In unserer Reihe: Die Gesichter der FinTech Branche stellen wir seit jeher regelmäßig eine Person aus der Payment- und Banking-Industrie Fragen. Fast 300 Szene- und Branchen-Köpfe haben unsere zehn Fragen zur Person und zu ihren Aufgabengebieten bisher beantwortet.

Jetzt war es an der Zeit für etwas Neues. Und so haben wir den Fragebogen aktualisiert, ergänzt und erweitert – immer mit dem Ziel, Menschen aus der Finanzindustrie vorzustellen. Denn wer sind die Köpfe und Macher hinter kreativen Denkprozessen, an der Schnittstelle zwischen Finanzen, digitalen Technologien und Gründertum?

Dürfen wir vorstellen? Das ist: Sigrid Niederlintner von WIWIN

Wer bist du, was machst du?

Ich bin Sigrid. Als Prokuristin bei WIWIN verantworte ich die Bereiche Marketing, Personal, IT-Plattform und Investor Support. Wir vermitteln als Online Plattform für nachhaltiges Investieren Kapital in echt grüne Projekte. Investorinnen und Investoren können also sehr gezielt entscheiden, wie sie ihr Geld investieren. Dabei konzentrieren wir uns auf erneuerbare Energien, energetische Immobilien und Start-ups mit nachhaltigem Geschäftsmodell. Ich selbst bin erst vor zwei Jahren als Quereinsteigerin in die Finanzbranche gewechselt, angetrieben hat mich das Thema Nachhaltigkeit bei WIWIN. Denn in der Finanzbranche haben wir einen wichtigen Hebel, die Welt zu verändern.

Wie sieht ein klassischer Tag in deinem Leben aus?

Generell beginne ich den Tag mit etwas Yoga, frühstücke bei einem Podcast oder LinkedIn-Learning-Video bevor ich mich an den Schreibtisch setze. Nach der Tagesplanung und einem Daily mit dem Team verbringe ich einen großen Teil des Tages in Meetings, wovon die meisten aber produktiver Austausch oder kreative Arbeits Sessions sind. Formelle und unproduktive Termine haben wir weitestgehend eliminiert. Mittags gibt es ein schnelles, aber gesundes Essen sowie eine Runde um den Block. Nach Feierabend gehe ich dann noch einmal richtig raus, mache Sport oder koche zusammen mit meinem Lebenspartner bei einem Glas Wein.

Was reizt dich an deiner Tätigkeit?

Die noch recht junge Crowdinvesting-Branche ist ein innovatives und dynamisches Marktumfeld. Das ist sehr spannend. Wir arbeiten mit tollen nachhaltigen Unternehmen zusammen, die über unsere Plattform Finanzmittel einwerben. Außerdem wachsen wir als WIWIN stark und durchlaufen verschiedene Entwicklungsstufen, die immer wieder neue Chance und Herausforderungen sowie klassische “Wachstumsschmerzen” mit sich bringen. Diese gemeinsam im Team zu überwinden macht Spaß und wir können auf das erreichte wirklich stolz sein. Und natürlich ganz wichtig: Durch meine Tätigkeit kann ich einen positiven Impact für Umwelt oder Gesellschaft leisten und zur dringend benötigten Nachhaltigkeitswende beitragen.

Wolltest du schon immer in einem Fintech arbeiten?

Überhaupt nicht. Ich fand die Branche von außen betrachtet immer zu kompliziert, zu technisch – und, ganz ehrlich gesagt, auch ein wenig zu langweilig. Mittlerweile weiß ich, dass das nicht stimmt. Für mich ist es ein Ansporn, das Investitionserlebnis für unsere Kundinnen und Kunden möglichst einfach und angenehm zu gestalten, um so noch mehr Menschen einen Zugang zum nachhaltigen Investieren zu ermöglichen.

Wie begeisterst du andere Menschen von deinem Job?

Als nachhaltige Investmentplattform können wir wirklich etwas verändern, indem wir dafür sorgen, möglichst viel Geld auf die gute Seite zu bringen. Dazu kommt das tolle WIWIN-Team. Wir wollen hier gemeinsam etwas bewegen und arbeiten auf Augenhöhen. Bei uns geht es nicht um Hierarchien, sondern um die Sache – das ist in meinen Augen schon etwas Besonderes.

Wie definierst du Erfolg?

Erfolg bedeutet für mich, die Möglichkeit zu haben, positive Veränderungen zu bewirken – im Team, im Unternehmen und für unsere Umwelt. Ich wollte nie Karriere machen, das ist tatsächlich eher so passiert, weil ich schon immer viel bewegen wollte und Verantwortung übernommen habe. Ich gehe die Dinge unerschrocken an – wie eine sehr geschätzte ehemalige Vorgesetzte einmal über mich gesagt hat – und mit viel Begeisterung und Energie. Eine Formel für Erfolg, die ich kürzlich gehört habe, gefällt mir sehr gut: Erfolg = Idee + Arbeit – Ego

Welche Fähigkeiten in der Payment- und Banking Industrie erachtest du für wichtig?

