Die Gesichter der Branche – Nicole Defren von Klarna

„Ich habe mich schon immer für technologische Entwicklungen interessiert“, sagt Head of Germany von Klarna, Nicole Defren, in unserem Interview über ihren Weg hin zum schwedischen Fintech-Riesen. Als eine der ersten Mitarbeiterinnen in Deutschland ist sie dem Unternehmen seit nunmehr 12 Jahren treu geblieben und hat innerhalb Klarnas schon etliche Positionen bekleidet.

Wir unterhalten uns mit Nicole Defren über ihre Vorbildfunktion als weibliche Führungskraft innerhalb einer männerdominierten Welt und wie sie mit mehr Sichtbarkeit Frauen von der Fintech-Welt zu überzeugen. Wie wichtig lange Spaziergänge sind, um den Kopf freizubekommen und warum ihr Hund dabei hilft, verrät sie im folgenden Interview.

Dürfen wir vorstellen? Das ist Nicole Defren von Klarna

Wer bist du, was machst du?

Ich bin Nicole Defren und arbeite als Head of Germany bei Klarna. Das bedeutet, dass ich mich um die Zusammenarbeit mit unseren Partnerunternehmen kümmere und darum, unser regionales Netzwerk als Zahlungs- und Shopping-Dienstleister zu stärken und auszubauen. Und natürlich ist es auch mein Ziel, unseren Kund:innen das bestmögliche Erlebnis zu bieten und Klarna zur bevorzugten Einkaufsmöglichkeit für alle zu machen.

Wie sieht ein klassischer Tag in deinem Leben aus?

Ich stehe früh auf und gehe als Erstes mit meinem Hund spazieren. Ich liebe es einfach, wie er mir durch den Tag hilft. Danach startet mein Arbeitstag und als Führungskraft stehen dann viele interne und externe Termine an, die aufgrund der unterschiedlichen Themen immer spannend und inspirierend sind. Ich habe das Privileg, jeden Tag mit unseren Partnern zu sprechen und versuche dabei, ihre Probleme und Möglichkeiten zu verstehen und herauszufinden, wie Klarna ihnen am besten helfen kann. Darauf aufbauend motiviere ich mein Team, Lösungen für die Probleme zu entwickeln, damit wir das Online-Shopping in Deutschland für alle sicher und reibungslos gestalten können.

Was reizt dich an deiner Tätigkeit?

Jede Menge. Unter anderem, dass wir tatsächlich die Finanzbranche für die Verbraucher:innen zum Besseren verändern können. So wie im März letzten Jahres, als wir umfassende Produktänderungen vorgenommen, eine Transparenzkampagne gestartet und unsere Wikipink-Seite veröffentlicht haben, auf der Kennzahlen zum Nutzerverhalten von Klarna-Kund:innen für alle einsehbar sind. Damit haben wir die gesamte Branche aufgefordert, unserem Beispiel zu folgen, und zu einem besseren Shopping-Ökosystem beizutragen.

Wolltest du schon immer in einem Fintech arbeiten?

Ich habe mich schon immer für technologische Entwicklungen interessiert, aber um ehrlich zu sein, glaube ich, dass ich mich mehr für Klarna als „nur“ für Fintechs begeistere. Weil ich hier die Möglichkeit habe, an der Spitze der Fintech-Entwicklung zu stehen, und mich gleichzeitig auch Herausforderungen widmen kann, die nicht unbedingt viel mit Finanzen zu tun haben, wie z.B. die Kundenakquise oder -bindung. Ich liebe den Fintech-Teil und es passiert gerade so viel in diesem Bereich, aber noch mehr liebe ich die Mischung. 

Wie begeisterst du andere Menschen von deinem Job?

Als weibliche Führungskraft in einer von Männern dominierten Branche halte ich es für wichtig, gelegentlich mein Gesicht zu zeigen, so wie hier. Vielleicht inspiriert oder motiviert es jemanden da draußen, mich da zu sehen, wo ich gerade stehe.

Und dann gibt es noch einige wichtige Erkenntnisse, die ich im Laufe der Jahre gesammelt habe:

1. Leidenschaft teilen: Menschen fühlen sich oft zu denen hingezogen, die Begeisterung und Leidenschaft für ihre Arbeit ausstrahlen. Wenn man über seine Arbeit spricht, sollte man auch erzählen, was einen begeistert und motiviert.

2. Geschichten erzählen: Menschen fühlen sich von Geschichten angesprochen. Deshalb sollten wir versuchen, Geschichten über unsere Arbeitserfahrungen zu erzählen und darüber, wie sie sich auf uns oder andere ausgewirkt haben.

3. Ergebnisse zeigen: Unabhängig davon, ob man in einem technischen oder kreativen Bereich arbeitet, interessieren sich die Menschen oft für die Ergebnisse ihrer Arbeit in der Praxis. Deshalb sollten wir zeigen, wie das, was wir tun, das Leben der Menschen oder die Welt verändert.

4. Authentisch bleiben: Menschen können oft erkennen, wenn jemand zu sehr versucht, ihnen etwas zu verkaufen. Ehrlichkeit und Transparenz in Bezug auf die eigene Arbeit, einschließlich der Herausforderungen und Erfolge, sind deshalb am wirkungsvollsten.

