Dürfen wir vorstellen: Til Klein
Das Arbeiten in der FinTech Branche gleicht einem Kommen und Gehen, setzt ein hohes Maß an Professionalität in einem durchaus lockeren Arbeitsumfeld voraus und ist vor allem geprägt von Innovationen sowie guten, klugen und zukunftsorientierten Ideen, so der weitverbreitete Konsens. Doch wer sind eigentlich die Köpfe und Macher hinter diesen kreativen Denkprozessen, an der Schnittstelle zwischen Finanzen, digitalen Technologien und Gründertum? In unserer Reihe Die Gesichter der FinTech Branche stellen wir regelmäßig einer Person aus der Payment- und Banking-Industrie die gleichen zehn Fragen. Diesmal beantwortet Til Klein unsere Fragen.
Dürfen wir vorstellen…
Während unseres Arbeitsalltags begegnen uns immer wieder spannende Menschen, die im gleichen Umfeld tätig sind, die uns nur einmal oder immer mal wieder begegnen oder uns sogar schon privat sehr ans Herz gewachsen sind – jeder von Ihnen hat eine eigene Geschichte. Wir haben ein paar dieser Menschen aus unserem nächsten FinTech-Umfeld interviewt, um ihnen ein Gesicht zu geben. Um zu teilen, warum diese Branche für sie viel mehr ist als eine weitere Art, seine Miete zu bezahlen. Diese Menschen und deren Vita möchten wir ab heute in einer ganz eigenen Kategorie kurz portraitieren und vorstellen und haben dazu einen immergleichen Fragenkatalog entworfen. Diesmal beantwortet Til Klein unsere Fragen. Til ist Gründer & CEO des Berliner Altersvorsorgestartups Vantik. Vantik bietet eine Altersvorsorge für die neue Arbeitswelt, die sich an den Lebensstil ihrer NutzerInnen anpasst und dabei noch Spaß macht.
Wer bist Du, was machst Du?
Hallo, ich bin Til und bin Gründer von Vantik. Wir kreieren gerade im Herzen Berlins die modernste Altersvorsorge Europas. Vorher habe ich als Partner das Retail Banking Segment bei der Boston Consulting Group (BCG) in Deutschland und die Vertriebsentwicklung für Privat- und Firmenkunden bei der UBS in der Schweiz geleitet. Meine Wochenenden verbringe ich meistens mit meinem Freund und meinem Hund in Zürich.
Was waren Deine ersten Berührungen mit der Payment- und Banking-Industrie?
Am Weltspartag die Eröffnung meines Knax-Sparbuchs bei der Sparkasse Schwetzingen, die mittlerweile von der Sparkasse Heidelberg übernommen wurde. Beruflich dann im Jahr 2000 bei einem Praktikum im Unternehmens- und Firmenkundengeschäft der Dresdner Bank in Hamburg.
Wann hast Du das Wort FinTech das erste Mal wahrgenommen?
Im Jahr 2010 las ich das Buch „Banking 2.0“ von Brett King. King beschreibt darin die enormen Veränderungen, die die Branche zu bewältigen habe: Nachdem jahrelang nur Kosten und Risiko im Vordergrund standen, rückten jetzt endlich wieder Kunden- und Wachstumsthemen auf die Agenda.
Wie definierst Du FinTech?
FinTech ist die Nutzung von Technologie, um Finanzdienstleistungen besser und effizienter zu machen.
Was glaubst Du machen etablierte Unternehmen besser als FinTechs?
Nichts.
Was kann man von FinTechs lernen?
(Erfolgreiche) Startups sind vor allem gut darin, mit limitierten Ressourcen das Maximale zu erreichen. Das zwingt zu einer konsequenten Fokussierung und schnelleren Anpassungsfähigkeit.
Von FinTech im Speziellen kann man oftmals den progressiven Umgang mit Regulierung lernen. Denn will ein FinTech erfolgreich sein, muss es die (Geschäfts-)chancen in der Regulierung sehen. Eine der Chancen ist es dabei, Regulierungen im Sinne der Kunden und nicht nur im Sinne der Juristen und Bürokraten umzusetzen.
„Will ein FinTech erfolgreich sein, muss es die Geschäftschancen in der Regulierung sehen.“
Wieso tun sich etablierte (große) Unternehmen bei der Digitalisierung eigentlich so schwer?
Erfolgreiche Strategie- und Innovationentscheidungen sind Ventures und somit immer mit unternehmerischem Risiko verbunden. Jedoch ist die große Mehrheit der Manager nicht bereit, wirklich unternehmerisches Risiko einzugehen, d.h. ihren Job und/oder ihr privates Vermögen zu riskieren. Daher bleiben mutige Grundsatzentscheidungen aus, die für eine erfolgreiche Digitalisierung unabdingbar sind.
Das liegt aber nicht nur am fehlenden unternehmerischen Geist von Managern, sondern hat stark mit dem Anreizsystem in Großunternehmen zu tun. Die Erfolgswahrscheinlichkeit eines Startups liegt unter 10%. Wenn du als Manager 9 von 10 Projekten gegen die Wand fährst, wirst du kaum eine große Karriere machen.
Der Vorstand einer Großbank hat mir einmal im Gespräch sehr eindrücklich erklärt, warum er eine Digitalisierungsstrategie nicht umsetzen werde. „Nehmen Sie an, ich habe einen Leiter des Bestandsgeschäftes und einen Leiter der Innovationseinheit. Beide rufen mich gleichzeitig Sonntagmorgens an. Bei wem gehe ich zuerst ran? Immer bei dem Leiter des Bestandsgeschäftes. Der Grund ist einfach: Wenn das laufende Geschäft nur 1% aus dem Plan läuft sind 100 Mio. in Gefahr, das ist mehr als die Innovationseinheit in drei Jahren an Ertrag machen wird. Mir ist auch klar, dass ich das andere Telefon zuerst abnehmen sollte, aber ich habe dazu weder den Mut noch einen Anreiz.“
Diese Geschichte verdeutlicht das Dilemma mit der Digitalisierung in Großunternehmen. Die Frage ist daher, ob wir dafür nicht ganz andere Manager und andere Anreizsysteme brauchen.
Was würdest Du beruflich machen, wenn Du nicht in der Payment- und Banking-Industrie arbeiten würdest?
Ich bin Volkswirt. Ich habe also nie etwas Richtiges gelernt. Neben Banking gibt es daher nicht viele Alternativen als Taxifahren oder Wirt. Beides ist nicht so mein Ding. Daher bleibe ich in der Finanzbranche.
Bei welchem Unternehmen würdest Du gerne mal einen Tag arbeiten?
Das BMW Werk in Leipzig ist eine der modernsten Automobilfabriken der Welt. Ich möchte verstehen, warum BMW ein hochkomplexes physisches Produkt wie ein Auto vollkommen automatisiert produzieren kann und Banken für ein relativ einfaches und komplett virtuelles Produkt dazu noch nicht in der Lage sind.
Mit wem würdest Du gerne ein Bier trinken?
George Soros. Ein genialer Finanzmann und ein großer Kämpfer für eine offene Gesellschaft.
Ihr habt Lust Euer Gesicht ebenfalls vorzustellen, oder kennt jemanden der dies unbedingt sollte, dann schreibt eine Mail an: [email protected]