Ein Girokonto für wirklich jeden – das ist die Mission von Nickel. Das Fintech mit französischen Wurzeln leitet Thomas Courtois. In unserem Porträt erzählt er mehr über sich und ein Unternehmen mit einem bemerkenswerten Vertriebskonzept.
Das ist Thomas Courtois von Nickel.
Wer bist du, was machst du?
Mein Name ist Thomas Courtois und ich bin seit 2019 CEO der Nickel-Gruppe. Davor war ich mehr als 20 Jahre in verschiedenen Funktionen im Marketing und in der Wirtschaftsprüfung sowie im Management verschiedener Tochtergesellschaften innerhalb der BNP Paribas Gruppe tätig. Gemeinsam mit unserem deutschen Team möchte ich Nickel zu einer festen Größe in der Bankenlandschaft und bei Zahlungsdienstleistern machen, indem wir eine Marktlücke füllen. Wir bieten jedem die Möglichkeit, in wenigen Minuten ein Girokonto zu eröffnen. Das funktioniert ohne SCHUFA-Prüfung, in einem dichten Vertriebsnetz – in Deutschland sind das Lotto-Annahmestellen – das das Beste aus physisch und digital verbindet.
Wie sieht ein klassischer Tag in deinem Leben aus?
Es gibt keinen „typischen Tag“ in meinem Leben… und das ist auch der Grund, warum ich so leidenschaftlich gerne ein Unternehmen wie Nickel leite.
Im Allgemeinen versuche ich, die meiste Zeit mit unseren Teams und mit unseren Partnern vor Ort zu verbringen. Es ist für mich sehr wichtig, mit dem, was wir tun, gut verbunden zu sein und jede Gelegenheit oder Schwierigkeit so schnell wie möglich zu erkennen.
Ich versuche auch, mir Zeit zu nehmen – oft während des Mittag- oder Abendessens, um mich mit verschiedenen Akteuren in unserem Ökosystem zu treffen (Anbieter, Konkurrenten, Experten usw.), um die Entwicklungen auf dem Markt zu verstehen.
Schließlich verbringe ich einen Teil meines Tages mit Joggen, um meinen Stress zu bewältigen… und natürlich mit meiner Familie, um das richtige Gleichgewicht zu halten.
Was reizt dich an deiner Tätigkeit?
Bei Nickel haben wir die Möglichkeit, Wachstum mit Werten zu verbinden. Nach dem wirtschaftlich schwierigen Jahr 2023 wird es im Jahr 2024 wichtig sein, Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund und unterschiedlichen Bedürfnissen eine Reihe von Bankdienstleistungen anzubieten, um ihnen Teilhabe am Markt zu gewähren. Wir sehen die Einbeziehung aller Menschen in das Banken-Ökosystem als eine unserer größten Herausforderungen an. Als Finanzdienstleister wollen wir mit unserem Angebot helfen, Integration zu fördern.
Wolltest du schon immer in einem Fintech arbeiten?
In den frühen 2000er-Jahren hatte ich die Möglichkeit, für eine neu gegründete Online-Bank zu arbeiten… aber ich entschied mich schließlich, bei BNP Paribas zu bleiben. Und schließlich scheiterte diese Online-Bank ein paar Jahre später.
Nachdem ich nun seit über 20 Jahren im Bankwesen tätig bin, habe ich das Aufkommen neuer Technologien und Benutzeranforderungen miterlebt.
Die traditionellen Banken sind unter Druck geraten, ihre Produkte entsprechend anzupassen, um auf die neuen Fintech-Anbieter auf dem Markt zu reagieren. Als Nickel 2017 Teil der BNP Paribas Gruppe wurde, war für mich klar, dass ich die Synergien und Chancen, die sich daraus ergeben, mit initiieren und entwickeln wollte. Diese Entwicklung spiegelt sich heute im zuverlässigen Modell und der Rentabilität unseres Unternehmens wider.
Wie begeisterst du andere Menschen von deinem Job?
