Bafin geht gegen Zahlungsdienstleister Unzer vor

Unzer BaFin

N26, Solaris und jetzt Unzer: Wie uns der Paymentdienstleister selbst in einer Mail mitgeteilt hat, hat die Bafin gegen das Tochterunternehmen „Unzer E-Com GmbH“ ein Neukundenverbot angeordnet und einen Sonderbeauftragten bestellt.

Wie die Bafin auf ihrer Seite schreibt, hat die Finanzaufsicht am 28. Juli angeordnet, Maßnahmen zu ergreifen, „um die ordnungsgemäße Geschäftsorganisation sicherzustellen und den geldwäscherechtlichen Verpflichtungen vollumfänglich nachzukommen“. Die in diesem Zusammenhang übliche Formulierung. Am 19. August wurde ein Sonderbeauftragter bestellt, der die Umsetzung der Maßnahmen überwachen soll.

Unzer betont in der eigenen Pressemitteilung, dass das „Verbot weder das laufende und neue Geschäft mit Bestandskund:innen, noch das Geschäft anderer Unzer-Unternehmen im In- und Ausland“ betreffe. 

Unzureichendes Monitoring von Transaktionen

Die Bafin begründet den Schritt u. a. so: „Die gravierendsten Mängel betrafen eine spezielle Zahlungsdienstleistungskonstruktion mit mehreren hundert Händlern, der Großteil davon Scheinfirmen. Das Transaktionsmonitoring für dieses Geschäft war lückenhaft oder nicht vorhanden. Das zwischen 2018 und 2021 betriebene Geschäft war ungewöhnlich profitabel. Daraus resultierte ein sehr hohes Risiko für kriminelle Geldwäscheaktivitäten.“

Für das mehrheitlich zu KKR gehörende Unternehmen ist das Neukundenverbot naturgemäß ein schwerer Schlag. In der Pressemitteilung erklärt Vorstandschef Robert Bueninck, das Unternehmen werde „die von der Bafin beanstandeten Prozesse vollumfänglich korrigieren und vertrauensvoll mit dem Sonderbeauftragten zusammenarbeiten“. Zudem verweist er auf die seit Juni 2021 bereits ergriffenen Weiterentwicklungen inklusive Bestellung eines Chief Compliance Officers. 

Der Schritt hatte sich angedeutet

Der Schritt der Bafin hatte sich bereits, wie von uns berichtet, angedeutet. Demnach könnte es um die Abwicklung von Zahlungen für Pornoseiten und Glückspielanbieter in den USA gehen, die Ruben Weigand vermittelt hatte. Weigand wurde im Sommer 2021 in den USA wegen Betrugs verurteilt. Das strikte Durchgreifen der Bafin dürfte auch eine Lehre aus dem Wirecard-Skandal sein. 

Autor

  • Stephan ist seit Anfang der 90er Jahre online und hat eine ausgeprägte Fintech-Vergangenheit (Star Finanz, Hypoport). Bei der Hypoport-Tochter Dr. Klein war er u.a. für das Produktmanagement und den Bereich Business Development verantwortlich. Seit über 10 Jahren schreibt er über ausschließlich über Tech, Retail, E-Commerce und Insurance.

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