Buy now, pay later (BNPL, oder ganz einfach Rechnungskauf) haftet seit geraumer Zeit verstärkt der Ruf des Schuldentreibers an. So stark, dass sich das einst so hippe Flaggschiff-BNPL Klarna vor knapp einem Jahr gezwungen sah, in die Gegenoffensive zu gehen. „Fakten gegen Fiktion“, titelte da ein Blogpost: „Treibt Klarna Jugendliche tatsächlich in die Schuldenfalle?“ Wir blicken in unserer dreiteiligen Miniserie auf die aktuellen Zahlen, abseits der Marketing- und PR-Maschinerie.
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Überschuldungsquote in Deutschland
Wie viele Personen und Haushalte sind in Deutschland eigentlich überschuldet? Dafür sollten wir zunächst einmal darauf blicken, was Überschuldung überhaupt bedeutet. Denn nicht jede Person, die einen Kredit aufnimmt, ist gleich überschuldet. Erst wenn Zahlungsrückstände und Inkassoverfahren, später dann weitere Maßnahmen, bis zur Privatinsolvenz führen, spricht man von Überschuldung.
Kurz: Kann eine fällige Forderung nicht beglichen werden, beginnt der Prozess der Überschuldung.
In Deutschland sind nach aktuellen Zahlen des „Schuldneratlas Deutschland 2022“ der Wirtschaftsauskunftei Creditreform 5,88 Mio. Personen, oder 2,94 Mio. Haushalte überschuldet. Das entspricht einer Überschuldungsquote von 8,49 Prozent. Zumindest auf diese Zahlen haben die modernen BNPL-Angebote aus der Makrosicht keinen Effekt. Laut Creditreform sind dies die niedrigsten Werte seit Beginn der Erhebung im Jahr 2004. Gleichzeitig sinkt die Überschuldung in allen Altersbereichen im Vergleich zum Vorjahr leicht.
Höchste Überschuldungsquote bei Altersgruppe U40
Ein Blick auf die Überschuldungsverteilung zwischen den Geschlechtern zeigt: Männer weisen eine höhere Überschuldungsquote auf als Frauen. 3,59 Mio. Männer sind überschuldet, hingegen nur 2,3 Mio. Frauen. Folgerichtig liegt die Überschuldungsquote bei Schuldnern mit 10,56 Prozent deutlich höher als bei Schuldnerinnen (6,48 Prozent).
In den Alterskohorten bilden die unter 40-Jährigen das Schlusslicht. Mit einer Überschuldungsquote von 14,12 Prozent befinden sich insgesamt 1,53 Mio. Deutsche in der Altersklasse von 30 bis 39 in der Überschuldung. Größte Risikofaktoren hier sind Familiengründung, Hausbau und berufliche Positionierung.
Überschuldungsquote nimmt ab, Schuldenvolumen nimmt zu
Während die Quote weiter abnimmt, wächst das Schuldenvolumen im Mittel. Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen ein Wachstum der mittleren individuellen Schuldenhöhe von Privatpersonen von 29.600 € (2018) auf 30.300 € (2022). Die vorübergehende Spitze ist jedoch im Fünfjahresrückblick bereits überwunden: 2021 lag das mittlere Schuldenvolumen bei 31.100 €.
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