Frauen verdienen noch immer meist weniger als Männer und sie sind in vielen Fällen nach wie vor stärker in die Haushaltsführung, die Betreuung von Familienangehörigen und Kindererziehung eingebunden. Und das für viele Jahre. Die Folge: Frauen setzen sich mit Themen wie Altersvorsorge, Finanzplanung sowie Geldanlage oft zu spät oder zaghaft auseinander. Genau hier setzen die finanz-heldinnen der Comdirect an.

Viele Studien belegen es: In vielen Familien managt die Frau das Geld, kümmert sich weitgehend um die großen und kleinen Anschaffungen für den Haushalt und verwaltet die Familienkasse. Man sollte also meinen, vor dem Thema Finanzen hätten Frauen keine Scheu. Doch genau das Gegenteil ist der Fall, was wiederum etliche Studien belegen. Beim Thema Geldanlage und Vorsorge fürs Alter sind Frauen noch immer zurückhaltender als Männer. Eine Studie der Postbank aus dem Jahr 2018 legt offen: Fast ein Drittel der Frauen kümmert sich überhaupt nicht um ihre Finanzen.

Dabei geht Geldanlage vor allem Frauen an, da sie im Durchschnitt immer noch weniger als Männer verdienen. Hinzu kommt, dass Frauen zugunsten der Familie und Betreuung von Familien-mitgliedern häufig im Beruf zurückstecken und viele Jahre in einer Halbzeitbeschäftigung arbeiten. Es bleibt nicht aus, dass es für Frauen die Karriereleitern eben nicht nur kontinuierlich nach oben geht.

Sicher im Umgang mit Finanzen und Geldanlagen

Initiative der Comdirect informiert und hilft

Frauen gehen den richtigen Weg, indem sie sich informieren und Unterstützung einholen. Mittlerweile gibt es etliche Stellen, an die sich Frauen, die sich mit ihrer Finanzplanung auseinandersetzen wollen, wenden können. „Frauen tun sich mit dem ersten Schritt schwer, wohingegen Männer manchmal einfach machen und loslegen. Auch wenn sie nicht zu 100 Prozent im Thema sind. Frauen wollen vor dem Kauf eines Wertpapieres eher zu 110 Prozent informiert sein“, sagt Sabine Schoon, Mit-Initiatorin der finanz-heldinnen, eine Initiative der Comdirect, die Frauen für Finanzen begeistern soll. Finanzexpertinnen räumen auf der einen Seite mit Vorurteilen in Bezug auf Geld auf, informieren andererseits und zeigen konkrete Schritte zur finanziellen Unabhängigkeit. 

Seit 2016 verantwortet Sabine Schoon unter anderem die Entwicklung verschiedener Strategiethemen, den Aufbau des Digitalen Asset-Management sowie Initiativen für den leichten und einfach Einstieg in die Wertpapieranlage. Sie ist Speakerin auf der Banking Exchange, der Konferenz von Payment & Banking am 19. und 20. September in Frankfurt.

Die finanz-heldinnen kümmern sich um die finanzielle Unabhängigkeit von Frauen. Wie kam die Idee dazu oder welches Ereignis/welcher Grund war Treiber?

Die Idee ist zusammen mit Kolleginnen entstanden. Wir Frauen stehen häufig vor ähnlichen Herausforderungen, wenn es um das Thema Geldanlage und Wertpapiere geht. Das zeigen auch viele Studien. Hier wollten wir aktiv werden und haben pragmatisch mit der Idee der Initiative losgelegt. Der große Zuspruch, der sich schnell eingestellt hat, zeigt, dass wir den richtigen Nerv getroffen haben.

Passen die gängigen Geldanlagestrategien nicht bzw. nur bedingt zu Frauen?

Sicher im Umgang mit Finanzen und Geldanlagen

Bei den Strategien sehen wir keine großen Unterschiede. Der größte Unterschied besteht aus unserer Sicht darin, dass sich Frauen mit dem ersten Schritt schwertun, wohingegen Männer manchmal einfach machen und loslegen. Auch wenn sie nicht zu 100 Prozent im Thema sind. Wir Frauen wollen vor dem Kauf eines Wertpapieres eher zu 110 Prozent informiert sein. Aus meiner Sicht eine nicht zielführende Herangehensweise.

Welche Produkte würden für Frauen besser funktionieren?

Wir stellen fest, dass Frauen häufig nach anderen Motiven ihre Anlagestrategie auswählen. Hier spielen vor allem Themen, in die Frau investieren möchten, eine Rolle. Nachhaltigkeit ist sicherlich eines, aber auch das besondere Sicherheitsbedürfnis.

Sprechen die Fintechs ihrer Meinung nach eine andere/bessere Sprache, die auch Frauen erreicht? Oder hat sich auch bei ihnen im Vergleich zu der „Alt-Herren“-Sprache der traditionellen Banker nichts verändert?

Wir bei comdirect sehen uns selbst als Fintech – wenn auch als eines der ersten. Vielleicht gehören wir nicht mehr zu den ganz jungen und wilden – immerhin bestehen wir nun schon seit 25 Jahren am Markt. Mit den finanz-heldinnen versuchen wir eine noch stärkere und nähere Ansprache von Frau zu Frau und das spiegelt sich natürlich auch in der Ansprache wider. Das kommt bisher sehr gut an.

