Das Fintech 21X ist die erste Handels- und Abwicklungsplattform auf DLT-Basis. Seit einigen Tagen ist dort nun der erste Fonds gelistet. CEO Max Heinzle spricht im Interview erstmals über diesen Meilenstein – und warum er ausgerechnet die Finanzaufsicht lobt.
Es war zweifelsohne ein Meilenstein für ein dezentralisiertes Finanzsystem, als vor einigen Tagen der erste Fonds auf einer regulierten DLT-Handels- und Abwicklungsplattform gelistet wurde. „USMO” hieß der Fonds der UBS, den professionelle Investoren bald direkt aus der Wallet kaufen und verkaufen können. Das Listing ist das Erste seiner Art in Europa und ist Teil des sogenannten DLT-Pilot-Regimes. Das von der EU aufgelegte Programm soll als „Sandbox” für tokenbasierte Assets dienen und ist seit 2023 am Start. Seither haben drei Firmen sich eine Lizenz als DLT-Plattform gesichert, darunter auch die Deutsche-Börse-Tochter 360X. Das Frankfurter Fintech 21X ist allerdings das Einzige, das sowohl Handel- als auch Abwicklung anbieten darf. Wir sprechen mit dem Chef von 21X über den Meilenstein.
Herr Heinzle, wie viel Angst hatten Sie vor dem ersten großen Listing auf der eigenen Plattform?
Keine Angst. Wir haben uns monatelang vorbereitet, die Prozesse erprobt. Der Launch war natürlich ein Highlight, weil wir einen wirklich historischen Meilenstein erreicht haben, aber es verlief ganz unaufgeregt. Wir haben auch noch nicht offiziell gemeinsam darauf angestoßen, wollen das aber bei einem Teamevent am Bodensee bald nachholen. Und, was man noch sagen muss: Wir sind sowohl Primär- als auch Sekundärmarkt, das heißt streng genommen wurden erst 50 Prozent von uns gelauncht. Der Sekundärmarkt kommt in den nächsten Wochen.
Mit dem „USMO“ von UBS ist nun der erste Fonds tokenisiert: Wie gut wurde der denn gezeichnet?
Noch kann den Fonds niemand zeichnen. Dafür müssen wir erst noch die Handelsteilnehmer onboarden, da sind wir gerade in den letzten Zügen. Sobald die Konten eröffnet sind, können die Trader direkt aus ihrer Wallet heraus den Fonds kaufen. Da geht es erst einmal nur um institutionelle Kunden, ab dem zweiten Halbjahr wollen wir aber auch Retailkunden anbinden. Diese können dann über Kryptobörsen, Neobroker und klassische Banken die Produkte kaufen. Da sind wir gerade in vielen Verhandlungen.
Aber was ist der Vorteil gegenüber einer klassischen Zeichnung am Kapitalmarkt?
Zunächst einmal ist es möglich, die Token selbst zu verwahren. Dadurch kann der Kunde sich Verwahrungsgebühren sparen. Wer Stablecoins hat, kann damit direkt kaufen und muss nicht in Fiat-Währungen tauschen und wir machen auch die Zeichnungsprozesse im Primärmarkt. Das dauert nur wenige Minuten, im Sekundärmarkt sogar nur wenige Sekunden. Das bedeutet, dass das Geld auch schneller Zinsen generiert. Man denke da an Geldmarktfonds. Damit wird es auch rentabler in kürzeren Zeiträumen zu investieren.
Das DLT-Pilot-Regime, in dem Sie sich bewegen, gibt es seit 2023. Warum hat es so lange gedauert, bis jetzt endlich ein Fonds auf Ihre Plattform geschafft hat?
Das liegt daran, dass wir mehrere Lizenzen beantragen mussten. Wir haben eine Handelslizenz, eine Settlement-Lizenz und darüber hinaus noch die Rolle des Registerführers. Dadurch, dass es sich um ein neuartiges Regime handelt, gab es sicherlich für uns als Erste viele Themen, die wir mit der BaFin und der ESMA abklären mussten, dazu noch mit der Bundesbank und der EZB. Da sieht man schon, wie umfangreich der Prozess war und deshalb hat das auch ein bisschen gedauert. Wir sind mit der Dauer der Lizenzerteilung aber im Großen und Ganzen zufrieden. Eigentlich muss man sogar ein Lob aussprechen: Die BaFin hat das richtig gut gemacht – die haben sich mit dem Thema wirklich intensiv und sorgfältig auseinandergesetzt.
Der jetzige Fonds ist ein Geldmarktfonds. Was planen Sie für weitere Angebote auf der Plattform?
Wir werden weitere Geldmarktfonds in Kürze auf unserer Plattform sehen, dazu auch Tracker-Zertifikate auf Blue-Chip-Aktien. Wir können unter dem Regime noch keine Aktien über einer Marktkapitalisierung von einer halben Milliarde Euro handeln, deshalb müssen wir uns zunächst mit den Zertifikaten begnügen. Aber wir schauen uns gerade ganz genau an, ob wir nicht auch IPOs direkt bei uns durchführen können. Da sind wir bereits in Gesprächen und beschäftigen uns auch mit dualen Listings, sowohl für Aktien als auch Anleihen. Und natürlich werden auch ETFs auf unserer Plattform verfügbar sein.
Mit welchen Partnern dürfen wir rechnen?
Wir arbeiten bereits eng mit Apex als unserem offiziellen Listing-Sponsor zusammen, mit Zühlke als Implementierungspartner für die Integration institutioneller Kunden, mit Dusk als Handelsteilnehmer für den Zugang zu tokenisierten Real-World-Assets und mit Quantoz, die uns bei der Abwicklung von Transaktionen mit ihren MiCA-konformen Stablecoins unterstützen.
Zu weiteren Partnern kann ich noch keine Namen sagen, aber was ich sagen kann: Wir haben die größten Asset-Manager der Welt, also wirklich namhafte Emittenten mit vielen spannenden Produkten, bei uns in der Pipeline. Insgesamt sind mehr als 25 Produkte in Vorbereitung, und was wir bis Ende des Jahres listen, hängt auch von den Emittenten und dem Reifegrad der Produkte ab. Wir haben teilweise unterschiedliche Set-ups, beispielsweise auch Bankenpartner. Wir sind zuversichtlich, dass wir mit einzelnen Emittenten auch mehrere Produkte gleichzeitig auf die Blockchain bekommen.
Zur Person: Max Heinzle, 42 Jahre, ist Gründer und CEO von 21X. Zuvor war er unter anderem Gründer der Crowdinvesting-Plattform Mezzany und 21.finance, einer Marketplace-as-a-Service-Plattform. Er hat einen Master of Science in Global Banking and Finance.