„Finanzielle Teilhabe für alle”

Daniel Kreter, COO von Taxfix, spricht über finanzielle Teilhabe und die Zukunft der Finanzwelt

Daniel Kreter, COO und Managing Director bei Taxfix, gibt Einblicke in seinen Werdegang, seine täglichen Herausforderungen und wie er die Zukunft der Finanzwelt sieht. 

Als Daniel Kreter als COO bei Taxfix anfing, da bestand das Start-up gerade einmal aus 35 Leuten. Fünf Jahre später hat das Start-up sich in seinen Worten zur „führenden Finanzplattform für Steuererklärungen“ gemausert. Kreter, der sich anfangs auch um die Bereiche Recruiting, HR, Data Analytics und Finanzen gekümmert hat, kann sich längst auf andere Themen konzentrieren. Er kümmert sich unter anderem um die langfristige Unternehmensstrategie und das operative Geschäft.

Wie viel Kohle hast du gerade im Portemonnaie?

Ich trage meistens rund 50 Euro bei mir. In einer Stadt wie Berlin, wo das Bargeld noch immer seinen festen Platz hat, ist das noch notwendig. Ich finde es gleichzeitig aber auch schön, meinen Kindern den Umgang mit Geld praktisch näherzubringen. Das geht mit Bargeld viel einfacher als per Kartenzahlung. Es ist eine gute Art, ihnen zu zeigen, wie man Geld wertschätzt und verantwortungsvoll damit umgeht.

Was reizt dich an deiner Tätigkeit?

Als erstes die tägliche Zusammenarbeit mit einem fantastischen und heterogenen Team. Es ist herausfordernd und zugleich ungemein befriedigend, komplexe Probleme gemeinsam anzugehen und zu lösen. Und es gibt noch einiges zu tun: In Deutschland geben noch immer mehr als zwölf  Millionen Menschen keine Steuererklärung ab und lassen sich dabei ihre Rückerstattung – im Durchschnitt immerhin 1095 Euro – entgehen. Und das ist Geld, das ihnen zusteht, dafür haben sie gearbeitet. Das wollen wir ändern. Unser Ziel ist es, allen Menschen Zugang zu finanzieller Teilhabe zu ermöglichen. Die Steuererklärung sehen wir hier als ersten wichtigen Schritt.

Wie bist du im Payment & Banking-Sektor gelandet?

Ich habe ganz klassisch im Investmentbanking bei einer Landesbank angefangen.
Danach war ich mehrere Jahre lang Teil des Teams, das die Fusion zwischen der Dresdner Bank und der Commerzbank betreute – eine herausfordernde und ungemein lehrreiche Zeit. Irgendwann wollte ich dann aber etwas ganz anderes machen: Ich habe mich erstmal vom Finanzsektor verabschiedet und bin über Zalando und Dawanda in die Start-up-Welt gekommen. Letztendlich hat es mich aber ein bisschen zurückgezogen, und bei Taxfix konnte ich dann meine Erfahrungen aus der Start-up-Welt und dem Finanzbereich zusammenbringen. Jetzt arbeite ich genau an der Schnittstelle dieser beiden Welten, was mir große Freude bereitet.

Wie möchtest du den Payment & Banking-Bereich verändern?

Unser Ansatz beginnt mit dem Vereinfachen des Zugangs zur Steuererklärung und der Steuerrückerstattung, so helfen wir Menschen, Unsicherheiten abzubauen und das Geld, das ihnen zusteht, zu bekommen. Dieses Geld können sie nutzen, um notwendige Anschaffungen zu tätigen, um Rechnungen zu bezahlen oder sich schöne Dinge wie Urlaube zu gönnen. Vielleicht können sie das Geld auch sparen oder investieren und somit aktiv ihre finanzielle Zukunft gestalten.

Als Angel-Investor verfolge ich parallel ein ähnliches Ziel, mir geht es immer darum, Finanzdienstleistungen so zu gestalten, dass sie für alle Personen, unabhängig von deren Einkommensverhältnissen, zugänglich sind. Ein zentraler Aspekt dabei ist die Frage: Wie kann man auch mit nur 20 Euro im Monat sinnvoll anfangen zu investieren, also ohne hohe Transaktionskosten.

Ich glaube, das funktioniert nur, wenn Menschen verstehen, welche Vorteile es bringt, in ihre finanzielle Zukunft zu investieren und aktiv ihre Vermögens- und Rentenlücke zu schließen. Investieren muss daher zum einen kosteneffizienter, zum anderen aber auch deutlich einfacher und verständlicher werden. 

Sind Fintechs die große Revolution – oder doch eher nur eine kleine Revolte?