Neben den gängigen Fähigkeiten wie Genauigkeit und Datenverständnis finde ich Kreativität, Empathie und Unternehmergeist wichtig. Davon würde ich mir mehr in unserer Branche wünschen. Häufiger mal die Perspektive zu wechseln und sich in den Investor oder die Investorin hineinzuversetzen, das finde ich wichtig. Das wird in meinen Augen in anderen Branchen mehr gelebt. Und das Streben nach Einfachheit. Wenn ich Kaufunterlagen von Finanzprodukten lese, frage ich mich immer wieder, warum das eigentlich so kompliziert sein muss. Das versuche ich bei WIWIN besser zu machen – auch wenn das zugegebenermaßen nicht ganz so simpel ist.

Was hast du immer in deiner Tasche dabei?

Mein Smartphone natürlich und Laktasetabletten. Ich habe zwar keine Unverträglichkeit, konnte damit aber schon das ein oder andere Mal ein Tiramisu für meine Tischnachbarn retten.

Was kann man von dir besonders gut lernen?

Mir ist wichtig, ein gutes Rolemodel zu sein und ich hoffe, dass man einiges von mir lernen kann. Deswegen habe ich diese Frage an meine Kolleginnen und Kollegen gestellt. Die sagen folgendes: Priorisieren und Kurs halten, ehrliches und konstruktives Feedback geben sowie logisches und strukturiertes Denken.

Außerdem wie man Rahmenbedingungen und eine gute Atmosphäre ohne Konkurrenz- und Hierarchiedenken schafft, in denen das Team optimal arbeiten kann.

#Team Homeoffice oder #Team Büro, warum?

Ich bin #Team-Whatever-works-best. Jede bzw. jeder arbeitet anders und jede Aufgabe hat eigene Anforderungen. Deswegen finde ich es wichtig, es den Kollegen zu ermöglichen, so zu arbeiten, wie sie am produktivsten sind. Ich kann im Homeoffice Dinge am besten abarbeiten. Kreative Formate im Team hingegen funktionieren am besten persönlich. Für mich persönlich passt halb Homeoffice, halb Büro sehr gut.

In welchem Unternehmen würdest du außerhalb unserer Industrie gerne einmal Mäuschen spielen?

Was mich fasziniert, sind komplexe dezentrale Systeme. Dabbawala ist sozusagen ein Food-Delivery-Service in Mumbai und anderen indischen Großstädten, der komplett analog und ohne zentrale Steuerung funktioniert. Es werden vormittags rund 200.000 Essen täglich ausgeliefert und der persönliche Lunch Behälter wird nachmittags wieder zurück zum jeweiligen Inhaber nach Hause gebracht. Das alles großteils CO2-neutral mit Fahrrädern, Zügen und zu Fuß. Das System gibt es seit 125 Jahren und es arbeitet mit einer Fehlerquote von eins auf mehrere Millionen Auslieferungen. Das finde ich sehr beeindruckend und ich würde gerne genauer verstehen, wie das funktioniert.

Wenn du dich vor zehn Jahren treffen würdest: Welchen Tipp würdest du dir mitgeben, um beruflich erfolgreich zu sein.

Trau dich noch mehr! Denn es ist immer besser gelaufen als gedacht. Das gilt für die Karriere und das Investieren. Als ich vor 10 Jahren meine erste Immobilie gekauft habe, hat mich der Kredit über 100.000 Euro enorm gestresst. Heute kann ich bei den aktuellen Immobilienpreisen darüber nur schmunzeln. Die Nerven hätte ich mir aus heutiger Sicht ersparen können, sondern hätte lieber mehr investieren sollen.

Wenn ich im Finanzministerium etwas zu entscheiden hätte, dann würde ich ….?

Auch hier wünsche ich mir deutlich mehr Einfachheit. Ich würde etwa den Einkommenssteuersatz senken, im Gegenzug aber keine Ausgaben mehr steuerlich gelten lassen. Sodass die Steuereinnahmen für den Staat gleich bleiben, aber auf beiden Seiten die Verwaltungsaufwände enorm reduziert werden.

Wenn ich einen nennenswerten Betrag im Lotto gewinnen würde, würde ich …?

Als Erstes würde ich natürlich investieren und zwar folgendermaßen: 20% in nachhaltige Immobilien, 20% in erneuerbare Energien und 20% in ausgewählte grüne Start-ups. Dann würde ich 20% für wohltätige Zwecke einsetzen bzw. spenden. Und den Rest für mein soziales Umfeld und mich ausgeben. Mir fällt eigentlich nichts ein, was ich mir dann direkt kaufen würde, aber ich könnte mir gut vorstellen, mal wieder eine größere Reise zu machen. Diesmal aber nicht durch Osteuropa nach Zentralasien im Mercedes Bus made in West Germany. Sondern vielleicht mit dem ID BUZZ einmal um die Ostsee oder auf dem Landweg nach Griechenland.

Wenn ich jeden Tag das gleiche essen müsste, wäre das …?

Schlipfkrapfen! Eine Teigtaschen-Spezialität aus Osttirol, die meine Oma und meine Tante dort immer gemacht haben.

Wenn ich dauerhaft in einem anderen Land leben dürfte, dann wäre das …?

Da gibt es viele, aber ganz vorn steht Australien oder Neuseeland. In beiden Ländern habe ich längere Zeit verbracht, in Australien habe ich meinen Master gemacht. Die Easy-Going-Mentalität der Menschen dort und die beeindruckende Natur haben beide Länder zu einer Art zweiter Heimat für mich gemacht.

Headerfoto Credit: WIWIN/Michael Zellmer

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