Das steht wirklich in der GuV von Unzer 

UNZER-Robert Bueninck-CEO-Unzer GuV 2024

Das Payment-Unternehmen aus Berlin legt neue Zahlen für das Jahr 2024 vor. Das EBITDA ist demnach positiv, netto bleibt ein Verlust. Payment & Banking konnte die Rechnung vorab einsehen. 

Das Payment-Unternehmen Unzer arbeitet sich Stück für Stück aus dem Chaos heraus. Nachdem die Berliner zeitweise Horrorverluste von 350 Millionen Euro ausweisen mussten, steht unter der aktuellen Gewinn- und Verlustrechnung sogar ein echter Gewinn vor Steuern, Abschreibungen und Zinsen. Payment & Banking konnte die Gewinn- und Verlustrechnung vorab einsehen, der vollständige Geschäftsbericht 2024 ist noch nicht verfügbar. 

Zunächst ein Blick auf die schon öffentlichen Zahlen, die Unzer Mitte der Woche auch kommuniziert hat: Im Jahr 2024 erhöhten sich die Umsatzerlöse um 6,7 Prozent auf nunmehr 220 Millionen Euro. Das bereinigte Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen stieg sogar um 16 Prozent auf nunmehr 30 Millionen Euro. Das wiederum warf die Frage auf: Wie schwarz sind die Zahlen denn wirklich? Und wie schlimm sieht es aus, wenn da nichts mehr bereinigt wird? 

Unzer: Das EBITDA ist positiv

Aufschluss darüber gibt nun die Gewinn- und Verlustrechnungen, die Payment & Banking einsehen konnte. Aus dieser geht hervor, dass das EBITDA, also der Gewinn vor Steuern, Zinsen, Abschreibungen und sonstigen Finanzaufwendungen, tatsächlich bei 20,45 Millionen Euro lag – auch ohne eine Bereinigung. Das ist deutlich besser als noch im Vorjahr. 2023 nämlich stand dort ein Verlust von 678.000 Euro. Die Steigerung hat das Unternehmen vor allen Dingen dadurch geschafft, dass sich die Umsatzerlöse erhöht haben – während die Kosten relativ stabil blieben. So lagen beispielsweise die Personalaufwendungen bei knapp 67 Millionen Euro (Vorjahr: 64 Millionen Euro) und die Materialaufwendungen bei 92 Millionen Euro (Vorjahr: 86 Millionen Euro). Gespart hat die Firma derweil bei den sonstigen betrieblichen Ausgaben. Dort stehen für 2024 nur noch 59 Millionen Euro zu Buche (Vorjahr: 71 Millionen Euro). 

Der Unterschied zwischen dem bereinigten EBITDA und dem tatsächlichen beträgt knapp zehn Millionen Euro. Der Unterschied ist laut Unzer durch einmalige Abschreibungen zu erklären, beispielsweise durch Restrukturierungskosten rund um den Eigentümerwechsel 2023. Gerade wegen dieses Eigentümerwechsels sind die Zahlen rund um Abschreibungen aber nur schwer vergleichbar. Anders ist es bei den Performance-Daten in den jeweiligen Jahren. 

Die Vergangenheit war chaotisch, jetzt läuft es ruhiger

Sichtbar wird einmal mehr: Unzer kämpft sich Stück für Stück aus dem Chaos heraus, das bei der Firma noch 2021 und 2022 geherrscht hat. Damals stellte die Bafin „gravierende Mängel” fest und schickte einen Sonderprüfer in das Unternehmen. Eine Tochterfirma durfte daraufhin keine Neukund:inneng mehr aufnehmen und Unzer musste mehr als 20 Millionen Euro in IT- und Compliance-Strukturen stecken. Im selben Jahr musste Unzer die Horrorsumme von 350 Millionen abschreiben, im Jahr darauf waren es noch einmal 70 Millionen Euro. Ein Jahresfehlbetrag von 110 Millionen Euro blieb am Ende übrig. 

Erst im Oktober 2024 löste die Bafin die strengen Maßnahmen auf, da war der ehemalige Haupteigentümer KKR längst abgesprungen. Die Private-Equity-Gesellschaft hatte ab 2019 versucht, unter dem Namen Unzer und rund um das ursprüngliche Payment-Unternehmen Heidelpay einen europäischen Payment-Champion zu bauen und dafür viele hundert Millionen Euro investiert. Doch der Traum von großen Gewinnen wurde zum Alptraum. Schon 2023 trat das Unternehmen die meisten seiner Anteile an die Gläubiger ab, bei denen Unzer in der Kreide stand. Dazu gehörte beispielsweise Goldman Sachs. 

Unzer will zu Adyen aufschließen: Das ist noch ein weiter Weg

Die neuen Eigentümer rund um Goldman Sachs dürften die ersten Schritte mit Wohlwollen begleiten, wenn auch noch viel Luft nach oben bleibt. Firmen wie das niederländische Adyen schaffen es, ein Umsatzwachstum von 20 Prozent oder mehr zu generieren. Davon ist Unzer ebenso weit entfernt wie von großen Gewinnen. So meldete Adyen für das vergangene Jahr einen Nettogewinn von mehr als 900 Millionen Euro. Bei Unzer stehe zwar ein Bruttogewinn von 123,7 Millionen Euro (ein Plus 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr), doch am Ende gebe es einen Nettoverlust (also nach allen Abschreibungen, Steuern und Zinsen) von 14 Millionen Euro, sagt Robert Bueninck, CEO bei Unzer, im Gespräch. „Langfristig wollen wir aufschließen”, sagt er mit Blick auf Adyen und andere Payment-Firmen. „Dafür haben wir jetzt den ersten Schritt gemacht und wachsen wieder profitabel. Darauf können wir stolz sein.” 
Die Payment-Szene dürfte die weitere Entwicklung gespannt verfolgen. Unzer ist immerhin seit einigen Monaten das letzte größere und vor allem unabhängige Payment-Unternehmen aus Deutschland. Payone gehört schließlich zu großen Teilen den Franzosen von Worldline. Vor einigen Tagen wurde zudem bekannt, dass Ralf Gladis sein „Baby” Computop an Nexi verkauft und sich eine Auszeit gönnt. Die Payment-Firma aus Bamberg war einst Pionier im deutschen Zahlungsverkehr und konnte eigenen Angaben zufolge zuletzt einen E-Commerce-Marktanteil von mehr als 30 Prozent ausweisen. Nexi kauft sich also Marktanteile und drängt zugleich auf den deutschen Markt, wo die Firma in direkte Konkurrenz mit Unzer geht. Chef Robert Bueninck sagt dazu im Gespräch mit Payment & Banking: „Wir haben erst vor zwei Jahren eine neue Plattform aufgesetzt und sind technisch auf dem neuesten Stand. Ich glaube also, dass wir gegenüber älteren Playern im Markt einen Wettbewerbsvorteil haben.”

Author

  • Nils Heck (geb. Wischmeyer) ist Gründer des Journalistenbüros dreimaldrei, Buchautor und seit März 2024 Redaktionsleiter bei Payment and Banking. Er ist zudem Autor der monatlichen Kolumne „Nils nörgelt“, in der er sich kritisch mit aktuellen Trends in der Payment- and Bankingbranche beschäftigt. Wenn er nicht gerade meckert, jongliert er professionell.

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