Bislang erleben wir eher eine kleine Revolte, das Potenzial für eine große Revolution ist jedoch enorm. Der Großteil der Kunden vertraut immer noch traditionellen Banken wie den Sparkassen. Das ist an sich auch kein Problem, aber viele Menschen lassen dort ihre, zum Teil nicht unwesentlichen Ersparnisse, einfach auf ihrem Girokonto liegen. In Zeiten hoher Inflation verliert man dadurch jedes Jahr Kaufkraft. Und das muss sich ändern. In Deutschland sehen wir dies besonders deutlich: eine hohe Sparquote steht einer noch geringen Investitionsbereitschaft gegenüber. Fintechs arbeiten daran, dies zu ändern, indem sie Dienstleistungen effizienter und kundenorientierter gestalten. Im Kern geht es darum, dass Kunden eine bessere Auswahl und noch einfacheren Zugang zu Finanzprodukten haben.

Was kann man von dir besonders gut lernen?

Hier kann ich nur wiedergeben, was mir meine Teammitglieder spiegeln. Sie schätzen, dass ich oft die richtigen Fragen stelle, dadurch komplexe Probleme in ihre einzelnen Komponenten herunterbrechen kann und schnell zu pragmatischen Entscheidungen komme. Meine Töchter hingegen würde wohl eher sagen, dass ich gut im Reparieren von Dingen oder auch im Quatschmachen und -erzählen bin – eine Seite, die ich mir für zu Hause aufhebe.

Wenn du Finanzminister*in wärst, was würdest du sofort ändern?

Ich würde den privaten Vermögensaufbau deutlich stärker fördern. Dies erfordert eine Vereinfachung der Prozesse und eine vollständige Digitalisierung des Zugangs für Bürgerinnen und Bürger. Dazu gehört auch, den Abruf von Steuerdaten zu vereinfachen und digitale Bescheide verständlicher zu gestalten. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Förderung von finanzieller Bildung für alle. Nur so können wir sicherstellen, dass Menschen verstehen, wie sie ihr Geld effektiv verwalten und investieren können. Ich würde außerdem innovative Unternehmen stärker unterstützen, die einen Beitrag leisten können, die finanzielle Teilhabe aller zu verbessern. Nur durch eine Kombination aus Bildung und Zugang zu modernen Finanzdienstleistungen können wir sicherstellen, dass jeder die Möglichkeit hat, seine finanzielle Zukunft zu gestalten.

Werden wir persönlich: Was machst du in deiner Freizeit – und sag jetzt nicht “Lesen und Freunde treffen”?

Ich verbringe viel Zeit mit meiner Familie und suche den Ausgleich zum Beruf beim Sport, sei es Wandern, Joggen oder Skifahren. Außerdem bin ich immer auf der Suche nach neuen Erfahrungen – so war ich kürzlich Paragleiten und plane, als nächstes Gesangsunterricht zu nehmen.

Wie bezahlst du an der Supermarktkasse?

Am liebsten zahle ich mit meinem Telefon, wobei meine älteste Tochter häufig bezahlt und mir das Telefon an der Kasse hierzu direkt aus der Hand nimmt.

Welche Finanz-Apps sind deine drei beliebtesten? 

In puncto Nützlichkeit stehen ganz oben auf meiner Liste:

  • Paypal, der Klassiker für bequeme und schnelle Transaktionen.
  • Debeka, eine sehr simple, aber praktische App für das einfache Sammeln und Einreichen von Arztrechnungen.
  • Spotify, als Informationsquelle, um Podcasts wie Finanz-Szene, FWD, und Lage der Nation zu hören.

In welchem Unternehmen würdest du außerhalb unserer Industrie gerne einmal Mäuschen spielen?

Es ist zwar kein Unternehmen im klassischen Sinne, aber tatsächlich fände ich es sehr spannend, einmal für eine Woche im Kanzleramt Mäuschen zu spielen, um die Themenvielfalt und Arbeitsweise unserer höchsten Exekutive zu erleben.

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Autor

  • Nicole Nitsche ist studierte Theaterwissenschaftlerin und hat mehrere Jahre als Regieassistentin beim Thalia Theater Hamburg gearbeitet. Danach war Nicole Leiterin der Presse-und Marketingabteilung eines Hamburger Musiklabels. Als klassische Quereinsteigerin hat sie die komplette Kommunikation sowie den Aufbau der Redaktion bei Payment & Banking geleitet und verantwortet. Nicole ist seit August 2021 Geschäftsführerin von Payment & Banking und ist verantwortlich für die Bereiche Struktur, Planung, Umsetzung und Konzipierung von allen Events (z.B PEX, BEX, TRX & CryptX).

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