Caroline Jenke, Geschäftsführerin von Tink Germany, spricht über regulatorische Meilensteine, ihre Vision für Open Banking und warum eine EU-weite digitale Identität überfällig ist.
Caroline Jenke kennt die Fintech-Branche aus dem Effeff – und das nicht erst seit gestern. Die Juristin war über ein Jahrzehnt für Sofort, Klarna und FinTecSystems tätig, bevor sie als Chief Legal Officer bei Pliant Verantwortung übernahm. Seit Oktober 2024 leitet sie das Deutschlandgeschäft von Tink, der Open-Banking-Plattform von Visa. Im Gespräch erzählt sie, warum Direktüberweisungen für sie die Zukunft sind, wie sie den Wandel zur regulierten Fintech-Welt miterlebt hat – und warum sie ihren Ausweis deutlich zu oft vor die Kamera halten musste.
Wer bist Du und was machst Du?
Ich bin Caroline und leite das Deutschlandgeschäft von Tink. Wir sind die Open-Banking-Plattform von Visa und unterstützen einige der größten Finanzinstitute der Welt – aber auch Start-ups und Fintechs. Im Kern geht es bei uns um digitale Lösungen für einfachere Zahlungsprozesse. Vor meinem Wechsel zu Tink war ich schon 15 Jahre im Fintech-Bereich, unter anderem als Chief Legal Officer bei Pliant und für Legal und Compliance bei Sofort, Klarna und FinTecSystems zuständig.
Wie viel Kohle hast Du gerade im Portemonnaie?
100 Euro – falls Kartenzahlung mal nicht möglich sein sollte.
Wie bist Du im Payment & Banking-Sektor gelandet?
Ich wollte bei einem Softwareunternehmen die Arbeit als Inhouse-Juristin kennenlernen und habe 2010 bei Sofortüberweisung als Legal Counsel angefangen. Damals wurde gerade hitzig darüber diskutiert, ob ein Fintech wie Sofortüberweisung am Zahlungsverkehr teilnimmt und aus diesem Grund reguliert werden muss. Der Streit mündete in der Zweiten Zahlungsdiensterichtlinie (PSD2), die Zahlungsauslösedienste erstmals unter die Aufsicht der BaFin stellte. Ich habe so die Entwicklung des Techunternehmens hin zu einem lizenzierten Zahlungsinstitut begleitet. Seitdem interessiert mich die Payment-Branche besonders. Schließlich ist sicheres und einfaches Bezahlen ein Thema, das uns täglich begleitet.
Wie möchtest Du den Payment & Banking-Bereich verändern?
Auch in Zukunft möchte ich A2A-Zahlungen als ergänzende Zahlungsmethode weiter vorantreiben. Ich sehe großes Potenzial in Direktüberweisungen, da sie für alle Menschen mit einem onlinefähigen Bankkonto zugänglich sind. Durch den Zugang zu Finanzinformationen sind zahlreiche weitere Anwendungsfälle und neue Geschäftsmodelle möglich. Mein Ziel ist es, die Akzeptanz und Nutzung von A2A-Zahlungen zu steigern und nachhaltige Lösungen zu entwickeln, die auf dem Zugang zu Finanzdaten basieren.
Sind Fintechs die große Revolution – oder doch eher nur eine kleine Revolte?
Fintechs sind eine Revolution, weil sie bestehende Prozesse wesentlich verändern und Strukturen neu denken. Gerade Open Banking verändert die Zahlungsbranche seit Jahren – und diese Entwicklung wird sich fortsetzen.
Wenn Du Finanzminister*in wärst, was würdest Du sofort ändern?
Ein praktisches Thema, das mich persönlich, aber auch die Branche beschäftigt, ist eine EU-weite eID. Ich bin der Ansicht, dass wir im Digitalzeitalter eine digitale und EU-weite Identifizierungsmöglichkeit brauchen. Als Geschäftsführerin habe ich schon zu oft meinen Personalausweis vor eine Kamera gehalten. Daneben fallen mir im aktuellen politischen Umfeld viele andere Themen ein, die diesen Interviewrahmen sprengen würden.
Werden wir persönlich: Was machst Du in Deiner Freizeit – und sag´ jetzt nicht „Lesen und Freunde treffen”.
Am liebsten verbringe ich meine Freizeit mit meiner Familie. Meine Kinder sind in einem großartigen Alter, in dem sie (noch) sehr gern Zeit mit mir verbringen. Das genieße ich – egal ob beim Fußball, Inlineskating, Lego bauen, Experimentieren oder auch beim Lesen.
Wie bezahlst Du an der Supermarktkasse?
Per Kreditkarte, Debitkarte oder PayPal, die alle in meinem mobilen Wallet hinterlegt sind.
Welche Finanz-Apps sind Deine drei beliebtesten?
Die Pliant App nutze ich seit einigen Jahren sehr gern für die einfache Abwicklung von geschäftlichen Kreditkartenzahlungen. Privat nutze ich am liebsten die App meiner Hausbank und die Trade-Republic-App für das Handeln mit Aktien.