratsmitglied der UniCredit Bank AG.

Helene von Roeder – Frankfurter Immobilien- und Finanz-Expertin

Die Frankfurterin Von Roeder arbeitet aktuell zwar nicht mehr im Banken- und Finanzbereich, gehört als Vorstandsmitglied des Bochumer Immobilienkonzerns Vonovia dennoch zu den mächtigsten Frauen in ihrem Segment. Sie übt als Chief Financial Officer großen Einfluss auf die Geschicke eines der wertvollsten und größten Wohnungs-unternehmen in Deutschland aus. Zuletzt stieg der Unternehmensgewinn auf über eine Milliarde Euro[3]. Bevor sie 2018 zur Vovonia wechselte, zählt die studierte Physikerin viele Jahre zu den Top-Bankerinnen Deutschlands.

Die weiblichen Stars der Finanz-, Payment- und Banking-Branche

Ihre Karriere beginnt Mitte der 90er-Jahre bei der Deutschen Bank, danach folgen Stationen beim globalen Finanzinstitut UBS AG und der Morgan Stanley Bank – mit einer Bilanzsumme von zuletzt fast 900 Millionen Dollar eines der profitabelsten amerikanischen Geldhäuser. Dort fungiert von Roeder als Head of Global Capital Markets für Deutschland sowie Österreich und steigt zum Vorstandsmitglied der Morgan Stanley Bank AG auf.

Danach ist sie vier Jahre lang Deutschland- und Zentraleuropa-chefin der Credit Suisse, eines der international größten Finanzdienstleistungsunternehmen.

Dr. Birte Rothkopf – Online-Anlagen aus dem Schwarzwald

Birte Rothkopf gehört zu den prägenden Fintech-Vordenkerinnen und -Expertinnen in Deutschland. Gemeinsam mit Salome Preiswerk gründet Rothkopf vor einigen Jahren die Online-Anlagen-Plattform Whitebox, einem banken-unabhängigen Anbieter digitaler Geldanlagen. Und zwar einem von der Stiftung Warentest geadelten: die unabhängigen Prüfer küren Whitebox in einem Robo-Advisor-Test im Sommer dieses Jahres zu einer der besten digitalen Vermögensverwaltungen.

Nur knapp hinter Quirion. Und dass es nicht immer Berlin sein muss, beweist Rothkopf, die viele Jahre in der Unternehmensberatung gearbeitet hat, auch. Schließlich ist die Whitebox GmbH im beschaulichen Freiburg im Breisgau beheimatet. Darüber hinaus sitzt Rothkopf in einem wichtigen, das Bundesfinanzministerium beratenden Gremium, dem FinchTechRat (2017 gegründet). Darin beraten Rothkopf und ihre KollegInnen aus der Gründer- und Bankenszene die Politik bei Fragen rund um Finanz-technologien und Digitalisierung.

Christiana Riley – jüngstes DB-Vorstandsmitglied seit 1970

Sie verantwortet die Amerika-Geschäfte des – nach Bilanzsumme und bezogen auf die Anzahl der Beschäftigten – größten deutschen Kreditinstituts: die studierte Romanistikerin und Betriebswirtin Christiana Riley. Ausgebildet an der Eliteuni Princeton, schickt sie ihr erster Arbeitgeber, die Investmentbank Greenhill, Anfang der 00er-Jahre nach Frankfurt. Nach einer beruflichen Station bei der Unternehmensberatung McKinsey erfolgt 2006 der Wechsel zur Deutschen Bank. Sie beginnt in der Abteilung Konzernstrategie, die sie wenige Jahre später leitet.

Dann wird sie Finanzvorstand der Investmentbanking-Sparte und rückt Anfang 2020 in den Vorstand auf[4]. Christiana Riley gehört seitdem endgültig zu den internationalen Top-Bankerinnen. Und zu einer der jüngsten: Im Alter von 41 Jahren ist Riley das jüngste Vorstandsmitglied der Deutschen Bank seit Alfred Herrhausen. Er war 40 Jahre alt, als er 1970 zum Vorstandsmitglied aufstieg.

Christiana Riley (Quelle: db.com)

International

Ana Botín – mächtigste Managerin Europas

Der deutschen Financial Times zufolge gilt die Spanierin Ana Botín als einflussreichste Geschäftsfrau und (weibliche) Persönlichkeit der europäischen Finanzwirtschaft. Und alljährlich besetzt sie in der Forbes-Liste der mächtigsten Frauen der Welt einen der vorderen Plätze. Botín ist Aufsichtsratsvorsitzende der Banco Santander. Kritiker sagen, der Weg an die Spitze einer der größten Banken Spaniens war vorgezeichnet, immerhin ist Ana die Tochter von Emilio Botín, der frühere Präsident der in Santander beheimateten Universalbank.