Wir haben die Möglichkeit, allen Menschen den Zugang zu einem Bankkonto zu ermöglichen, um der Ausgrenzung bestimmter Menschen durch die Banken entgegenzuwirken, von der viele Menschen in Europa betroffen sind. Traditionelle Banken tun sich oft schwer, sozial benachteiligte Menschen mit geringem Einkommen zu bedienen, da diese aufgrund ihrer geringeren Liquidität und Kreditwürdigkeit oft durch die Maschen fallen. Unser heutiges Kontoangebot richtet sich an alle, die einen einfachen Zugang zu Zahlungsdiensten benötigen.
Wie definierst du Erfolg?
Als Mensch, aber auch als Verantwortlicher eines Unternehmens, bin ich erfolgreich, wenn ich anderen Menschen helfen kann, ein Problem zu lösen.
Welche Fähigkeiten in der Payment- und Banking Industrie erachtest du für wichtig?
Gerade weil es einen großen Wettbewerb durch eine Vielzahl von Angeboten gibt, ist es wichtig, auf Kundenwünsche zu achten und Produkte darauf auszurichten, ein bestehendes Problem der Menschen zu lösen. Dieses Konzept der „nützlichen Innovation“ entwickeln wir mit Nickel.
Was hast du immer bei dir?
Smartphone, Hausschlüssel und mein Faltrad!
Was kann man von dir besonders gut lernen?
Ich denke, dass ich durch die Leitung verschiedener Einheiten, die unabhängig voneinander arbeiten, aber ähnliche Ziele verfolgen, einen guten Überblick darüber habe, wie man Synergien zwischen internationalen Teams schafft.
#Team Homeoffice oder #Team Büro, warum?
Da ich regelmäßig zwischen Paris und vielen unserer internationalen Nickel-Büros hin- und herreise, bin ich es mittlerweile gewohnt, viel Zeit außerhalb des Büros zu verbringen. Aber ich denke, es ist wichtig, einen Ort zu haben, an dem wir alle zusammenkommen können, um Probleme zu lösen und Erfolge zu feiern – besonders nach der langen Zeit der Covid19-Pandemie. Letztendlich denke ich, dass Unternehmen und Mitarbeitende am meisten von einem hybriden Modell profitieren, das Flexibilität ermöglicht.
In welchem Unternehmen würdest du außerhalb unserer Industrie gerne einmal Mäuschen spielen?
Vielleicht ist es nicht notwendig Mäuschen zu spielen, aber ich bin sehr beeindruckt von Unternehmen, die es geschafft haben, über Jahrhunderte hinweg zu überleben und ihr Angebot ständig an den Markt anzupassen. Ich habe zum Beispiel vom Staffelter Hof in Kröv an der Mosel gehört, einem der ältesten Unternehmen der Welt. Soweit ich weiß, handelt es sich um eine familiengeführte Brennerei und ein Gästehaus. Der Ort ist bekannt für seine idyllische Lage und sein aufmerksames Personal. Die Qualität des Service hat sich auch nach mehreren Generationen, die das Haus geführt haben, nicht verändert.
Wenn du sich selbst vor zehn Jahren treffen würdest: Welchen Rat würdest du dir mitgeben, um beruflich erfolgreich zu sein?
Manchmal muss man trotz aller Vorhersagen an einer Idee festhalten… und sich auf seine Prioritäten konzentrieren!
Wenn ich im Finanzministerium etwas zu entscheiden hätte, dann würde ich…?
Sicherstellen, dass die Demokratisierung des Finanzmarktes durch technologische Offenheit und neue Angebote voranschreitet. Um den Wohlstand in den Volkswirtschaften zu steigern, müssen wir sicherstellen, dass alle Menschen einfachen Zugang zu Bankprodukten haben.
Wenn ich einen nennenswerten Betrag im Lotto gewinnen würde, würde ich…?
Wahrscheinlich würde ich einen Teil des Geldes an das Granet-Museum in Aix-en-Provence spenden, wo ich aufgewachsen bin. In einem Kontext, in dem wir in der öffentlichen Debatte zu oft Formen der Intoleranz erleben, finde ich es wichtig, den Zugang zur Kultur zu demokratisieren.
Wenn ich jeden Tag das Gleiche essen müsste, wäre das …?
Als Franzose wäre ich sehr traurig, in dieser Situation zu sein…
Wenn ich dauerhaft in einem anderen Land leben könnte, wäre das …?
Das wäre natürlich Deutschland!
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