Sie stehen mit vielen Frauen im Austausch: Warum setzen sich viele Frauen selbst 2019 so ungern mit ihren Finanzen auseinander und „lassen es von ihrem Mann machen“?

Häufig finden sich Frauen in den Themen nicht so wieder und fühlen sich dadurch nicht angesprochen. Daher gehen wir mit der Initiative bedürfnis-orientierter an die Sache ran. Als Frau interessiere ich mich stärker dafür, was dieses oder jenes in meinem Leben verändert oder für mein Leben bedeutet. Daher kommen Themen wie „Erben ohne Trauschein“ oder „Finanzen in Patchworkfamilien“ so gut an. Männer gehen Finanz-entscheidungen anders an.

„Themen wie ‚Erben ohne Trauschein‘ oder ‚Finanzen in Patchworkfamilien‘ kommen sehr gut an.“

Bei vielen Assetklassen sind die Einstiegshürden sehr hoch. Lassen sich Frauen zu sehr abschrecken von dem Finanzvokabular?

Wir glauben, dass das teilweise der Fall ist und versuchen Dinge anders zu erklären. Mit YouTube-Videos oder auch in Instagram-Stories. Bei letzterem spielen wir zu einem Thema einen Mix aus Videos, Checklisten und Text aus. So kann man sich auf eine neue Art und Weise dem Thema nähern. Die finanzcoach-App ist ein weiteres Beispiel, wie lernen funktionieren und sogar Spaß machen kann.

Manche Glaubenssätze bestimmen noch heute das Denken, darunter „Geld verdirbt den Charakter“, oder „Geld stinkt“. Wie sehr prägt Ihre Community nach wie vor den Umgang mit Geld?

Solche Glaubenssätze kommen immer mal wieder hoch. Wir erleben sie in unserer Community jedoch eher seltener. Persönlich glaube ich hat das damit zu tun, dass wir es überwiegend mit Frauen zu tun haben, die wissen was sie im Leben wollen und selbstbestimmt sind. Beim Thema Finanzen müssen sie nur noch den Startknopf drücken – den ersten Schritt tun. Dabei unterstützen wir.

Nehmen Sie einen Unterschied zwischen den Geschlechtern beim Umgang mit Geld wahr. Gibt es Stereotype oder stimmen die gar nicht?

Wir haben das einmal bei unseren Kunden untersucht und keinerlei Unterschiede zwischen den Geschlechtern festgestellt. Lediglich, dass wesentlich mehr Männer im Bereich Wertpapiere aktiv sind als Frauen. Wir Frauen sparen immer noch am liebsten auf das Tagesgeldkonto. In Zeiten von Inflation und Niedrigzins würde ich da gerne ein Knöllchen fürs Falsch-Sparen verteilen.

Wie emotional besetzt ist das Thema Geld und Sparen bei den Geschlechtern. Gibt es Unterschiede?

Frauen neigen tendenziell eher dazu den Verlust zu sehen, Männer den Gewinn. Das zeigt sich dann auch im Anlageverhalten, bei dem Frauen eher sicherheitsorientiert und sehr überlegt agieren. Grund-sätzlich handelt es sich bei Themen rund um Versorgung, Sicherheit und Vermögen aber für beide Geschlechter um ein emotionales Thema. Nur die Herangehensweise mag etwas unterschiedlich sein.

Sicher im Umgang mit Finanzen und Geldanlagen

Wie können in Sachen Finanzen mögliche Stereotype aufgelöst werden, was bräuchte es? Welche Hebel müssen bedient werden?

Ich glaube das ist auch eine gesellschaftliche Frage – wir sind hier beim Thema Gleichberechtigung. Erstaunt hat uns festzustellen, dass dem Umgang mit Geld schon in Familien eine zutiefst männliche Rolle zugeschrieben wird. Jungen bekommen mehr Taschengeld, sie erben später auch mehr. Deshalb ist uns wichtig, schon bei den ersten Erfahrungen anzusetzen und Frauen aufzuzeigen, welche Möglichkeiten bestehen und ihnen die Sicherheit für eine Entscheidung zu geben, mit der sie sich gut fühlen.

Stehen Frauen selbst bei gleicher Besoldung/Einkommen in Sachen Absicherung/Vorsorge/Sparen schlechter da oder verschwimmen ab einem gewissen Gehaltsniveau die Grenzen?

Ab einem gewissen Gehaltsniveau verschwimmen die Grenzen. Das ist richtig. Leider verfügen nur 10 Prozent der Frauen überhaupt über ein Nettoeinkommen von mehr als 2.000 Euro. Bei den Männern sind es 42 Prozent, die sich über ein Nettoeinkommen über 2.000 Euro freuen dürfen. Der Equal Pay Day markiert zudem noch stark, wie groß die Unterschiede sind. In diesem Jahr fiel dieser auf den 18. März. Bis dahin haben wir Frauen quasi umsonst gearbeitet.

Was sind die wichtigsten Ratschläge, die Sie Frauen geben, wenn sie ihre Finanzen in den Griff bekommen wollen?

„Starten statt warten“ ist mein Credo. Einfach mal loslegen und schauen was passiert. Man kann bereits ab 25 Euro im Monat einen Sparplan anlegen und in Wertpapiere sparen. Dies hinauszuzögern ist meiner Meinung nach gerade im aktuellen Marktumfeld eine schlechte Entscheidung. 


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