Der Hype um Kryptowährungen eskaliert komplett

Kryptowertpapiere

Im Schatten des Bitcoin-Hypes schießen die Kurse von allerlei anderen Kryptowährungen in die Höhe. Das ist hochgefährlich – und unverantwortlich von vielen Akteuren am Markt. Die neue Folge von „Nils nörgelt”.

Wie lächerlich der ganze Hype um Kryptowährungen zurzeit ist, lässt sich an einem Beispiel zeigen: Book of Memes. Die Kryptowährung hat in den vergangenen Tagen einen so absurden Kursanstieg mitgemacht, dass die Marktkapitalisierung in weniger als 48 Stunden auf mehr als eine Milliarde US-Dollar gestiegen ist. Zwischenzeitlich kletterte der Preis sogar noch ein wenig und die Marktkapitalisierung der Kryptowährung stieg auf 1,42 Milliarden US-Dollar. Und wofür? Für heiße Luft, große Versprechen und nahezu keinen tatsächlichen Gegenwert in der realen Welt. 

Doch nicht nur Book of Meme, sondern auch viele andere Coins sind in den vergangenen Tagen und Wochen erst durch die Decke geknallt, nur um wenig später wieder krachend auf dem Boden aufzuschlagen. Ein Hype jagt in immer kürzeren Abständen den nächsten. Privatanleger zocken immer häufiger und in der Hoffnung, dass der nächste nutzlose Coin mit lustigem Namen vielleicht um 100, 1000 oder 10.000 Prozent steigt. Es sind vollkommen irre Zeiten angebrochen, in der jeder vermeintlich über Nacht reich werden kann. 

Mit Kryptowährung reich werden: Das ist eine Lüge

Das Problem ist nur: Das ist eine große Lüge. Genau wie beim Trading mit Derivaten verliert der Großteil der Anleger und Investoren, die Book of Meme, Shiba Inu oder sonstige wertlose Kryptowährungen kaufen. Und noch schlimmer: Anders als bei Schrottaktien steht hinter diesen Kryptowährungen oft gar kein Wert. Das macht die Volatilität der Coins vollkommen unvorhersehbar und zu einem reinen Spekulationsobjekt – auch, wenn viele „Experten” meinen, dass sich das anders verhält. Langfristig kann diese Manie nur zu einem Ziel kommen: Der ganze Markt wird mit einem großen Knall zusammenbrechen. 

Wenn es eines Tages so weit kommt, werden sich einige Experten, Firmen und Plattformen fragen müssen: Welche Schuld trage ich daran, dass die Menschen ihr gesamtes Erspartes verloren haben? Welche Schuld trage ich, dass sie obdachlos und von Depressionen geplagt sind? Die Antwort darauf ist einfach: mindestens einmal eine Mitschuld. Denn erst dadurch, dass solche Kryptowährungen über Tradingplattformen in den Markt gespült werden, über Internetportale beworben und von vermeintlichen Expertinnen und Experten als gute Investitionsobjekte betitelt werden, werden die Menschen darauf aufmerksam. 

Kryptotrading ist nicht besser als Glücksspiel

Dass es auf Webseiten beispielsweise ernsthaft heißt, man könne mit einigen Coins 400 Prozent Rendite machen und dass dahinter ein ernsthaftes Geschäftsmodell stehen würde, ist genau die Art von Köder, die sehr gefährlich ist. Noch dazu mit Affiliate Links und vermeintlich sicheren Kursprognosen. Auf einer Webseite habe ich zuletzt gesehen, dass der Book of Meme Coin irgendwann mal auf einen US-Dollar steigen soll. Quelle: unklar. Berechnungsgrundlage: unklar. Fett auf die Seite geschrieben und nochmal hervorgehoben: na klar. 

Genau von sowas angelockt, kaufen Anleger zu Anfang vielleicht eine Kryptowährung, dann zwei – und ganz schnell sind sie süchtig. Denn das muss man ganz klar sagen: Das Trading mit Kryptowährungen ist dem Glücksspiel sehr ähnlich. Auch dort ist es pures Glück, ob man gewinnt oder verliert. Auch dort glauben die Spieler, dass sie mit vermeintlichem „Wissen” den Markt schlagen können, was aber natürlich ein Trugschluss ist. Auch dort pushen Plattformen die Menschen mit Handlungsaufforderungen und vermeintlich sicheren Wetten in völlig aussichtslose Zockereien. Und beim Glücksspiel wie auch bei Kryptowährungen gewinnt nur einer: die Bank. 

Shitcoins und Verluste: Das ist Eure Schuld

Dass viele Fintechs, Banken und auch große Kryptoplattformen den Hype unter diesen Umständen immer weiter befeuern, ist daher extrem gefährlich und kann langfristig nur zu einem großen Crash führen. Das wird viele Anleger ihr Erspartes, ihr Haus und womöglich noch viel mehr kosten. Banker, Fintecher und Experten sollten sich daher jetzt besser fragen: Kann ich das verantworten? Ich könnte diese Frage für mich sehr schnell beantworten.

Autor

  • Nils Heck (geb. Wischmeyer) ist Gründer des Journalistenbüros dreimaldrei und seit März 2024 Redaktionsleiter bei Payment and Banking. Er ist zudem Autor der monatlichen Kolumne „Nils nörgelt“, in der er sich kritisch mit aktuellen Trends in der Payment- and Bankingbranche beschäftigt.

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