Vom Lenkrad zum Einkaufswagen: Kann In-Vehicle-Commerce sich durchsetzen?

In Vehicle Commerce

Bestellungen einfach während der Fahrt aufgeben, könnte das nächste große Ding für die Automobil- und Handelsbranche werden. Doch ein bekanntes Projekt scheiterte bereits. 

Es ist ziemlich genau zwei Jahre her, als der Traum von so manchem Payment-Begeisterten platzte. General Motors (GM), und damit einer der größten Autokonzerne der Welt, kündigte das Aus für seinen „GM Marketplace“ an. Dabei klang doch alles so gut: Denn in einer Welt, in der alles irgendwie miteinander vernetzt ist, darf ja auch die Schnittstelle zwischen Automobilsektor und Handel nicht fehlen. Über den GM Marketplace konnten sich Fahrer während der Autofahrt bereits einen Burger bestellen oder einen Tisch im Restaurant reservieren. Der sogenannte In-Vehicle Commerce sollte das nächste große Ding werden. 

Fünf Jahre lang hielt GM seinen Service aufrecht. Dann beendete der Konzern das Projekt, offiziell, weil der verantwortliche Software-Anbieter den Markt verließ. Doch vielleicht lag es ja auch am Unwillen der Kunden und GM war seiner Zeit einfach etwas voraus. Den Eindruck muss man zumindest bekommen, wenn man sich mit Peter Bakenecker unterhält. Er ist bei Mastercard für Zentraleuropa zuständig und sagt: 

„In-Vehicle-Commerce ist nicht nur ein Buzz-Word. Es geht um mitdenkende, intelligente Fahrzeuge und einen riesigen E-Commerce-Markt.“ Schafft es die Technologie also im zweiten Anlauf? 

Ein mobiles Handelszentrum

Auf diese Frage gibt es gleich mehrere Antworten, die eine wäre die technische: Denn die zunehmende Vernetzung von Fahrzeugen, gepaart mit der Integration fortschrittlicher Technologien wie Touchscreens, Sprachassistenten und künstlicher Intelligenz, kann das Auto tatsächlich in ein mobiles Handelszentrum verwandeln. „Die aktuelle Entwicklung von In-Car-Payments ermöglicht eine Reihe neuer Anwendungsfälle für Automobilhersteller und innovative Geschäftsmodelle“, erklärt Bakenecker. Fahrzeuge können bereits heute mit Zapfsäulen und Parkautomaten kommunizieren, um Transaktionen für fahrzeugnahe Dienstleistungen zu übernehmen.

Studien, Zahlen und Fakten

Eine weitere Antwort liefert ein Blick in die Zahlen: Laut Deloitte’s 2024 Global Automotive Consumer Study, die Einblicke in die Vorlieben von 27.000 Verbraucher:innen aus 26 Ländern bietet, könnten Verbrauchertrends und disruptive Technologien die Automobilindustrie im kommenden Jahr maßgeblich beeinflussen. Eine repräsentative Verbraucherstudie mit der GfK zeigt zudem, dass die Mehrheit der Befürworter:innen In-Car-Payment vor allem für alltägliche, Auto-nahe Services nutzen möchte: „Bei der Mehrheit stehen Parkgebühren (65 Prozent) sowie das Tanken von Autos beziehungsweise das Laden von Elektrofahrzeugen (60 Prozent) an oberster Stelle“, so Bakenecker. 

Herausforderungen und Lösungsansätze

Doch trotz aller neuen Euphorie bleiben einige Herausforderungen. Oftmals geht es um Datenschutzbedenken, die Sicherheit von Transaktionen und die Notwendigkeit einer nahtlosen Benutzererfahrung. „Der Knackpunkt für den Einsatz solcher Technologien sind die Zahlungssicherheit und der Schutz von Verbraucherdaten“, betont auch Bakenecker. Mastercard setzt daher auf Multi-Faktor-Authentifizierungsverfahren, die Verschlüsselung der Daten durch Tokenisierung und Warnsysteme für eine frühzeitige Betrugserkennung und -vermeidung.

Zukunftsaussichten

Zumindest Bakenecker ist optimistisch. „Es wird erwartet, dass der Markt für In-Car-Bezahllösungen weltweit mit der steigenden Anzahl von vernetzten Autos und im Hinblick auf das autonome Fahren deutlich zunehmen wird“, prognostiziert er. Analysten von Juniper Research erwarten zumindest, dass bis 2026 das Tanken rund 48 Prozent des gesamten Zahlungsvolumens in Fahrzeugen ausmachen wird.

In-Vehicle Commerce auf der Payment Exchange

Im März wird das Thema „In-Vehicle Commerce“ als potenzieller neuer Einkaufskanal auf der Payment Exchange diskutiert. Experten wie Jens Kohnen, Peter Bakenecker und Oliver Behrens, moderiert von Maik Klotz, debattieren, ob das Auto mehr als nur ein Fortbewegungsmittel sein kann – eine digitale Wallet oder gar eine komplette Commerce-Plattform.

Payment Exchange in Berlin am 6./7. März

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Autor

  • Nicole Nitsche ist studierte Theaterwissenschaftlerin und hat mehrere Jahre als Regieassistentin beim Thalia Theater Hamburg gearbeitet. Danach war Nicole Leiterin der Presse-und Marketingabteilung eines Hamburger Musiklabels. Als klassische Quereinsteigerin hat sie die komplette Kommunikation sowie den Aufbau der Redaktion bei Payment & Banking geleitet und verantwortet. Nicole ist seit August 2021 Geschäftsführerin von Payment & Banking und ist verantwortlich für die Bereiche Struktur, Planung, Umsetzung und Konzipierung von allen Events (z.B PEX, BEX, TRX & CryptX).

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