Wenn so mancher beim Stichwort Regulierung laut aufstöhnt, dann ist Katharina Paust richtig in ihrem Element. Im Interview erläutert die Expertin für regulatorische Angelegenheiten der Deutschen Bank, was sie daran so fasziniert.
Katharina Paust ist Expertin für regulatorische Angelegenheiten und Digitalisierung im Zahlungsverkehrsteam der Deutschen Bank. Seit 2020 gestaltet treibt sie den Dialog mit Politik und Gesetzgebern voran. Ihre Themen reichen von Kartenzahlungen über Krypto-Assets bis hin zu digitalen Zentralbankwährungen. Im Interview spricht sie über ihre Leidenschaft für Regulatorik, die Herausforderungen des globalen Zahlungsverkehrs und die Notwendigkeit einer engeren Zusammenarbeit zwischen Gesetzgebern, Industrie und Verbrauchern.
Wer bist Du und was machst Du?
Ich bin eins der vielen Kinder der Wendegeneration: aufgewachsen in Sachsen habe ich den Fall der Mauer genutzt, um aus dem Vollen zu Schöpfen und die Möglichkeiten der großen weiten Welt für die Gestaltung meines Lebensweges zu nutzen. Wichtig sind mir bei allem, was ich privat und beruflich tue, dass es für alle Beteiligten einen langfristigen Mehrwert schafft.
Wie viel Kohle hast Du gerade im Portemonnaie?
Um die 25 Euro.
Wie bist Du im Payment & Banking-Sektor gelandet?
Die Erklärung fängt verwinkelt an, ergibt dann aber Sinn: während meiner Zeit im Diversity & Inclusion Team der Deutschen Bank wurde das erste Führungspositionengesetz für Deutschland entwickelt. Diesen Prozess habe ich eng begleitet und es hat mich fasziniert, wie ein Gesetz entsteht. Daher habe ich bei meiner weiteren Orientierung in der Bank explizit eine Rolle gesucht, in der ich diese Erfahrungen der Interessensvertretung weiter ausbauen kann. In der Kombination mit meinem früheren Werdegang in der Unternehmensbank hat sich in diesem Zuge eine Rolle in der Privatkundenbank ergeben, die sich speziell auf Gesetzgebungsprozesse für den Zahlungsverkehr fokussierte. Damit fing eine unerwartet aufregende Reise in dieser Branche an und ich bin heute ein begeisterter Payment-Nerd und Regulatorik-Geek.
Wie möchtest Du den Payment & Banking-Bereich verändern?
Unser Alltag ist viel globaler, als es die gesetzlichen Rahmenbedingungen für den Zahlungsverkehr abbilden. Das ist auch nicht überraschend, denn Gesetze für Zahlungsverkehr sind so alt wie der Zahlungsverkehr selbst, über all seine Innovationszyklen hinweg. Die Asymmetrie der Geschwindigkeit von Innovation und Gesetzgebung macht es immer komplizierter für alle Markteilnehmer aber auch für uns Otto-Normalverbraucher*innen. Ich möchte mit meiner Arbeit einen Beitrag dazu leisten, dass Bezahlen einfach und sicher ist – egal wohin ich zahle oder woher ich Geld erhalte.
Sind Fintechs die große Revolution – oder doch eher nur eine kleine Revolte?
Ich empfinde die Revolte von Fintechs weder klein noch störend. Die Disruption ist wichtig für die Industrie und widerspiegelt die sich ändernden Bedürfnisse der Gesellschaft. Daher sollten wir sie als wichtigen Impuls für die Payment-Industrie wahrnehmen, der uns zeigt, wo es hingehen muss. Wie einen Seismograph.
Wenn Du Finanzminister*in wärst, was würdest Du sofort ändern?
Die Art und Weise der Zusammenarbeit zwischen Gesetzgebern, Aufsicht und Industrie: wir haben es immer noch nicht verstanden, dass wir nur miteinander gewinnen können und unsere Energie und Zeit nicht im ständigen Gegeneinander verbrennen sollten. Wir müssen eine gemeinsame Vision entwickeln für den Zahlungsverkehr der Zukunft und unsere verschiedenen Perspektiven und Expertise zusammenschmeißen für eine gewinnbringende Lösung für alle.
Werden wir persönlich: Was machst Du in Deiner Freizeit – und sag´ jetzt nicht „Lesen und Freunde treffen”.
„Lesen und Freunde treffen“ kommen oft zu kurz – der Buchstapel auf meinem Nachschrank schwankt gefährlich und ich picke immer wieder eins für die Abendlektüre. Dafür überwiegen andere Dinge: wir haben drei Kinder – den helfen wir beim Groß und Unabhängig werden. Auch meine anderen zwei Herzensthemen, „erfolgreiche Frauen“ und „Brücken bauen zwischen Ost und West“, nehmen einen großen Raum in den 365 Tagen des Jahres ein. Und außerdem sind mir Sport und Bewegung wichtig – die baue ich überall ein, wo es passt.
Wie bezahlst Du an der Supermarktkasse?
Am liebsten mit der giro-Karte.
Welche Finanz-Apps sind Deine drei beliebtesten?
Ich bin da recht unspektakulär unterwegs: die drei Banken-Apps, bei denen wir privat und für unsere Firma Konten haben. Nur für Online-Shopping ist es – derzeit noch – zu 90% PayPal.