Für Patrick Löffler, Gast des aktuellen Interviews, gab es definitiv ein Leben vor dem Fintech. Als passionierter Eisbach-Surfer hatte er zunächst nicht nur ein Print-Magazin für Surfer an den Start gebracht hatte, sondern auch einen Nachtclub eröffnet. Das Heft gibt es nicht mehr, der Sport ist geblieben, ebenso wie sein Unternehmen, das seinerzeit unter dem Namen bonayou gestartet war, jetzt aber givve heißt.

Wir sprechen mit dem Gründer über persönliche Wünsche, die sich mit Gutscheinen erfüllen lassen können, die Wichtigkeit von der Zeit mit der Familie und warum indisches Curry zwar immer lecker, aber niemals gleich schmeckt.

Dürfen wir vorstellen? Das ist Patrick Löffler von givve

Wer bist du, was machst du?

Ich bin Patrick, CEO und Mitgründer des Münchner Fintechs givve. Primär bin ich jedoch Vater von zwei Kindern und Ehemann. Bevor ich 2010 givve, damals noch bonayou, ein Fintech-Start-up, das Produkte für den steuerfreien Sachbezug entwickelt und vertreibt, zusammen mit Alexander Klaiber gegründet habe, habe ich mehrere Stationen durchlebt. Die ersten Erfahrungen mit einem eigenen Business habe ich Anfang zwanzig mit der Gründung eines Print-Surf-Magazins gesammelt – anschließend habe ich in München einen erfolgreichen Nachtclub mit aufgebaut.

Nach mehreren Jahren Corporate Karriere in einem US-Konzern und einem Zwischenstopp in einem Rocket Internet-Start-up kam die Idee, givve zu gründen. Sie entstand damals aus dem persönlichen Wunsch heraus, einen Gutschein zu verschenken, mit dem man beim Kauf nicht auf eine einzige Marke beschränkt ist.

Wie sieht ein klassischer Tag in deinem Leben aus?

Wohl eher: Wie sieht ein perfekter Tag in meinem Leben aus? Das ist leicht! Ich gehe morgens am Münchner Eisbach surfen und von dort aus direkt ins Büro oder zurück ins Home-Office – das handhaben wir ganz nach Gusto. Mein Ziel ist es, möglichst effizient meine Arbeit zu erledigen, um den Arbeitstag nicht künstlich in die Länge zu ziehen. Früher Feierabend bedeutet für mich, Zeit mit meinen Kindern verbringen zu können. Am besten kann ich das genießen, wenn
ich weiß, dass das für meine Kolleg:innen ähnlich funktioniert.

Was reizt dich an deiner Tätigkeit?

Beruflich wie privat interessiere ich mich schon immer dafür, agile Ansätze, neue Technologien und automatisierte, digitale Prozesse konsequent weiterzuentwickeln – wie im Fall von givve mit Prepaid-Karten und einer digitalen Essensmarke als Mitarbeiter:innenbenefits. Im Vergleich zur Old Economy liegt der Vorteil von Start-ups im Fintech-Bereich vor allem in der Digitalisierung,
Workflows flexibler zu gestalten und damit passender auf die Kund:innenbedürfnisse eingehen zu können.

Bei givve beschäftige ich mich intensiv mit der Frage, was digitale Benefit-Produkte und die Prozesse dahinter leisten müssen, um Arbeitgeber:innen in Deutschland optimal bei der Ausgabe und der Verwaltung von Mitarbeiter:innenbenefits zu unterstützen. Mit dem klaren Ziel: Angestellten einen tatsächlichen, individuellen und spürbaren Mehrwert zu liefern.

Wolltest du schon immer in einem Fintech arbeiten?

Nein, das war nach Abschluss meines Studiums nicht der Plan. Damals hatte ich keine Vorstellung davon, wie komplex die Arbeit in einem Fintech-Unternehmen ist. Ein Fintech über eine lange Zeit hinweg erfolgreich zu managen ist anspruchsvoll. In unserer täglichen Arbeit berühren wir gleich mehrere, sehr unterschiedliche Gesetze: Die Auflagen an Datensicherheit und Compliance sind
in unserer Branche schwerwiegender als in anderen.

Wie begeisterst du andere Menschen von deinem Job?

