Es sind vier Buchstaben, die den sogenannten Neo-Brokern aktuell das Leben schwer machen – PFOF. Mit dem Payment for Orderflow treibt das EU-Parlament ein Verbot voran, das Auswirkungen auf die Geschäftsmodelle wie Trade Republic und Scalable haben werden. Hinzu kommt, dass durch gestiegene Zinsen auch klassische Anlagemöglichkeiten wieder attraktiv werden. In Zeiten wie diesen launcht jetzt ein weiterer gar nicht unbekannter Neo-Broker:  Aus Smartbroker wird Smartbroker+. Die Vorbereitungen laufen seit zwei Jahren.

Hinter dem Neo-Broker Smartbroker+ steht die Smartbroker Holding AG (vormals Wallstreet:online), ein Betreiber von Finanzportalen. Auf deren Seiten heißt es bereits seit etlichen Monaten: „Der Countdown läuft“, auch auf Social Media wurde der Buzz hochgehalten. Nutzer konnten sich vorab anmelden und einen ersten Eindruck des neuen Auftritts erhaschen, jetzt ist es soweit: Smartbroker+ will sich mit seinem neuen Angebot moderner und frischer präsentieren und launcht in diesem Zusammenhang eine eigene App. Klingt zeitgemäß, dennoch wolle man „not just another Online-Broker“ sein, wie Smartbroker CEO Thomas Soltau im Gespräch betont.

Smartbroker bereits mit fester Klientel

So ganz neu ist Smartbroker+ indes nicht. Mit dem Vorgänger Smartbroker gab es bereits eine Handelsplattform, auf welcher die Trader im Durchschnitt 42 Jahre alt sind. Dementsprechend hoch beläuft sich die Ordergröße auf etwa 5000 Euro pro Trade. Diese verhältnismäßig hohe Summe liegt daran, dass sich vornehmlich auf Kunden konzentriert wurde, die bereits über eine gewisse Erfahrung verfügen. Eigenen Angaben nach sind auf den Börsenportalen mehr als 800.000 User registriert. Diese möchte man für das neue Angebot begeistern und die Migration innerhalb der nächsten Wochen vorantreiben.

„Die Einführung der App und die verstärkte Ansprache einer jüngeren Zielgruppe über soziale Medien wird dieser Wert vermutlich senken, in der Mischung werden wir aber voraussichtlich weiterhin überdurchschnittlich hohe Trades sehen, ist sich Smartbroker CEO Thomas Soltau sicher.

Mobile App, frisches Design und jüngere Zielgruppe

Über Smartbroker+ können Trader Orders ausführen, Festgeld anlegen oder weitere Anlage-Angebote nutzen. Gleichzeitig setzt Smartbroker+ auf gezielte Education. „Die Zukunft wird den Brokern gehören, die den Kunden auch Mehrwerte neben der klassischen Abwicklung anbieten, Informationen verständlich aufbereiten und die Entscheidungsfindung erleichtern“, sagt er und verweist auf Nähe zur Finanz-Community der bestehenden Börsenportale. Smartbroker+ will sich in der Content-Strategie gleichzeitig auf die Education und auf neue Zielgruppen fokussieren.

Teil des neuen Angebots ist unter anderem ein Bereich, in dem sich Anleger:innen in eine Watchlist aufnehmen lassen können. Die Trends und Signale aus der Community sollen dabei ebenfalls Einzug in den neuen Online-Broker einfließen, parallel soll die Depoteröffnung durch ein neuen Onboarding-Prozess erleichtert werden.

Die Konditionen sollen jedoch die bestehenden bleiben: „Das Depot bleibt definitiv kostenfrei. Natürlich wollen wir auch bei der Orderausführung an einzelnen Handelsplätzen kostenfrei bleiben“, verspricht Soltau. Allerdings ist zu erwarten, dass ein großer Teil der Anbieter die Gebühren ein Stück weit erhöhen werden.

Steiniger Weg, Zeitpunkt gut gewählt

Erste Ideen für einen Re-Launch bestehen seit zwei Jahren, doch der Weg dorthin war steinig. Neben einer prominenten Personalentscheidung wechselte Smartbroker, dessen Frontend bislang als White-Label-Lösung von der DAB bereitgestellt und betrieben wurde, hin zur Baader Bank. Diese stellt als neue Partnerbank für die Konto- und Depotführung im B2B2C-Modell ergänzend die Handels- und Transaktionsabwicklung bereit.

Trotz PFOF mag der Start gut gewählt sein, denn der Handel wird (endlich) populär, wie das Deutsche Aktieninstitut meldet. Während die Deutschen lange als Aktienmuffel galten, zählte es im vergangenen Jahr 12,9 Mio. Aktionäre – so viele, wie seit 20 Jahren nicht. Es sind hier vor allem die jüngeren Anleger, die das Thema Trading für sich entdecken und vorantreiben. 

Trader werden immer jünger

Auch die Regierung hat das Thema erkannt und versucht durch eine Art der Aktienrente dem Thema einen neuen Rahmen zu geben, gleichzeitig wird derzeit diskutiert, auch in der privaten Altersvorsorge Depots mit Sparplänen staatlich zu fördern. „Das Thema wird also immer wichtiger und der Bedarf an Online-Brokern wird künftig weiter stark stiegen – die Geldanlage in Wertpapiere ist schlicht alternativlos“, so Soltau weiter.

Indizien dafür dürften auch die positiven (Geschäfts) -Zahlen der Mitbewerber sein, die sich für Scalable und Trade Republic im letzten Jahr gut entwickelt haben. Scalable Capital steuert nach eigenen Angaben auf das erfolgreichste Jahr seiner Firmengeschichte zu, wie Gründer Erik Podzuweit neulich im Podcast bei den Kollegen von Finance Forward berichtete. Mehr als 15 Milliarden Euro an Kundengeldern verwaltet das Unternehmen. Und auch bei Trade Republic sieht es aktuell kaum schlechter aus.

Soltau präsentiert sich selbstbewusst. Operativ habe sich das Geschäft ausgezeichnet entwickelt und Smartbroker sei seit Start im Dezember 2019 deutlich schneller gewachsen als vorhergesehen. „Ende 2022 haben wir 267.000 Wertpapierdepots geführt und verfügten über ein betreutes Kundenvermögen in Höhe von 9,2 Milliarden Euro“, sagt er. Fokus läge jedoch nicht in der Internationalisierung, sondern ganz klar auf Deutschland. „Jedes Jahr werden mehrere hunderttausend Depots von einem zum anderen Broker umgezogen. Wir sind mit einem hohen Marktanteil bei diesen Umzügen.“

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