Dürfen wir vorstellen: Alexa von Bismarck
Das Arbeiten in der FinTech Branche gleicht einem Kommen und Gehen, setzt ein hohes Maß an Professionalität in einem durchaus lockeren Arbeitsumfeld voraus und ist vor allem geprägt von Innovationen sowie guten, klugen und zukunftsorientierten Ideen, so der weitverbreitete Konsens. Doch wer sind eigentlich die Köpfe und Macher hinter diesen kreativen Denkprozessen, an der Schnittstelle zwischen Finanzen, digitalen Technologien und Gründertum? In unserer Reihe Die Gesichter der FinTech Branche stellen wir regelmäßig einer Person aus der Payment- und Banking-Industrie die gleichen zehn Fragen. Diesmal beantwortet Alexa von Bismarck unsere Fragen.
Dürfen wir vorstellen…
Während unseres Arbeitsalltags begegenen uns immer wieder spannende Menschen, die im gleichen Umfeld tätig sind, die uns nur einmal oder immer mal wieder begegnen oder uns sogar schon privat sehr ans Herz gewachsen sind – jeder von Ihnen hat eine eigene Geschichte. Wir haben ein paar dieser Menschen aus unserem nächsten FinTech-Umfeld interviewt, um ihnen ein Gesicht zu geben. Um zu teilen, warum diese Branche für sie viel mehr ist als eine weitere Art, seine Miete zu bezahlen. Diese Menschen und deren Vita möchten wir ab heute in einer ganz eigenen Kategorie kurz portraitieren und vorstellen und haben dazu einen immergleichen Fragenkatalog entworfen. Diesmal beantwortet Alexa von Bismarck unsere Fragen. Alexa ist Country Managerin Deutschland bei Adyen. Das globale Zahlungsunternehmen ermöglicht es Firmen, Zahlungen über E-Commerce, mobile Geräte und Verkaufsstellen zu akzeptieren.
Wer bist Du, was machst Du?
Ich bin Alexa von Bismarck, Country Managerin bei Adyen in Deutschland.
Wir sind eine führende Zahlungsplattform, die Unternehmen weltweit unterstützt, Payments über verschiedene Zahlungsmethoden und Verkaufskanäle (online, mobil und am Point of Sale) anzunehmen. Zu unseren Kunden zählen ebay, Facebook, Spotify, L’Oreal, Flixbus, Robert Bosch, Delivery Hero u.a. Mit dem Team in Berlin arbeite ich daran, Unternehmen in der DACH-Region bei ihren Payment-Prozessen und -Strategien zu unterstützen.
Was waren Deine ersten Berührungen mit der Payment- und Banking-Industrie?
Mein erster Job war in einem Investmentfonds, insofern hatte ich recht früh erste Berührungen mit einer eher traditionellen Finance-Industrie. Ich habe dort viel gelernt, jedoch auch, dass es für mich wichtig ist, mitgestalten zu können. Deswegen war der Wechsel zu Adyen für mich der richtige.
Wann hast Du das Wort FinTech das erste Mal wahrgenommen?
Das erste Mal bewusst wahrgenommen habe ich den Begriff bei Adyen als wir 2013 das Berliner Büro aufgemacht haben. Hier sehen wir uns selbst jedoch gar nicht als FinTech, sondern definieren uns als Technologieunternehmen. Die Hälfte unserer Mitarbeiter sind Entwickler und unser Ziel ist es, bessere Payment-Technologie für Händler bereitzustellen, um ihnen Lösungen für ihre heutigen und zukünftigen Herausforderungen an die Hand zu geben. Bei allem, was unser Team in-house entwickelt, legen wir den Fokus darauf, nur solche Lösungen zu entwickeln, die möglichst vielen Händlern auf der Welt helfen.
Wie definierst Du FinTech?
Aus meiner Sicht sind FinTechs Unternehmen, die durch technische Innovation konkrete Probleme für Kunden lösen. Sie sind oftmals Vorreiter und Weiterentwickler von traditionellen Angeboten, die sich auf bestimmte Kernprobleme fokussieren. Im Bereich Fintech werden zudem auch neue Finanzprodukte geschaffen, die es vorher noch nicht so gegeben hat, beispielsweise P2P Lending oder Robo Advisory.