Durch das Vorleben und das aktive Integrieren meiner Werte in unser Unternehmen. Dazu zählt vorwiegend die präzise und wohlwollende Kommunikation innerhalb der Teams. Dies bedarf eiserner Disziplin. Gelingt der Umgang auf Augenhöhe, dann lassen sich Prozesse schneller und spürbar
automatisieren. Das bedeutet für mich echte Digitalisierung, die für die laufende und nachhaltige Entwicklung unseres Arbeitsalltags sorgt. Sprich: Bei givve wird es nie langweilig. Das begeistert und steckt an.

Wie definierst du Erfolg?

Wir sind erfolgreich, wenn es uns gelingt, in Zeiten der Krise und des Wachstums fair, ehrlich und souverän miteinander, intern sowie extern, umzugehen. Auch wenn das zunächst sehr pathetisch klingt, sollten wir ehrlich zu uns sein: Wie viele Unternehmen aus dem Finanzbereich können das von sich behaupten? In Stresssituationen gewaltfrei zu kommunizieren, bedeutet für mich, dass wir erfolgreich sind. Wenn es dann noch gelingt, den Humor dabei zu behalten, steht einem erfolgreichen Tag nichts mehr im Weg.

Welche Fähigkeiten in der Payment- und Banking Industrie erachtest du für wichtig?

Ganz klar: Konstanz. Leider wird dieses Bestreben in unserer Branche selten erfüllt. Um ein konkretes Beispiel zu nennen: Wir haben gerade, zum zweiten Mal innerhalb von fünf Jahren, unseren E-Geld-Emittenten gewechselt. E-Geld-Emittenten werden regelmäßig von Aufsichtsbehörden überprüft – so auch der letzte givve-Card-Emittent. Die Regulierungs- und Aufsichtsbehörde hat
während dieser Überprüfung eine vorübergehende Pause für die Einrichtung neuer Geschäftskund:innen angeordnet. Bedeutete im Umkehrschluss: In dieser Zeit konnten wir keine Geschäftsbeziehungen mit neuen Kund:innen aufnehmen.

Das hat frustriert und zusätzliche Arbeit für mein Team bedeutet, als es darum ging, einen neuen Emittenten zu finden und unser Geschäft umzuziehen. Deshalb wünsche ich mir mehr Konstanz in der Finanzbranche: Stakeholder:innen, die konstant eine solide Leistung liefern, auf die man sich
verlassen kann.

Was hast du immer in deiner Tasche dabei?

Very old school: Ein Brillenputztuch und ein kleines Taschenmesser mit Schere. Tatsächlich immer seltener mein Telefon, dank der Smartwatch mit Mobilfunk.

Was kann man von dir besonders gut lernen?

Einen wohlwollenden Umgang, Disziplin und Automatisierung von Prozessen. Drei Dinge, die in meinen Augen die Grundlage für die erfolgreiche Digitalisierung sind. Und somit die Basis für ein gelungenes, gesundes Arbeitsumfeld. Daran arbeite ich täglich selbst.

#Team Homeoffice oder #Team Büro, warum?

Freiheit. Jeder entscheidet bei uns selbstbestimmt.

In welchem Unternehmen würdest du außerhalb unserer Industrie gerne einmal Mäuschen spielen?

Ich würde mir in der Tat wünschen, dass Manager:innen aus anderen Unternehmen einmal einen Blick in unser Unternehmen werfen. Wir sind ein kleines Team und bringen Projekte einer Größe über die Bühne, für die manch andere Firmen dreimal so viele Mitarbeiter:innen brauchen.

Wenn du dich vor zehn Jahren treffen würdest: Welchen Tipp würdest du dir mitgeben, um beruflich erfolgreich zu sein?

Investiere deutlich früher in eine:n fähige:n CFO!

Wenn ich im Finanzministerium etwas zu entscheiden hätte, dann würde ich ….?

…das Steuergesetz drastisch vereinfachen.

Wenn ich einen nennenswerten Betrag im Lotto gewinnen würde, würde ich …?

…eine Stiftung gründen, und zwar mit dem Zweck, in München die Verkehrswende zu beschleunigen. Unsere Lebensqualität in einer autofreien Innenstadt würde sich dadurch drastisch erhöhen.

Wenn ich jeden Tag das Gleiche essen müsste, wäre das …?

…Indisches Curry. Das schmeckt immer. Und nie gleich.

Wenn ich dauerhaft in einem anderen Land leben dürfte, dann wäre das …?

…Deutschland, insbesondere München. Dort habe ich bereits meinen Platz gefunden. Der Eisbach, zahlreiche Seen, Berge und kurze Wege: Alles ist mit dem Fahrrad erreichbar. Ich bleibe einfach hier.

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