Als Team von Payment and Banking versuchen wir, einen kontinuierlichen Überblick über die Branche zu behalten und berichten über kleine wie große Fintechs und Insurtechs, über etablierten Banken ebenso wie über Neo-Banken, über digitale Strategien, über große Investitionen nationaler und internationaler Geldgeber, schreiben über Exits und liefern Analysen zu aktuellen Themen.

Manche Unternehmen erscheinen dabei häufiger in der Berichterstattung als andere. Das wollen wir ändern und starten mit „was macht eigentlich …“ eine neue Rubrik, in der wir den vielen tollen Unternehmen der Branche Aufmerksamkeit schenken werden, die einen hervorragenden Job machen, im täglichen Business aber manchmal ein wenig unter dem Radar bleiben. Wir wollen wissen, was die Gründer gerade umtreibt, was Stand der Stunde ist, welche Pläne aktuell verfolgt werden und womit uns das Unternehmen sogar bald überraschen wird.

Diese Mal sprechen wir in unserer Rubrik „Was macht eigentlich…“ mit Moritz Singer, Chief Growth Officer von Concedus.

Was genau macht ihr und wofür braucht man eigentlich „digitale Haftungsdächer“?

Moritz Singer: Wir stellen die regulatorische und technische Infrastruktur für Fintechs, aber auch für etablierte Finanzunternehmen bereit und ermöglichen ihnen so, ihre innovativen Geschäftsmodelle am regulierten Finanzmarkt anbieten bzw. weiter skalieren zu können. Eine eigene Lizenz ist aufgrund der hohen Anforderungen für viele Fintechs nicht umsetzbar oder schlichtweg wirtschaftlich nicht sinnvoll. Ferner benötigen die meisten Fintechs in der Praxis mehr als zwei Jahre, um den Zulassungsprozess zu durchlaufen. Mit uns kommen die Unternehmen erheblich schneller und günstiger an den Markt und können sich auf Ihr Kerngeschäft und ihre Produkte fokussieren.

Seit wann gibt es euch und was genau fasziniert dich persönlich an dem Thema „digitale Haftungsdächer“?

Wir sind seit 2021 am Markt aktiv und betreuen mittlerweile 30 deutsche und europäische Unternehmen. So erhalten wir jeden Tag Einblicke in die spannendsten und innovativsten Fintechs, die aktuell am Markt sind bzw. bald in den Markt eintreten werden. Wir haben jeden Tag etwas anderes auf dem Tisch und können die Prozesse mitgestalten und optimieren. Das macht es abwechslungsreich und ist kein bisschen langweilig, was man beim Thema Regulatorik und Compliance vielleicht im ersten Moment denken könnte.

Wann seid ihr gegründet und gab es innerhalb dieser Zeit eine Anpassung des Business-Modells? Warum, wenn ja?

2018 haben meine Kollegen Marius Schwarz, Johannes Zeiß und Marcel Lacroze mit der Entwicklung einer eigenen Investmentplattform begonnen, die den Lebenszyklus von tokenisierten Wertpapieren, von der Vermittlung, über die Verwahrung, bis hin zu den Jahreshauptversammlungen, vollständig digital abbildet. Sie haben die Tech dafür selbst entwickelt und sich nach einem passenden Haftungsdach umgesehen. Nachdem keine Lösung ihre speziellen Anforderungen erfüllt hat, haben sie eine eigene Lizenz bei der Bafin beantragt.

Ursprünglich diente Concedus somit als Haftungsdach für die eigene Investmentplattform, jedoch haben wir Concedus aufgrund der hohen Nachfrage am Markt auch für externe Unternehmen geöffnet. Die Investmentplattform haben wir zwar mittlerweile veräußert, aber es hilft natürlich enorm, dass wir eine eigene Plattform mit selbst entwickelter Tech und konformer Regulatorik aufgebaut und betrieben haben. Wir wissen ziemlich genau, wo die Herausforderungen liegen – und wie man sie beheben kann. 

Mit Concedus stellt ihr damit einigen deutschen Fintechs das regulatorische Setup und die voll digitalisierte Infrastruktur zur Verfügung. Sind die Auflagen für deutsche Fintechs durch die BaFin deiner Meinung nach zu hoch?

Fintechs werden von der Bafin regulatorisch genauso behandelt wie Banken und Wertpapierfirmen und das halte ich auch für angemessen. Wir wollen und brauchen in Deutschland einen sicheren Finanzmarkt, der aber nur mit hohen Auflagen und starker Überwachung umsetzbar ist. Das erhöht die Markteintrittsbarrieren natürlich enorm und das sollte man als Gründerin oder Gründer im Finanzbereich definitiv nicht unterschätzen.

Diese hohen Standards haben aber einen Grund, denn Fintechs erbringen nun mal Finanzdienstleitungen und verwalten, investieren oder bearbeiten das Geld von Investorinnen und Investoren, was eine hohe Verantwortung mit sich bringt. In Deutschland ist der Schutz von Verbraucherinnen und Verbrauchern stark ausgeprägt und das finde ich grundsätzlich eine ausgezeichnete Sache.

Man muss es aber auch mal so sehen: Fintechs wollen skalieren, wollen groß werden, wollen den Massenmarkt erobern. Da macht es einfach Sinn, das regulatorische Set-up von Anfang an konform aufzusetzen, sodass es allen Anforderungen der Bafin entspricht, aber auch gleichzeitig skalierbar ist.

