Dürfen wir vorstellen: Verena Freyer
Das Arbeiten in der FinTech Branche gleicht einem Kommen und Gehen, setzt ein hohes Maß an Professionalität in einem durchaus lockeren Arbeitsumfeld voraus und ist vor allem geprägt von Innovationen sowie guten, klugen und zukunftsorientierten Ideen, so der weitverbreitete Konsens. Doch wer sind eigentlich die Köpfe und Macher hinter diesen kreativen Denkprozessen, an der Schnittstelle zwischen Finanzen, digitalen Technologien und Gründertum? In unserer Reihe Die Gesichter der FinTech Branche stellen wir regelmäßig einer Person aus der Payment- und Banking-Industrie die gleichen zehn Fragen. Diesmal beantwortet Verena Freyer unsere Fragen.
Dürfen wir vorstellen…
Während unseres Arbeitsalltags begegnen uns immer wieder spannende Menschen, die im gleichen Umfeld tätig sind, die uns nur einmal oder immer mal wieder begegnen oder uns sogar schon privat sehr ans Herz gewachsen sind – jeder von Ihnen hat eine eigene Geschichte. Wir haben ein paar dieser Menschen aus unserem nächsten FinTech-Umfeld interviewt, um ihnen ein Gesicht zu geben. Um zu teilen, warum diese Branche für sie viel mehr ist als eine weitere Art, seine Miete zu bezahlen. Diese Menschen und deren Vita möchten wir ab heute in einer ganz eigenen Kategorie kurz portraitieren und vorstellen und haben dazu einen immergleichen Fragenkatalog entworfen. Diesmal beantwortet Verena Freyer unsere Fragen. Verena ist Chief Marketing Officer bei Lendico. Der Digitalfinanzierer richtet sich an mittelständische Unternehmen und bietet diesen eine schnelle, einfache und günstige Finanzierungslösung an – und das vollständig digital.
Wer bist Du, was macht Du?
Ich bin Verena Freyer, Chief Marketing Officer bei Lendico. In dieser Rolle verantworte ich Marketing und Vertrieb des Digitalfinanzierers. Hier geht es vor allem um die Gewinnung neuer Kunden sowie deren Begleitung durch den Kreditprozess. Wir arbeiten jeden Tag daran, das Erlebnis für kleine und mittlere Unternehmen besser zu machen. Unsere Kunden, dazu gehören unter anderem Händler, Dienstleister oder Produktionsbetriebe, sollen Ihre Finanzierung schnell und einfach bekommen, ohne lästigen Papierkram oder langwierige Prozesse.
Was waren Deine ersten Berührungen mit der Payment- und Banking-Industrie?
Ich habe fast mein ganzes Berufsleben in der Branche verbracht. Bereits vor 15 Jahren war ich beim Deutschen Sparkassen- und Giroverband für die Kommunikation des Mittelstandgeschäfts und den Deutschen Gründerpreis zuständig. Nach einem Ausflug in die Versicherungsbranche bin ich dann zu comdirect gegangen, später zur Berliner Volksbank. Mit dem Start bei Lendico Anfang des Jahres lerne ich nun auch das Arbeiten im FinTech kennen.
Wann hast Du das Wort FinTech das erste Mal wahrgenommen?
Vor der bewussten Verwendung des Begriffs gab es bei mir schon die Wahrnehmung neuer Unternehmen, die die etablierten Banken und Versicherer herausfordern. Die Kunden-bedürfnisse radikal ernst nehmen und Prozesse konsequent digitalisieren. Ich habe in den letzten Jahren viele Arten des Umgangs mit FinTechs gesehen, von der puren Ignoranz über die VC Finanzierung bis hin zur operativen Einbindung und der Umsetzung gemeinsamer Projekte. Inzwischen hat sich zum Glück die Sicht durchgesetzt, dass man voneinander lernen und profitieren kann.
Wie definierst Du FinTech?
Bei FinTechs geht es konsequent darum, ein Finanzprodukt oder einen Prozess mithilfe von Technologie noch besser zu machen und das Kundenversprechen bezogen auf Einfachheit und Schnelligkeit einzulösen. Anders gesagt: der Fokus liegt auf dem Kernprozess der Wertschöpfung.
Was glaubst Du machen etablierte Unternehmen besser als FinTechs?
In solchen Kategorien sollte man nicht denken, sondern sich vielmehr die Frage stellen: Was können Banken von FinTechs lernen und umgekehrt? Hier lässt sich festhalten, dass Banken von der Arbeitsweise und Philosophie der FinTechs lernen können. Dazu gehört das Ausprobieren von neuen Ansätzen, Improvisation und Flexibilität als Mindset.
„Man sollte die Frage stellen: Was können Banken und Fintechs voneinander lernen.“
Umgekehrt sind ausgereifte Prozesse – wie Banken sie haben – auch notwendig für die mittel- bis langfristige Stabilität und das Vertrauen, das Kunden nur dann aufbauen. Die persönliche Beziehung der Kunden zu ihrem Finanzdienstleister ist dann sicherlich das Ergebnis, auf das FinTechs hinarbeiten.
Was kann man von FinTechs lernen?
Es gibt doch eine Sache, die Banken sich abschauen können: mehr in den direkten Austausch mit den Kollegen und Abteilungen gehen. Und statt Zeit in langen Meetings zu verbringen und Themen über die Hierarchien zu spielen, einfach mal machen.
Wieso tun sich etablierte (große) Unternehmen bei der Digitalisierung eigentlich so schwer?
Das hat eine technische, aber auch eine mentale Dimension. Es ist ja hinlänglich bekannt, dass die bestehenden Legacy-IT-Systeme aufwändig in der Pflege und Weiterentwicklung sind. Für Neues bleiben da nur wenig Ressourcen. Außerdem werden die Anforderungen häufig in aufwändigen Prozessen und Gremiensitzungen diskutiert und priorisiert. Es hat sich aus meiner Sicht aber bewährt, dass Business, Produkt und IT auf allen Ebenen im ständigen Austausch sind. Ein weiter Aspekt ist die Kultur. Selbstverständlich gibt es auch bei etablierten Playern Mitarbeiter, die Treiber der Digitalisierung sind. Aber sie brauchen längeren Atem und ein hohes Maß an Frustrationstoleranz, damit sich was bewegt.
Was würdest Du beruflich machen, wenn Du nicht in der Payment- und Banking-Industrie arbeiten würdest?
Nach dem Abi wollte ich eigentlich etwas Kreatives machen, Fotografin oder Autorin. Ich habe ja dann auch Literatur- und Kommunikations-wissenschaften studiert. Vielleicht würde ich weiter im Non-Profit-Bereich arbeiten, in dem ich auch gestartet bin.
Bei welchem Unternehmen würdest Du gerne mal einen Tag arbeiten?
Bei einem von uns finanzierten Unternehmen. Wir haben viele interessante Kunden, die in der Nische tätig und sehr erfolgreich sind. Zum Beispiel eine Berliner Metallgießerei, die Schriftzeichen für internationale Kunden herstellt, oder ein Händler, der online und stationär hochwertige Taschen vertreibt. Dabei haben die Unternehmer eins gemeinsam: die Leidenschaft für ihr Produkt oder ihre Dienstleistung. Das zu sehen, ist immer wieder faszinierend.
Mit wem würdest Du gerne ein Bier trinken?
Mit der Berliner Köchin und Unternehmerin Dalad Kambhu, die für ihr thailändisches Restaurant unlängst einen Michelin-Stern bekommen hat. Ihre Mission Thai-Essen neu zu definieren ist ihr nach kurzer Zeit geglückt, und das als Autodidaktin.