Die Vereinigte Volksbank Raiffeisenbank im Odenwald will auf dem Markt der Payment-Service-Anbieter mitmischen. Was sie plant – und ob sie eine Chance auf dem umkämpften Markt hat.

Der Markt der Payment-Service-Provider, kurz PSP, ist seit Jahren hart umkämpft. Große Player wie Unzer, Stripe und auch Start-ups wie Adyen versuchen sich gegenseitig die Kunden abzuluchsen und irgendwie den eigenen Kuchen größer zu machen, während die Umsatzentwicklung nach der Pandemie eher hinter den Erwartungen zurückblieb. Die Margen sind je nach Nische gering, der Verteilungskampf hart. Braucht es noch neue Player?

Bei der Vereinigten Volksbank Raiffeisenbank im Odenwald jedenfalls ist man davon überzeugt und bringt mit Vobapay seinen eigenen Payment-Service-Provider auf den Markt, wie Payment & Banking exklusiv vorab erfahren hat. Dieser soll in den kommenden fünf Jahren möglichst viele Händler finden, die das Angebot der Volksbank besser finden als die vielfältigen Angebote etablierter und teils milliardenschwerer Player. Dafür investiert die Volksbank mit ihren mehr als 550 Mitarbeitern einen siebenstelligen Betrag. Vobapay-Chef Ralf Linden hat schon in den Modus Attacke geschaltet: „Wir wollen der Konkurrenz ein bisschen Feuer unterm Hintern machen”, sagt er. 

Ist der Omni-Channel-Ansatz eine Revolution?

Unterscheiden soll die neue Lösung insbesondere der sogenannte „Omni-Channel-Ansatz”, was erst einmal nach Buzzword klingt. Wer bietet heute schon nicht an, das Kunden auf mehreren Kanälen zahlen können? Den Unterschied bei der Volksbank, erklärt Linden so: „Stellen Sie sich einen klassischen Musikhändler vor”, beginnt er. „Ein Kunde bestellt und bezahlt bei ihm online eine Gitarre. Wenn er sie im Laden aber abholen möchte, kauft er vor Ort noch einen Gitarrenkoffer.” Mit Hilfe von Vobapay soll der Händler zukünftig beide Bezahlvorgänge im System zum Beispiel so zusammenfassen können, dass es als zusammenhängende Transaktion gesehen wird. „Solch einen Mehrwert können Payment-Anbieter bisher nicht bieten“, ist Linden überzeugt. Funktionieren soll das, indem alle Zahlungsdaten aus den verschiedenen Verkaufskanälen bei Vobapay in eine zentrale Payment-Plattform fließen. 

Das aber ist noch Zukunftsmusik für das Volksbankprojekt, das ursprünglich als „Volksbank Partner” unterwegs war. Als solche kümmerte sich die 100 prozentige Tochter vor allem um Absatz- und Baufinanzierungen. Doch das Finanzierungsgeschäft bei Immobilien laufe etwas schleppender, da weniger gebaut wird. „Die Analyse des Marktes und unsere langjährige Erfahrung haben ergeben, dass wir unser Angebot breiter aufstellen müssen, um heute schon das Payment von Morgen anbieten zu können. Dazu gehört auch eine konsequente Digitalisierung der Zahlabwicklung, auch der Echtzeitfinanzierung“, sagt Linden nun. Deshalb starten sie jetzt mit Vobapay in einen anderen Markt – und dort noch nicht mit Omni-Channel-Lösungen, sondern zunächst mit welchen, um beim Händler selbst zu bezahlen. „Mittelfristig werden wir Buy Now Pay Later (BNPL) für B2B und B2C dort ebenfalls bereitstellen“, kündigt Linden an. 

Mittelgroße Händler im Visier

Linden schielt dazu auf Händler mit einem Volumen ab zehn Millionen Euro. „Große wie Amazon oder Kaufland haben viel Ressourcen und Zeit in eigene Lösungen investiert. Die mittelgroßen Unternehmen und insbesondere die öffentliche Hand können das oft nicht leisten”, erläutert er. „Wir nehmen diesen die Arbeit ab und bieten eine zentrale Abwicklung über alle Vertriebs- und Service Kanäle – inklusive Reporting“, sagt Linden. 

Doch auch für diese Nische gibt es Konkurrenz, wie also weiter abgrenzen? „Uns unterscheidet zum Beispiel von Klarna, dass wir die Händler nicht auf unsere Plattform führen wollen“, so Linden. Der Händler soll weiterhin die Beziehung zu seinen Kunden managen können. „Wir machen nur die Abwicklung des Zahlungsprozesses.“ Wenn dann in Zukunft noch die Einbindung mit dem Omni-Channel-Prinzip funktioniert, kann Linden sich noch mehr von Konkurrenten abheben. 

Mit Brillen.de habe man bereits einen größeren Kunden für sich gewinnen können, sagt der Vobapay-Geschäftsführer. „Aktuell laufen bei uns Gespräche mit Händlern, die zu einem Transaktionsvolumen im niedrigen dreistelligen Millionenbereich führen können“, so Linden. Im Vertrieb liege Vobapay bereits über den selbst gesteckten Zielen und das mit aktuell gerade einmal 18 Beschäftigten. Ob sich das Angebot dann auch gegen die starke Konkurrenz durchsetzen kann? Linden jedenfalls ist optimistisch.  

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