Dürfen wir vorstellen: Katharina Lüth
Das Arbeiten in der FinTech Branche gleicht einem Kommen und Gehen, setzt ein hohes Maß an Professionalität in einem durchaus lockeren Arbeitsumfeld voraus und ist vor allem geprägt von Innovationen sowie guten, klugen und zukunftsorientierten Ideen, so der weitverbreitete Konsens. Doch wer sind eigentlich die Köpfe und Macher hinter diesen kreativen Denkprozessen, an der Schnittstelle zwischen Finanzen, digitalen Technologien und Gründertum? In unserer Reihe Die Gesichter der FinTech Branche stellen wir regelmäßig einer Person aus der Payment- und Banking-Industrie die gleichen zehn Fragen. Diesmal beantwortet Katharina Lüth unsere Fragen.
Dürfen wir vorstellen…
Während unseres Arbeitsalltags begegnen uns immer wieder spannende Menschen, die im gleichen Umfeld tätig sind, die uns nur einmal oder immer mal wieder begegnen oder uns sogar schon privat sehr ans Herz gewachsen sind – jeder von Ihnen hat eine eigene Geschichte. Wir haben ein paar dieser Menschen aus unserem nächsten FinTech-Umfeld interviewt, um ihnen ein Gesicht zu geben. Um zu teilen, warum diese Branche für sie viel mehr ist als eine weitere Art, seine Miete zu bezahlen. Diese Menschen und deren Vita möchten wir ab heute in einer ganz eigenen Kategorie kurz portraitieren und vorstellen und haben dazu einen immergleichen Fragenkatalog entworfen. Diesmal beantwortet Katharina Lüth unsere Fragen. Katharina ist Head of Europe bei Raisin. Das 2012 gegründete Unternehmen bietet auf seinen sieben Online-Marktplätzen exklusiven Zugang zu Tages- und Festgeldern aus ganz Europa sowie zu einfachen und kostengünstigen Investmentprodukten.
Wer bist Du, was machst Du?
Ich bin Katharina Lüth und Head of Europe bei Raisin. Ich verantworte zwei Themenbereiche: das Europa-Geschäft und somit das internationale Wachstum und kümmere mich zusätzlich um unsere Distributions-partnerschaften wie zum Beispiel mit N26. Bei diesen stellen wir anderen Finanzdienstleistern unsere Sparprodukte als White-Label-Lösung zur Verfügung. So wollen wir möglichst vielen Sparern aus der ganzen EU Zugang zu höheren Zinsen und besseren Sparprodukte bieten.
Was waren Deine ersten Berührungen mit der Payment- und Banking-Industrie?
Bevor ich im Juni 2014 zu Raisin kam, betreute ich fast acht Jahre europäische Banken bei McKinsey & Company – unter anderem in den Bereichen Privatkundengeschäft sowie im Umgang mit der Finanzkrise und der Findung von neuen Beratungsmodellen. Die ersten Berührungspunkte hatte ich allerdings viel früher: Während meines Studiums in den USA habe ich in New York ein Praktikum in einer Bank gemacht. Damals noch lange vor der Finanzkrise habe ich in einem Team gearbeitet, das mit Zins-Swaps handelte, und so erste Einblicke ins klassische Banking bekommen.
Wann hast Du das Wort FinTech das erste Mal wahrgenommen?
Einen genauen Zeitpunkt kann ich im Nachhinein gar nicht mehr nennen. Das erste Mal über das Wort gestolpert bin ich schon vor fast zehn Jahren. In den letzten fünf Jahren hat das Thema aber definitiv drastisch an Relevanz gewonnen und ist inzwischen einer wesentlich breiteren Gruppe ein Begriff als noch zu Anfangszeiten, in denen es doch eher ein Nischenbegriff war.
Wie definierst Du FinTech?