Was glaubst Du machen etablierte Unternehmen besser als FinTechs?
Das ist eine These, die man diskutieren kann. Etablierte Unternehmen sind oftmals sehr viel länger am Markt, wodurch ihnen oftmals mehr Vertrauen von Kundenseite entgegengebracht wird. Viele FinTechs brechen traditionelle Strukturen auf, um Produkte oder Services letztlich stärker am Bedürfnis der Kunden auszurichten. Wir sehen, dass Verbraucher Angebote heute viel stärker durch ihre Erwartungen bestimmen können als jemals zuvor. Und diese Bedürfnisse zu ignorieren, lässt Unternehmen auf kurz oder lang den Wettbewerbskampf verlieren.
Im Payment-Bereich sehen wir zunehmend ein Umdenken bei Händlern, die Bezahlung im E-Commerce oder am Point of Sale nicht mehr als reines Mittel zum Zweck, sondern als wichtigen Teil der Customer Experience zu betrachten.
FinTechs arbeiten zudem viel schneller und agiler als man das in etablierten Strukturen kann. Auf der anderen Seite kämpfen FinTechs anfangs mit Infrastrukturproblemen und Reichweite, welche sich Banken, Versicherungen etc. über viele Jahre aufgebaut haben. Im besten Fall arbeiten FinTechs und etablierte Player zusammen und lernen voneinander.
Was kann man von FinTechs lernen?
Mut, Geschwindigkeit und Kundenfokus.
Wieso tun sich etablierte (große) Unternehmen bei der Digitalisierung eigentlich so schwer?
Veränderungen haben auf etablierte Hierarchien eine größere Auswirkung und involvieren mehrere Abteilungen. Das hängt meiner Meinung nach auch stark mit den unterschiedlichen Unternehmenskulturen bei etablierten und jüngeren Firmen zusammen.
In modernen Aufteilungen gibt es kürzere Entscheidungswege, mehr Eigenverantwortung und Entscheidungsfreiheit. Einer unserer Leitsätze bei Adyen lautet daher “We make good choices to build an ethical business and drive sustainable growth for our merchants”. In diesem Framework ist jeder Mitarbeiter zur Eigenverantwortlichkeit angehalten, was uns wiederum die Schnelligkeit bewahrt.
„Einer unserer Leitsätze bei Adyen lautet ‚We make good choices to build an ethical business and drive sustainable growth for our merchants’”.
Um Entwicklungen nicht nur in klassischen Department-Strukturen voranzutreiben, arbeiten wir außerdem mit sogenannten Work Streams. Das sind interdisziplinäre Teams, die priorisiert an Kernthemen arbeiten.
Was würdest Du beruflich machen, wenn Du nicht in der Payment- und Banking-Industrie arbeiten würdest?
Wenn ich ganz frei wählen könnte, fände ich es spannend, einmal Filmregisseurin bei einer Netflix-Produktion zu sein. Große Bewunderung habe ich außerdem für Herzchirurgen, die mit ruhigen Händen, scharfem Auge und unglaublicher Präzision Leben retten.
Bei welchem Unternehmen würdest Du gerne mal einen Tag arbeiten?
Bei einem, das sich um Umweltschutz und Plastikreduktion kümmert. Plastic Whale finde ich eine super Initiative – das Unternehmen macht mit aus dem Wasser gefischten Plastikmüll Möbel, Boote etc.
Mit wem würdest Du gerne ein Bier trinken?
Das würde ich gerne aufteilen auf Amos Oz (leider im Dezember 2018 verstorben) und Sari Nusseibeh, die als Autoren und Friedensaktivisten von der jeweils anderen Seite der Grenze zwischen Israel und Palästina schreiben.
Ihr habt Lust Euer Gesicht ebenfalls vorzustellen, oder kennt jemanden der dies unbedingt sollte, dann schreibt eine Mail an: [email protected]