Hinzu kommt, dass sich Erfolg und Ruhm wie ein roter Faden durch die gesamte Familie ziehen: Botíns Schwager gehört in den 70er- und 80er-Jahren zu den international besten Golfern. Und ihre Mutter ist eine der populärsten Pianistinnen Spaniens, die vom spanischen Königshaus für ihr Lebenswerk ausgezeichnet wird. Doch Botín gelingt der Weg an die Spitze vor allem auch durch Fleiß, Durchsetzungskraft, Know-How und den richtigen Entscheidungen. Ausgebildet an der renommierten Harvard Business School, steigt sie bereits in ihren 20ern bei JPMorgan in den USA zur Führungskraft auf. Als sie zur Bankengruppe Santander stößt und ihr Aufstieg weiter unaufhaltsam voranschreitet, zählt sie bereits zu den „Superstars“ der europäischen Finanzwelt – obwohl sie noch nicht einmal die 30 überschritten hat.

Sharon Bowles – Börsen-Vorstand und Patentanwältin

Die weiblichen Stars der Finanz-, Payment- und Banking-Branche
Sharon Bowles (Quelle: theguardian.com)

Sharon Bowles ist die mächtigste Frau an der London Stock Exchange (LSE), eine der größten Börsen in Europa. Das Handelsvolumen, also der Gesamtbetrag aller an der Börse gehandelten Wertpapiere, betrug 2018 über 470 Milliarden US-Dollar[5]. Mit ihren – männlichen – Kollegen regelt Bowles alle mit der Börse und ihren Geschäften zusammenhängenden Belange. Bowles, die als knallharte Verwandlerin gilt, ist eine Allrounderin und in vielen (wissenschaftlichen) Disziplinen zu Hause.

Sie ist studierte Physikerin und arbeitet später erfolgreich als Patentanwältin, als sie Anfang der 80er eine Rechtsanwaltskanzlei für Patente mitgründet. Von 2005 bis 2014 ist sie Mitglied des Europäischen Parlaments und gilt in dieser Zeit als Vorsitzende des Ausschusses für Wirtschaft und Währung als eine DER Finanz- und Wirtschafsexpertinnen der EU. Sie ist in dieser Zeit gern gesehener Gast in Talkshows und Expertenrunden und äußert sich zu Themen sowie Fragen rund um freien Zahlungsverkehr, die europäische Finanzstabilität und die Regulation von Finanzinstitutionen und -märkten.

Susanne Chishti – Expertin, Autorin, Netzwerk-Gründerin

Sie gründet mit dem Fintech Circle das führende (Fintech-)Investoren-Netzwerk Europas: Susanne Chishti. Etwa 70 Mitglieder[6] zählt das Netzwerk bereits Anfang des Jahres. Sie alle haben sich auf Investitionen in Unternehmen der Finanztechnologie spezialisiert. Darüber hinaus ist Chishti (Mit-) Autorin des Fintech-Investment-Standartwerks „Fintech Book“, eine Art „Leitfaden zur Revolution in der Finanztechnologie“. Außerdem engagiert sich Chishti, die früher für große Banken und Finanzinstitute wie die Deutsche Bank oder Morgan Stanley gearbeitet hat, wie wenige andere für den Wirtschaftsstandort und Finanzplatz London. Wenn sich ein nicht-britisches Startup für die englische Metropole interessiert, etwa um in dort ansässige Fintechs zu investieren oder den Unternehmensstandort dorthin zu verlegen, wendet es sich an „Fintech Tours“. Chishti organisiert mit „Fintech Tours“ für diese Firmen Reisen in die britische Weltmetropole und stellt Kontakte her.


Quellen:

[1] Deutsche Konzernvorstände: 64 Frauen, 633 Männer | tagesschau.de

[2] Studie zu Konzernvorständen: Mehr Frauen in den Chef-Etagen | tagesschau.de

[3] Vonovia: Wohnungskonzern macht Milliardengewinn – DER SPIEGEL

[4] Deutsche Bank: Christiana Riley ist die einzige Frau im Vorstand (faz.net)

[5] Die Top 10 der größten Börsen der Welt (gevestor.de)

[6] Susanne Chishti: „Ein Business Angel sollte nicht in Panik verfallen“ (handelsblatt.com)

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