Der Mitgründer von Othis, Evgeny Zasorin, findet trotz des stressigen Alltags noch die Zeit für ein gutes Buch. Wie er uns im Fragebogen für die Serie „Gesichter der Branche“ verraten hat, verlässt er ohne sein iPhone und ein kleines Notizbuch nicht das Haus. Darin notiert er auch seine Ideen, um Othis zur führenden Plattform für das Wealth-Management auszubauen.

Dürfen wir vorstellen? Das ist Evgeny Zasorin von Othis

Wer bist du? Was machst du?

Ich bin Evgeny Zasorin, CEO und einer der Gründer von Othis. Wir haben das Unternehmen mit dem Ziel gegründet, eine moderne Alternative zum traditionellen Private Banking zu bieten. Othis richtet sich an Einzelpersonen und Familien, die Einfachheit in der Organisation und Verwaltung ihres Vermögens schätzen und auch fordern.

Mittelfristig will Othis ein technologieorientierter Full-Service-Vermögensverwalter werden, der seine Kunden ganzheitlich und professionell bei der Organisation, Optimierung und Vermehrung ihres Vermögens unterstützt.

Wie sieht ein normaler Tag für dich aus?

Als CEO der Firma verbringe ich einen Großteil meiner Zeit in der Interaktion mit Kunden, potenziellen zukünftigen Mitarbeitern und Investoren – der persönliche Umgang mit Menschen ist ein grundlegender und wichtiger Teil meiner Arbeit.

Obwohl ich viel meiner Zeit in Besprechungen verbringe, nehme ich mir jeden Tag zwei bis drei Stunden nur für mich, in denen ich ungestört meinen Ideen und Strategien nachgehen kann. In dieser Zeit beobachte ich das Unternehmen abseits der Alltagshektik und identifiziere Probleme, die außerhalb des Tagesgeschäfts gelöst werden müssen.

Abends nehme ich mir dann gerne Zeit, mich fortzubilden – meistens durch das Lesen von Büchern oder dem Anhören von Podcasts. Lesen ist ein absolutes Muss in meinem Tagesplan, denn es hilft mir dabei neue Denkansätze zu finden und auch die bestmöglichen Entscheidungen für unser Unternehmen zu treffen. Das letzte Buch, das ich mit Begeisterung gelesen habe, war „Projekt Phoenix“. Dort wird die Engpasstheorie in IT-Organisationen sehr anschaulich erklärt wird.

Was bereitet dir Freude an deinem Job?

Mich reizt, dass wir mit Othis ein wirklich schwieriges Problem in der Branche angehen, welches zwar nach Ansicht vieler Kunden schon längst gelöst sein sollte, aber auf das die traditionellen Anbieter bisher keine Antwort finden konnten.

Der traditionelle Private Banking Kunde ändert sich – die neue Generation wünscht sich ein auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenes, personalisiertes und digitales „Erlebnis Vermögensverwaltung“, das vom derzeitigen System völlig missverstanden wird.

Wolltest du schon immer in einem Fintech Unternehmen arbeiten?

Durch eine zufällige Begegnung mit meinem (heutigen) Mitgründer Stefan Haubner bin ich in die Finanzdienstleistungsbranche eingestiegen. Seitdem haben wir eine Risikokapitalgesellschaft gegründet, die wir über vier Fondsgenerationen aufgebaut haben, und weiter auch ein Unternehmen geschaffen, das zahlreiche Familien und Einzelpersonen in die moderne Ära des Investierens geführt hat.

Ich werde sicher noch eine ganze Weile in der FinTech Branche bleiben.

Wie inspirierst du andere Menschen mit deinem Job?

Mir wird nachgesagt, dass meine stark ausgeprägte Arbeitsmoral und mein Enthusiasmus ansteckend seien.

In meiner Position als CEO messe ich Erfolg anhand mehrerer Faktoren, die Wachstum und Stabilität unseres Unternehmens widerspiegeln.

Wie würdest du Erfolg definieren?

In meiner Position als CEO messe ich Erfolg anhand mehrerer Faktoren, die Wachstum und Stabilität unseres Unternehmens widerspiegeln. Erstens, die Fähigkeit unsere Kunden stets zufriedenzustellen, und sie dadurch zu begeisterten Botschaftern unseres Anliegens zu machen. Zweitens unsere Fähigkeit, die besten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für uns zu gewinnen und an uns zu binden, um unsere Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Und drittens unsere Fähigkeit, ein gesundes und nachhaltiges Wachstum zu erzielen, um Mehrwert für alle am Unternehmen Beteiligten zu schaffen.

Welche Qualifikationen hältst du in der Zahlungs- und Bankenbranche für wichtig?

Meiner Erfahrung nach ist fundiertes Fachwissen die wichtigste Kompetenz in unserer Branche.

Oft wird über Mängel und Probleme im Finanzsektor geklagt, aber ohne die teilweise komplexen Zusammenhänge im Hintergrund zu verstehen, ist es unmöglich, innovative Lösungen zu entwickeln, die Kundennutzen bringen.

Was hast du immer in deiner Tasche bei dir?