Für mich bedeutet FinTech die Nutzung moderner Technologie, um Finanzdienstleistungen auf bessere Art und Weise abzubieten. Dies kann einerseits neue Dienstleistungen umfassen, jedoch auch einfach einen besseren Prozess oder kostengünstigere Produkte für den Kunden – oder am besten natürlich eine Kombination davon, wie wir dies zum Beispiel bei Raisin umsetzen. Auch wenn meistens Start-ups mit dem Begriff assoziiert werden, kann durchaus auch ein etabliertes Unternehmen FinTech-Innovationen schaffen.
Was glaubst Du machen etablierte Unternehmen besser als FinTechs?
Gestandene Unternehmen verfügen in der Regel über klare Vorteile im Umgang mit den Anforderungen und der Umsetzung von Regulierung. Außerdem haben etablierte Banken sicherlich nach wie vor den Vorteil, eine große Anzahl an Kunden zu haben und bisher auch in großen Teilen noch zu halten, nachdem Kunden noch immer nur sehr zögerlich ihre Bank wechseln.
Was kann man von FinTechs lernen?
Den Mut neue Dinge auszuprobieren und die Fähigkeit, schnell zu iterieren und auf Kundenbedürfnisse zu reagieren. Fintechs reagieren oft sehr flexibel und passen sich an neue Marktgegebenheiten schnell an. Das ist etablierten Unternehmen mit einem großen Verwaltungs-apparat häufig nicht (mehr) möglich, weil bei Entscheidungen zu viele Stakeholder involviert sind und Prozesse länger andauern. Es ist jedoch schön zu sehen, wie etablierte Banken und FinTechs immer mehr aufeinander zugehen, voneinander lernen und sich viele interessante Partnerschaften bilden.
„Es ist schön zu sehen, wie etablierte Banken und FinTechs aufeinander zugehen, voneinander lernen und interessante Partnerschaften eingehen.“
Wieso tun sich etablierte (große) Unternehmen bei der Digitalisierung eigentlich so schwer?
Diese Unternehmen verfügen bereits über eine – oft recht alte – technische Infrastruktur. Ein System neu aufzusetzen ist oft einfacher, als ein altes System zu modernisieren, Daten zu migrieren etc. Die Digitalisierung kommt oft mit einer ganz anderen Arbeitsweise – dann soll auf einmal cross-funktional und agil gearbeitet werden und auch Informationen fließen ganz anders. Allerdings sind große Unternehmen oft schon wesentlich stärker festgefahren in ihren Prozessen und Arbeitsweisen. Da hört man dann auch schnell ein „das haben wir schon immer so gemacht“. Dennoch zahlt sich die Investition in Digitalisierung auf jeden Fall aus und ist notwendig, um zukunftsfähig zu bleiben.
Was würdest Du beruflich machen, wenn Du nicht in der Payment- und Banking-Industrie arbeiten würdest?
Wahrscheinlich würde ich im Bereich Economic Development oder Micro-Finance/Financial Literacy arbeiten. Das ist im erweiterten Sinne also doch irgendwie mit Payment und Banking verwandt.
Bei welchem Unternehmen würdest Du gerne mal einen Tag arbeiten?
Bei Mpesa. Ich finde es spannend, wie eine Payment-Innovation hier nicht nur aus einer ganz anderen Industrie kam, sondern auch wie sie es in unglaublich kurzer Zeit geschafft hat, den gesamten Markt in Kenia zu dominieren. Mpesa macht einen riesigen Unterschied für eine große Anzahl an Menschen, die vorher keinen Zugang zu klassischen Bankkonten hatten.
Mit wem würdest Du gerne ein Bier trinken?
Mit Ana Botin – allerdings vielleicht eher auf ein Glas Wein. Ich fände es wahnsinnig spannend, mal von ihr zu hören, wie es ist, so eine globale Organisation zu führen und parallel auch noch eine Familie zu haben.
Ihr habt Lust Euer Gesicht ebenfalls vorzustellen, oder kennt jemanden der dies unbedingt sollte, dann schreibt eine Mail an: [email protected]