5. Möglichkeiten zur Beteiligung anbieten: Wir sollten anderen die Möglichkeit bieten, sich an unserer Arbeit zu beteiligen oder sich in der Branche zu engagieren. Beispielsweise durch Freiwilligenarbeit, Mentorenschaft oder einfach durch die Weitergabe von Ressourcen und Informationen.

Andere Menschen für meinen Job zu begeistern, heißt für mich nicht nur, sie dazu zu bewegen, dieselbe Laufbahn wie ich einzuschlagen, sondern vielmehr, meine eigenen Erfahrungen und mein Wissen in einer Weise weiterzugeben, die sowohl inspirierend als auch informativ ist.

Wie definierst du Erfolg?

Das ist eine schwierige und sehr persönliche Frage. Aber wenn ich an die Zeiten in meinem Leben zurückdenke, in denen ich mich weniger erfolgreich gefühlt habe, haben sie einen gemeinsamen Nenner: Mir fehlte die Richtung. Wenn ich also eine Richtung habe und Fortschritte mache (egal ob im Kleinen oder im Großen), dann ist das für mich Erfolg.

Welche Fähigkeiten in der Payment- und Banking Industrie erachtest du für wichtig?

Wie in allen Lebensbereichen halte ich es für eine der wichtigsten Fähigkeiten, sich für andere Menschen zu interessieren und ihnen zuhören zu können, sowie, zu versuchen, ihre Probleme zu verstehen und von ihnen verstanden zu werden.

Was hast du immer in deiner Tasche dabei?

iPhone, Airpods und Hundeleckerlis.

Was kann man von dir besonders gut lernen?

Ich versuche, viel aktiv zuzuhören. Vielleicht können die Leute das von mir lernen.

#Team Homeoffice oder #Team Büro, warum?

#Teambeides: Für mich ist es unglaublich wichtig, dass ich mir meine Arbeit nach meinen Bedürfnissen einteilen kann. Ich kann zum Beispiel entscheiden, ob ich zu Hause oder im Büro arbeiten möchte. Auch meine Arbeitszeiten kann ich selbst bestimmen. Wenn ich bis spät in den Abend hinein arbeite, nehme ich mir am nächsten Morgen die Zeit für einen langen Waldspaziergang mit meinem kleinen Dackel oder einen Kaffee mit meinem Mann. So beginne ich den Tag wieder mit einem frischen Kopf. Diese Form der Flexibilität ist meiner Meinung nach enorm wichtig, denn sie trägt zu höherer Produktivität, Arbeitszufriedenheit und Work-Life-Balance bei und reduziert gleichzeitig Stress und Burnout-Risiko.

Zudem gibt mir das persönliche Treffen mit dem Team und den Partnern neue Impulse und hilft mir, Kontakte zu knüpfen und einige Dinge schneller zu erledigen.

In welchem Unternehmen würdest du außerhalb unserer Industrie gerne einmal Mäuschen spielen?

LEGO. Ich bin so beeindruckt davon, wie sie sich ständig neu erfinden und dabei immer relevant bleiben.

Wenn du dich vor zehn Jahren treffen würdest: Welchen Tipp würdest du dir mitgeben, um beruflich erfolgreich zu sein.

Vor zehn Jahren habe ich bereits für Klarna gearbeitet. Ich würde sagen: „Bleib hier, der Sommer kommt“.

Wenn ich im Finanzministerium etwas zu entscheiden hätte, dann würde ich ….?

Mich für eine angemessene, ergebnisorientierte Regulierung einsetzen, z. B. in Bezug auf den anstehende PSD2-Review und das Open Finance-Framework. Das ist wichtig, damit der Wettbewerb im Interesse der Verbraucher handelt und diese vor Schaden schützt.

Außerdem sollten wir in Deutschland einen ganzheitlicheren Ansatz bei der Förderung der Start-up-Szene und der Digitalisierung der Wirtschaft verfolgen, bei dem auch das Finanzministerium eine Rolle spielen muss.

Wenn ich einen nennenswerten Betrag im Lotto gewinnen würde, würde ich …?

Die Hälfte auf mein Klarna-Konto einzahlen, ein Viertel verschenken und mit dem letzten Viertel verreisen.

Wenn ich jeden Tag das Gleiche essen müsste, wäre das …?

Nein. Das kann ich nicht. Ich brauche Abwechslung. Ich liebe Essen!

Wenn ich dauerhaft in einem anderen Land leben dürfte, dann wäre das …?

Norwegen. An den schönen Fjorden und nur einen Steinwurf von den Skipisten entfernt. Liebe Grüße an meine geliebten norwegischen Kollegen an dieser Stelle.

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Autor

  • Die studierte Soziologin und Medienwissenschaftlerin beobachtet, analysiert und schreibt als Journalistin seit vielen Jahren über die Startup- und Fintechszene. In der Vergangenheit arbeitete sie für führende on- und offline Gründer- und Wirtschaftsmedien im In- und Ausland, moderiert und schrieb mit Kollegen ein Buch über Unternehmen im Ruhrgebiet. Seit 2019 arbeitet sie für Payment & Banking, seit 2020 ist sie festes Redaktionsmitglied und ist in dieser Position verantwortlich für alle Themen Content, Planung und Entwicklung neuer Medienformate. In ihrer Zeit bei Payment & Banking ist sie zudem eine eifrige Podcasterin geworden.

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