Ganz einfach – mein großes iPhone, damit ich auch unterwegs flexibel arbeiten kann und meine AirPods zum Hören von Musik und Podcasts. Für weitere Reisen packe ich auch stets mein Kindle in meinen Koffer, sodass auch nicht das Lesen zu kurz kommt. Ich trage auch gerne mein kleines Notizbuch bei mir, um Gedanken und Ideen niederzuschreiben – ich finde, dass echtes Papier immer noch das beste Medium ist, um Gedanken festzuhalten, ohne abgelenkt zu werden.

Ich finde, dass Papier immer noch das beste Medium ist, um Gedanken festzuhalten, ohne abgelenkt zu werden.

Was können Andere am besten von dir lernen?

Ich starte mal mit dem offensichtlichsten Aspekt – den Einsatz von modernen Technologien und innovativen Lösungsansätzen im Bereich der Vermögensverwaltung. Meiner Meinung nach gibt es hier keine Frage in Bezug auf unsere Branche oder unsere Kunden, die ich nicht beantworten könnte.

Ich kann auch wertvolle Erfahrungen weitergeben, wie man die besten Talente unterschiedlicher Herkunft gewinnt, motiviert und führt. Da ich bereits an vielen verschiedenen Orten gelebt und gearbeitet habe – oft mit anderen Immigranten zusammen – weiß ich, wie man in einem multikulturellen Team effektiv kommuniziert und sicherstellt, dass alle am gleichen Strang ziehen.

Bist du #Team Home Office oder #Team office? Wieso?

Team hybrid! Remote-Arbeit hat viele Vorteile, besonders da einige von uns viel reisen oder auch einfach die Flexibilität eines Ortswechsels zu schätzen wissen.

Andererseits sind die meisten unserer Mitarbeiter bereits aus anderen Ländern nach Österreich gezogen und genießen die gemeinsame Zusammenarbeit im Büro sehr. Es hilft dabei, den Gemeinschaftsgeist zu stärken, besonders wenn man Engagement, Energie und Enthusiasmus auch persönlich miteinander teilen kann.

Ein weiterer Vorteil ist, dass es Menschen einfacher fällt, tiefere Beziehungen zueinander aufzubauen, wenn man beispielsweise bei einem gemeinsamen Frühstück auch mal informelle, persönlichere Gespräche führen kann.

Bei welchem Unternehmen außerhalb der FinTech Branche würdest du mal gerne Mäuschen spielen und unauffällig mitlauschen?

Hier würde mich ein Produktionsbetrieb außerhalb unserer Branche reizen. Besonders spannend fände ich etwa die Produktionsprozesse beim BMW-Tochterunternehmen Rolls-Royce Motor Cars, kennenzulernen. Die Luxusautos, die dort hergestellt werden, sind in hohem Maße individualisiert und jeder einzelne Wagen wird von einer Gruppe von perfekten Spezialisten zusammengebaut.

Auch denke ich, dass eine Produktionsstätte eines Automobilherstellers und ein Technologieunternehmen interessante Parallelen aufweisen. So ist etwa die Kanban-Methode, die ihren Ursprung in der Produktion hat, heute in der IT-Entwicklung weit verbreitet und zu einer der wichtigsten Methoden im agilen Umfeld geworden.

Du wirst all deine Stärken an den richtigen Stellen einsetzen. Rückblickend erkennst du, dass alles miteinander verbunden ist.

Wenn du dich selbst von vor 10 Jahren treffen würdest, welchen Rat würdest du dir selbst geben, um erfolgreich im Berufsleben zu sein?

Im Englischen würden wir sagen „trust the process“ – du wirst all deine Stärken an den richtigen Stellen einsetzen. Rückblickend erkennst du, dass alles miteinander verbunden ist.

Wenn ich etwas im Finanzministerium entscheiden könnten, dann würde ich…?

Ich würde steuerliche und rechtliche Anreize schaffen, um mehr Menschen zu ermutigen, in öffentlichen und privaten Finanzmärkten zu investieren. Das staatliche, steuerfinanzierte Rentensystem ist nicht nachhaltig und die Menschen sollten über den privaten Kapitalmarkt ihre Renten aufbessern können.

Wenn ich eine nennenswerte Summe im Lotto gewinnen würde, würde ich…?

Ich würde den Gewinn nutzen, um die Verwirklichung unserer Mission bei Othis zu beschleunigen.

Müsste ich jeden Tag dasselbe essen, wäre das…?

Ich liebe asiatische Küche, also würde ich mich vermutlich für Pad Thai entscheiden. Jetzt, wo ich darüber nachdenke, fällt mir auf, dass ich bereits einige Tage keines mehr genossen habe – hier offenbart sich also ein unterbewusstes Verlangen.

Wenn ich in einem anderen Land für immer leben könnte, wäre das…?

Zu Beginn meiner Karriere hatte ich die Möglichkeit in Utrecht, Niederlande, zu leben. Ich erinnere mich noch heute an die Herzlichkeit, Aufgeschlossenheit und Umgänglichkeit der Menschen dort. Die Niederlande haben ein stark ausgeprägtes kulturelles Erbe, mit einer tief verwurzelten Geschichte im Handel und in der Finanzwirtschaft, was mich als FinTech-Gründer natürlich besonders anspricht.

Auch heute sind die Niederlande immer noch sehr aufgeschlossen gegenüber Innovationen im Finanzbereich und sie bieten regulatorische Unterstützung für neue Unternehmen. Vielleicht werden wir dort eines Tages einen großartigen Standort für Othis haben.

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