Wusstet Ihr, dass die Einführung der ersten Kreditkarte im Jahr 1950 in den USA einen Wendepunkt in der Geschichte der Finanztransaktionen markierte? Fast 75 Jahre später stehen wir am Rande einer weiteren Revolution: dem Bezahlen mit Handflächen. Dieser Sprung von physischen Karten zu biometrischen Zahlungsmethoden verdeutlicht die rasante Entwicklung im Zahlungsverkehr.

Der Aufstieg von kontaktlosen und mobilen Zahlungen

Die Pandemie hat tiefgreifende Auswirkungen auf den Zahlungsverkehr und die finanzielle Lage von Unternehmen, insbesondere von kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU), gehabt. Die Deutsche Bundesbank berichtete, dass in Deutschland ausgegebene Debitkarten im Vergleich zum Vorjahr um 25 % häufiger für Kartenzahlungen eingesetzt wurden, was die zunehmende Verschiebung hin zu unbaren Zahlungsmethoden unterstreicht. Diese Veränderung im Verbraucherverhalten hat den Bedarf an digitalen Zahlungslösungen verstärkt und Unternehmen dazu gedrängt, ihre Zahlungssysteme entsprechend anzupassen.

Statista verzeichnete für das Jahr 2020 eine Durchdringungsrate von kontaktlosen Zahlungen in Deutschland von über 59 %, was bedeutet, dass fast zwei Drittel aller Kartenbesitzer diese Technologie nutzten.

Wirkungen der Pandemie

Während des ersten Lockdowns im April waren mehr als sechs Millionen Menschen in Deutschland in Kurzarbeit, ein Hinweis auf die schwierige wirtschaftliche Lage, in der sich viele Unternehmen befanden. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat darauf reagiert, indem sie eine Reihe von Maßnahmen eingeführt hat, um die Kreditversorgung zu erleichtern und Unternehmen zu unterstützen. Durch das Pandemie-Notfallankaufprogramm (PEPP) der EZB und gezielte längerfristige Refinanzierungsgeschäfte (TLTRO III) wurden Banken angeregt, günstige Kredite an Unternehmen weiterzureichen. Besonders KMUs, die sich hauptsächlich auf Bankfinanzierungen stützen und oft keinen Zugang zu Kapitalmärkten haben, profitierten von diesen Maßnahmen. Neue Kleinkredite in Höhe von 730 Milliarden € wurden seit März 2020 im Euroraum an KMUs vergeben, wovon 138 Milliarden € an deutsche KMUs gingen.

Diese Initiativen haben dazu beigetragen, eine Kreditklemme zu vermeiden und Unternehmen die notwendige Liquidität zur Verfügung zu stellen, um Löhne und Rechnungen zu bezahlen, bis sie wieder selbst dazu in der Lage sind. Zudem haben die Finanzbehörden durch Kreditgarantien und liquiditätsunterstützende Maßnahmen die Anstrengungen der EZB ergänzt. Die bereitgestellten Mittel machten knapp 20 % des BIP des Euroraums aus. Diese kombinierten Maßnahmen haben die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie abgemildert. Arbeitsplätze konnten gesichert und Unternehmensinsolvenzen verhindert werden.

Die Herausforderungen und Anpassungen, die Unternehmen während der Pandemie erlebt haben, unterstreichen die Bedeutung von Flexibilität und der Fähigkeit, auf digitale Zahlungssysteme umzustellen. Die Impfstoffverteilung bietet Hoffnung auf ein Ende der Pandemie bietet. Für Unternehmen und Finanzinstitute bleibt es notwendig, sich auf anhaltende Unsicherheiten vorzubereiten und weiterhin innovative Lösungen im Zahlungsverkehr und der Unternehmensfinanzierung zu entwickeln.

Mobile Zahlungssysteme im Aufschwung

Das Analysehaus eMarketer berichtete von einem Anstieg der Nutzer mobiler Zahlungen in Deutschland um 13,4 % im Jahr 2021. Die zunehmende Verbreitung von Smartphones spielt eine entscheidende Rolle bei der Förderung der Akzeptanz von Mobile Payment. Im Jahr 2021 lag die Besitzrate der Geräte bei rund 83 % unter den Deutschen.

Diese Zahlungsmethoden sind nicht nur wegen ihrer Bequemlichkeit beliebt, sondern auch wegen ihrer Sicherheit. Technologien wie Tokenisierung und Zwei-Faktor-Authentifizierung minimieren das Risiko von Betrug und Diebstahl, was für Verbraucher einen zusätzlichen Anreiz darstellt.

Künstliche Intelligenz in Zahlungstransaktionen

Die Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) revolutioniert die Zahlungsbranche in Deutschland und Europa. Juniper Research prognostiziert, dass KI-basierte Zahlungstransaktionen bis 2023 weltweit einen Wert von etwa 1 Billion USD erreichen werden. Deutsche Banken und Finanzinstitute setzen zunehmend KI ein, um ungewöhnliche Muster in Transaktionen zu erkennen und ihr Risiko zu minimieren. Die KI liefert inzwischen eine Genauigkeit von über 95 % bei der Betrugserkennung.

Alternative Zahlungsmethoden

Die Beliebtheit alternativer Zahlungsmethoden, wie Buy Now, Pay Later (BNPL), wächst stetig in Deutschland. Eine Umfrage von Statista zeigt, dass fast ein Drittel der deutschen Online-Shopper im Jahr 2021 BNPL-Dienste nutzten. Auch das Interesse an Kryptowährungen steigt. 2 % der deutschen Bevölkerung nutzen sie bereits, 19 % zeigen Interesse.

Open Banking – Ein europäischer Trend

Open Banking, vorangetrieben durch die PSD2-Richtlinie der EU, führt zu einem grundlegenden Wandel im Bankwesen in Deutschland und Europa. Deloitte zeigt auf, dass Open Banking zur Entstehung neuer FinTech-Innovationen und Geschäftsmodelle führt, den Wettbewerb antreibt und Verbrauchern mehr Auswahl und Kontrolle über ihre Finanzdaten bietet.

Fazit

Die Entwicklung des Zahlungsverkehrs von der ersten Kreditkarte bis zum Bezahlen mit Handflächen zeigt, wie Innovationen unsere Art zu bezahlen grundlegend verändern. Kontaktlose und mobile Zahlungen, der Einsatz von KI, alternative Zahlungsmethoden und Open Banking prägen eine Zukunft, in der Flexibilität, Sicherheit und Benutzerfreundlichkeit im Vordergrund stehen. In diesem sich schnell entwickelnden Umfeld ist es für Fachleute im Bereich Payment und Banking entscheidend, am Puls der Zeit zu bleiben und diese Trends aktiv mitzugestalten.

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