Das Arbeiten der FinTech Branche gleicht einem Kommen und Gehen, setzt ein hohes Maß an Professionalität in einem lockeren Arbeitsumfeld voraus und ist primär geprägt von Innovationen sowie guten, klugen und zukunftsorientierten Ideen, so der weitverbreitete Konsens. Doch wer sind eigentlich die Köpfe und Macher hinter diesen kreativen Denkprozessen, an der Schnittstelle zwischen Finanzen, digitalen Technologien und Gründertum? Heute: Mariko Beising von TrueLayer.

In unserer Reihe: Die Gesichter der FinTech Branche stellen wir regelmäßig einer Person aus der Payment- und Banking-Industrie die gleichen zehn Fragen. Diesmal beantwortet Mariko Beising unsere Fragen.

Dürfen wir vorstellen: Mariko Beising von TrueLayer

Wer bist Du, was machst Du?

Mein Name ist Mariko Beising, ich bin 40 Jahre alt und arbeite seit mehr als elf Jahren in der Payment-Branche. Seit September dieses Jahres bin ich als Head of Payment Partnerships bei TrueLayer, einem Open Banking Provider, für das Thema Partnerschaften zuständig. Ich betreue sowohl PSP-, als auch Plattform-Partnerschaften und definiere die Partner-Strategie für unser Unternehmen.

Wie sieht ein klassischer Tag in Deinem Leben aus?

Klassisch ist der Tag von Meetings und Mails geprägt, er ist aber trotzdem sehr abwechslungsreich, da ich an vielen Projekten gleichzeitig arbeite und ich mich mit den unterschiedlichen Teams regelmäßig dazu austausche. Seit Corona reise ich deutlich weniger, das hat Vor- und Nachteile. Man hat definitiv mehr Zeit für sich und ich versuche regelmäßig Freunde zu treffen oder Sport zu machen.

Was waren Deine ersten Berührungen mit der Payment- und Banking-Industrie?

Vor elf Jahren habe ich bei Ogone (Ingenico) einem belgischen PSP angefangen zu arbeiten. Eher durch Zufall, weil ich den Job wechseln und gerne für eine internationale Firma arbeiten wollte. Eine Recruiterin hatte mir den Job vorgeschlagen. Am ersten Tag hatten wir einen Termin bei Amex in Frankfurt. Ich habe nichts von dem verstanden, was in dem Meeting besprochen wurde, aber eine Managerin von Amex sagte: “Willkommen in der Payment-Industrie, wenn Sie einmal drin sind, kommen Sie nicht mehr weg”. Scheint sich bewahrheitet zu haben. Dort habe ich unheimlich viel gelernt. Wenn man einmal verstanden hat, was ein PSP macht, versteht man das meiste aus der Payment-Industrie.

Wann hast Du das Wort FinTech das erste Mal wahrgenommen?

Das kann ich gar nicht mehr genau sagen, aber auf einmal hat man überall das Wort FinTech gehört. Fast niemand in meinem Umfeld hat damals verstanden was ein PSP macht, aber wenn ich gesagt habe, ich arbeite für ein FinTech haben alle genickt :-)

Wie definierst Du FinTech?

Für mich ist FinTech ist eine Industrie, die tech-basierte Produkte entwickelt, die ein Problem kurzfristig lösen oder eine User Experience verbessern soll und noch viel mehr. TrueLayer und Klarna sind da gute Beispiele. Anstelle von Kreditkarten, die sich über Jahrzehnte nicht entwickelt haben, versuchen Payment FinTechs, bestehende Probleme für den Konsumenten und den Händler zu lösen oder zu verbessern.

Was glaubst Du machen etablierte Unternehmen besser als FinTechs?

Ich persönlich finde: Nicht viel. Aber etablierte Unternehmen bieten in der Regel mehr Sicherheit und Struktur, allein schon durch die vielen unterschiedlichen Abteilungen. Auch das Thema Weiterbildung wird sicherlich stärker aufgegriffen. Dafür fehlt bei FinTechs oft die Zeit.

Was kann man von FinTechs lernen?

Probleme schnell zu lösen. Agil zu arbeiten. Immer an das nächste Projekt zu denken und keine Angst vor dem Scheitern zu haben. Schneller eine neue Priorisierung vorzunehmen und zielgerichteter zu arbeiten.

Wieso tun sich etablierte (große) Unternehmen bei der Digitalisierung eigentlich so schwer?

Ich glaube, weil es bedeutet, die Komfortzone zu verlassen und wieder etwas Neues zu lernen. Das konnte man gut am Anfang der Pandemie beobachten. In der FinTech Branche hat sich nichts geändert. Man hat einfach von zu Hause an Meetings teilgenommen. Während die etablierten Unternehmen sich schwer taten, mobiles Arbeiten einzurichten, Videokonferenzen zu halten, u.a. mit Screen Sharing usw. Das sind alles Sachen, die 2021 eigentlich selbstverständlich sein sollten.

Was macht deinen Job täglich interessant?

Kein Tag ist wie der andere. Kein Partner ist wie der andere. Man muss immer kreativ sein und eine Lösung finden, die beide Seiten zufriedenstellt. Ich arbeite viel mit den Produktteams zusammen, das finde ich sehr spannend, aber auch mit Legal, Sales und anderen Abteilungen. Das macht es sehr abwechslungsreich und man lernt immer etwas Neues dazu.

Was würdest Du beruflich machen, wenn Du nicht in der Payment- und Banking-Industrie arbeiten würdest?

Vielleicht wäre ich in einem kleinen Unternehmen, das sich mit dem Thema Kochen, Essen usw. beschäftigt.

Worauf bist du stolz?

Auf die Partnerschaften, die ich abgeschlossen und “aufgezogen” haben.

Wieso gibt es nicht mehr Frauen in der Tech-Branche?

Gute Frage. Ich glaube, die meisten Unternehmen machen es Frauen einfach nicht leicht. Gar nicht mal absichtlich. Oft sind die Gründer Männer, die wiederum Männer einstellen usw… Vieles fängt schon damit an, wie die Stellenbeschreibung ausgeschrieben wird – unabsichtlich auf männliche Bewerber ausgerichtet. Mittlerweile gibt es Systeme, die auf bestimmte Schlagworte reagieren und einen neutralen Ersatz vorschlagen. Bei einem früheren Job habe ich später erfahren, dass im Büro darüber abgestimmt wurde, ob man mich einstellt – als erste Frau im Büro, weil das bedeutete, dass sie dann die Damentoilette nicht mehr mitbenutzen konnten und sich mehr “benehmen” mussten.

Mit wem würdest Du gerne ein Bier trinken?

Mit Frau Merkel. Mich würde interessieren, wie sie sich jetzt so ihre Freizeit vorstellt und was für Pläne sie hat.

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