Die Bank als Medienhaus: Wie Finanzinstitute digitale Kommunikation erfolgreich nutzen können

Eine Frau in einem modernen Setting, die vor einer Kamera sitzt und in ein Mikrofon spricht – ein professioneller Moment in der Content-Erstellung.

Die digitale Transformation hat die Finanzwelt grundlegend verändert. Offline-Kanäle als Kundenbindungspunkte reichen nicht mehr aus, denn immer häufiger findet die Entscheidungsfindung auch online statt. Besonders die Gen Z, bei der rund 40 % Social Media als Suchmaschine für neue Produkte und Dienstleistungen nutzen, erwartet digitale Sichtbarkeit – und das auf allen relevanten Kanälen: egal ob YouTube, TikTok oder Instagram.

Doch es reicht nicht, einfach nur „da“ zu sein. Der Anspruch an Inhalte steigt stetig. Hier sind zwei Möglichkeiten, um effektiv auf den Plattformen vertreten zu sein.

1. Finfluencing: Komplexe Dinge einfach machen

Neben dem Produkt suchen vor allem (aber nicht ausschließlich) junge Menschen eines: Klarheit.

Das Thema finanzielle Bildung ist in Deutschland nach wie vor unterrepräsentiert. Bis zum Beginn der finanziellen Bildungsinitiativen in den letzten Jahren gab es keine zentrale Bildungsstrategie für Finanzthemen. Der Bedarf nach Antworten zeigt sich deutlich im Erfolg der sogenannten „Finfluencer“: Finanz-Erklärer wie Steuerfabi (Fabian Walter),Finanzfluss (Thomas Kehl) oder Versicherungen mit Kopf (Basti Kunkel) treffen mit ihren Inhalten einen Nerv.

Die Popularität dieser Influencer zeigt, dass Finanzthemen keinesfalls zu trocken oder kompliziert sind, um sie einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Im Gegenteil: Durch klare, leicht verständliche Erklärungen wird das Interesse der Zielgruppe geweckt und bestehende Hemmschwellen werden abgebaut. Banken können hier ansetzen und ihre Expertise nutzen, um ähnliche Inhalte zu schaffen, die die Zielgruppen informieren und inspirieren.

Dieser hohe Informationsbedarf ist ein Thema, das Banken besonders nahe liegt. Denn wenn wir eine persönliche Beratung herunterbrechen, ist sie im Kern nichts anderes als die Reduktion komplexer Finanzthemen auf das Wesentliche. Die Verlagerung dieses Konzepts in die digitale Welt ist der nächste logische Schritt.

Hier bieten sich vor allem sympathische und verständliche Inhalte im Videoformat an, um die Zielgruppe gezielt anzusprechen und zu erreichen. Plattformen wie YouTube oder TikTok sind ideal, um durch ansprechende und informative Inhalte nicht nur bestehende Kunden zu binden, sondern auch neue Zielgruppen zu erschließen.

Beispiele können Tutorials zur Nutzung von Bankdienstleistungen, Erklärvideos zu Kreditarten oder Sparstrategien sowie interaktive Formate wie Q&A-Sessions sein. Je authentischer und praxisnaher die Inhalte sind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie bei der Zielgruppe Anklang finden. Gerade Videos, die Alltagssituationen und echte Lösungen zeigen, bauen Vertrauen auf und machen Banken nahbarer.

2. Corporate Influencing: Die Bank transparent machen

Was macht eigentlich eine Bank? Wie sieht das Innenleben aus? Wie ist die Kultur? Wer arbeitet dort – und warum?

Diese Fragen stellen sich potenzielle Bewerber oder Talente während ihrer Candidate Journey. Ein gut durchdachtes Corporate-Influencer-Programm kann genau hier Antworten liefern. Denn neben der Gewinnung von jungen Kunden stellt der Fachkräftemangel in den kommenden Jahren ein massives Problem für die deutsche Bankenlandschaft dar.

Schätzungen zufolge gehen in den nächsten drei Jahren rund 30 % der gesamten Belegschaft der Genossenschaftsbanken und Sparkassen in Rente. Automatisierung und optimierte Prozesse können sicherlich einen Teil dieser Lücke schließen, doch eines ist klar: Es werden Fachkräfte benötigt.

Ein gezieltes Corporate-Influencer-Programm schafft Transparenz und macht Banken für Bewerber greifbarer. Mitarbeiter können als Botschafter ihres Unternehmens auftreten und ihre Erfahrungen authentisch teilen. Ob es sich um Einblicke in den Arbeitsalltag, Vorstellung von Karrieremöglichkeiten oder kulturelle Highlights handelt – solche Inhalte vermitteln ein realistisches Bild der Bank als Arbeitgeber und ziehen gezielt Talente an.

LinkedIn spielt hier eine besonders wichtige Rolle. Die Plattform eignet sich hervorragend, um Fachkräfte anzusprechen und wertvolle Netzwerke zu schaffen. Mitarbeiter können über ihre Profile Inhalte teilen, die nicht nur das Unternehmen, sondern auch ihre persönlichen Karriereschritte und Erfolge in den Fokus rücken. Solche Geschichten schaffen eine Verbindung und können latent wechselwillige Talente überzeugen.

Neben LinkedIn können auch andere Plattformen wie Instagram oder TikTok genutzt werden, um junge Zielgruppen anzusprechen. Beispielsweise können kurze Videos mit Azubis oder dualen Studenten entstehen, die den Bewerbungsprozess erklären oder von ihrem Alltag berichten. Diese Einblicke zeigen, dass Banken attraktive, moderne Arbeitgeber sind und der Finanzsektor nicht längst überholt ist.

Best Practice: Eine Bank könnte eine Serie von Videos erstellen, in denen Mitarbeiter von ihren persönlichen Karrierewegen berichten. Ein weiterer Ansatz wäre die Vorstellung konkreter Projekte, an denen sie gearbeitet haben, um zu zeigen, wie vielseitig und spannend die Tätigkeiten im Bankwesen sind.

Fazit

Wer als Regionalbank langfristig im Kampf um junge Kunden und Mitarbeitende mitmischen will, muss dort sein, wo die Aufmerksamkeit liegt. Es führt also kein Weg an Social Media und digitaler Kommunikation vorbei.

Was es dazu braucht, ist:

  • strategische Relevanz, um auf die Bedürfnisse der Zielgruppe einzugehen,
  • genügend Ressourcen zur professionellen Umsetzung und
  • das nötige Know-how, um Inhalte zu erstellen, die wirklich Mehrwert bieten.

Wer einfach nur „da“ ist, ohne Mehrwert zu schaffen, wird langfristig in der digitalen Unsichtbarkeit verschwinden. Der Wettbewerb um die Aufmerksamkeit der Menschen ist groß – und nur die Banken, die es schaffen, authentische, relevante und ansprechende Inhalte zu liefern, werden langfristig erfolgreich sein.

Die gute Nachricht ist: Banken haben bereits alle Voraussetzungen, um in der digitalen Kommunikation zu punkten. Mit ihrer Fachkompetenz, Erfahrung und dem Wissen um die Bedürfnisse der Kunden können sie genau die Inhalte schaffen, die heute so stark nachgefragt werden. Es geht nur darum, den richtigen Weg zu finden, um diese Stärken digital sichtbar zu machen.

Autor: Artur Derr ist Experte für digitale Kommunikation und unterstützt Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparkassen, sowie deren Verbände und Verbundpartner in Dingen wie Social Media und Ansprache junger Zielgruppen.

Autor

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