„Digitalen Assets gehört die Zukunft – davon sind wir fest überzeugt.“

Welches Risiko deckt ihr als digitales Haftungsdach ab und wie schützt ihr euch selbst?

Als Haftungsdach haften wir für die ordnungsgemäße Erbringung von Finanzdienstleistungen. Wir sorgen durch technische und organisatorische Maßnahmen dafür, dass das Risiko für Anlegerinnen und Anleger, die Plattformen und das Haftungsdach minimiert wird und kontrollieren die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben fortlaufend.

Diese hohen Standards vermitteln wir in einem ausführlichen Onboarding, das zahlreiche Workshops und Schulungen beinhaltet. Anschließend unterstützen wir bei der Umsetzung der Vorgaben und prüfen alle Prozesse, bevor wir die Plattform bei der Bafin als vertraglich gebundener Vermittler (vgV) melden. Weiterhin beinhaltet das Onboarding eine Due Diligence des vgVs, sowie eine Prüfung der fachlichen und persönlichen Eignung der Geschäftsführung.

Wie sehr seid ihr von dem Erfolg eurer Lizenznehmer wie z.B. Timeless oder neoFIN abhängig?

Die Geschäftsmodelle unserer Fintechs sind unterschiedlich und dadurch auch die Art und Weise, wie sie Umsatz generieren. Sie finanzieren sich über Vermittlungsprovisionen, über Anteile an ihren Assets oder haben ganz andere Revenue-Streams. Das macht es nicht leicht, eine für alle Parteien passende Bemessungsgrundlage für unsere Arbeit zu finden. Wir haben uns deshalb im vergangenen Jahr entschieden, auf ein SaaS-Modell umzusteigen. Die vgVs können so ihre eigenen Vergütungsmodelle frei steuern und uns als fixen Kostenpunkt einkalkulieren.

Das SaaS-Modell hat sich bereits seit Längerem in der Tech-Branche etabliert und ist unseren Partnern wohl bekannt. Dennoch ist der Erfolg unserer Fintechs natürlich für uns von großer Bedeutung und wir unterstützen sie, wo wir nur können.


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Für den Handel und die Verwahrung von Kryptowerten und Kryptowährungen strebt ihr eine eigene Zulassung an. Nun sind diese ja in den letzten Monaten ganz schön in den Keller gerasselt: Haltet ihr dennoch an diesen Plänen fest?

Digitalen Assets gehört die Zukunft – davon sind wir fest überzeugt. Es wird immer passieren, dass eine spezifische Kryptowährung mal an Wert verliert, dies sagt aber wenig über die generelle Technologie und die damit verbundenen Möglichkeiten aus. Derzeit sehen wir, ganz unabhängig von den Kursentwicklungen von Bitcoin & Co., wie das Interesse auf allen Seiten steigt.

Besonders institutionelle Markteilnehmer wie Banken und Fonds sind sehr interessiert an digitalen Assets und arbeiten daran, diese in ihre Portfolios zu integrieren. Auch hier werden wir unterstützen. Beispielsweise bei elektronischen Wertpapieren, also Wertpapieren nach eWpG, steht der Markt zwar aktuell noch am Anfang, aber in wenigen Jahren wird das in der Finanzbranche sicherlich der Standard sein. Was wir allerdings dringend brauchen, ist ein funktionierender und regulierter Zweitmarkt für diese Asset-Klassen. Dann wird das Thema definitiv einen weiteren Push erhalten.

Welche Idee steckt hinter der Erweiterung eures Portfolios, wo ist die Ergänzung?

Gerade im Digital-Asset-Bereich sehen wir für Concedus noch großes Potenzial und haben hier die größte Nachfrage. Bereits jetzt haben wir in den meisten Projekten Kontakt mit Blockchain, Krypto oder Tokenisierung. Die technischen Möglichkeiten sind bei weitem noch nicht ausgeschöpft und der regulatorische Rahmen wird von Seiten der Gesetzgeber auch immer klarer. Fintechs und große Player, die in diesem Bereich tätig werden wollen, benötigen die passenden Lösungen und Lizenzen zur Vermittlung und Verwahrung der digitalen Assets. Damit können wir den gesamten Prozess von der Vermittlung, über den Handel bis zur Verwahrung voll-digital abbilden.  

FTX Europe hat als VC in eure Schwesterfirma Concedus Digital Assets investiert. Welche Auswirkungen hat die FTX-Insolvenz auf euch und eure Kunden?

Das stimmt. Die FTX Europe AG hat im Juni 2022 als Venture Capitalist eine Minderheitsbeteiligung von Concedus Digital Assets, einer Schwestergesellschaft von Concedus erworben. Concedus und Concedus Digital Assets agieren vollständig unabhängig voneinander. Daher hat die FTX-Insolvenz auf uns und unsere Arbeit als digitales Haftungsdach keinerlei Einfluss.

Wie geht es denn nun weiter für Concedus und wo seht ihr euch am Ende 2023?

Wir haben uns 2022 erfolgreich darauf fokussiert, unsere Haftungsdach-Prozesse weiter zu optimieren und uns am Markt zu etablieren. 2023 wollen wir mit unserem Digital-Assets-Angebot aus dem Stealth Mode kommen und unser Serviceangebot um die Verwahrung und den Handel von Digital Assets erweitern. Dann sind wir in der Lage, Fintechs und anderen Marktteilnehmern wirklich den All-round Service zu bieten – zu jeder Zeit transparent und vollständig reguliert. Dadurch eröffnen sich uns noch einmal ganz andere Möglichkeiten, davon sind wir überzeugt.


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