Das Arbeiten der FinTech Branche gleicht einem Kommen und Gehen, setzt ein hohes Maß an Professionalität in einem lockeren Arbeitsumfeld voraus und ist primär geprägt von Innovationen sowie guten, klugen und zukunftsorientierten Ideen, so der weitverbreitete Konsens. Doch wer sind eigentlich die Köpfe und Macher hinter diesen kreativen Denkprozessen, an der Schnittstelle zwischen Finanzen, digitalen Technologien und Gründertum? Heute: Andreas Plies von Authada.

In unserer Reihe: Die Gesichter der FinTech Branche stellen wir regelmäßig einer Person aus der Payment- und Banking-Industrie die gleichen zehn Fragen. Diesmal beantwortet Andreas Plies unsere Fragen.

Dürfen wir vorstellen: Andreas Plies von Authada

Wer bist Du, was machst Du?

Ich bin Andreas Plies, Geschäftsführer und Mitgründer von AUTHADA, einem Cybersecurity-Unternehmen mit Sitz in Darmstadt. Wir entwickeln Lösungen, die das rechtssichere und digitale Identifizieren und Signieren für verschiedenste Branchen und Anwendungsfälle ermöglichen. Mit unserer mobilen eID-Lösung identifizieren sich Kunden mit Smartphone und Personalausweis in Sekundenschnelle, zeit- und ortsungebunden. Mit unserer Vor-Ort-Lösung optimieren wir die Prozesse am POS und verkürzen unter anderem den Customer-Onboarding-/KYC-Prozess um mehr als die Hälfte.

Effizienz im Sinne der Reduzierung von Zeit und Aufwand, aber auch im Sinne von etwa Papierersparnis am POS spielen dabei eine große Rolle. Unsere Lösungen tragen so auch einen großen Teil zu mehr Nachhaltigkeit in Unternehmen bei. Sowohl die mobile als auch die Vor-Ort-Identifizierungs-Lösung können um eine digitale Signatur ergänzt werden. Insgesamt zeichnen sich unsere Lösungen durch einen hohen Individualisierungsgrad aus. So stellen wir unsere mobile Identifizierungslösung einerseits als Stand Alone-App und andererseits als Software Development Kit zur Verfügung. Unsere Anwendung kann im Corporate Design des jeweiligen Unternehmens erstrahlen. 

Wie sieht ein klassischer Tag in Deinem Leben aus?

Der Tag beginnt und endet gemeinsam mit der Familie. Dazwischen liegt der Fokus auf der Weiterentwicklung von AUTHADA in allen Facetten. Dabei gibt es „DEN“ normalen Tag nicht, jeder Tag ist anders. In der Regel habe ich einen recht vollen Terminkalender, insbesondere aufgrund von Terminen des internen Austauschs sowie des Austauschs mit relevanten Stakeholdern wie Kunden, Partnern und Gesellschaftern. Natürlich beobachte ich täglich die regulatorischen Entwicklungen in unserem Marktsegment und blicke auf den regulatorischen Rahmen der Zukunft.

Was waren Deine ersten Berührungen mit der Payment- und Banking-Industrie?

In den Forschungsprojekten, die zur Gründung von AUTHADA geführt haben, habe ich mich viel mit dem Thema “Sichere Sprachkommunikation in Verbindung mit Identitätsnachweisen” beschäftigt. Bereits damals stand fest, dass die Payment- und Banking-Industrie den wichtigsten Markt für derartige Lösungen darstellt.

Wann hast Du das Wort FinTech das erste Mal wahrgenommen?

Das war auf der CeBit im Jahr 2011. Dort war ich am Stand der Hochschule Darmstadt und wir haben die Lösung unseres Forschungsprojekts vorgestellt. Hier ging es um sichere Voice-over-IP Kommunikation in Verbindung mit digitalen Identifizierungsmöglichkeiten. In den Gesprächen rund um unsere Exponate und potenzielle Zielmärkte ist der Begriff FinTech aufgetaucht.

Wie definierst Du FinTech?

Einerseits ist FinTech für mich der Begriff für eine Branche, in der junge Unternehmen Finanzinnovationen und Finanzdienstleistungen anbieten. Andererseits ist der Begriff für mich auch grundsätzlich die Optimierung von Dienstleistungen und Prozessen im Finanzsektor mithilfe neuer Technologien. Was ich dabei am wichtigsten finde, ist, dass die digitale Transformation auch beim Nutzer ankommt. Es reicht nicht, wenn Unternehmen Ihre Prozesse digitalisieren und der Nutzer am Ende doch ein Blatt Papier ausdrucken und zur Post bringen muss. Digitalisierung muss auf allen Ebenen geschehen und alle Ebenen durchdringen.

Was glaubst Du machen etablierte Unternehmen besser als FinTechs?

In etablierten Unternehmen gibt es meist Strukturen, die sich über mehrere Jahre oder Jahrzehnte entwickelt haben und als etabliert gelten. Das ist natürlich etwas, das gerade zu Beginn bei FinTechs fehlt. Ein Vorteil, da dadurch viel Raum für Neues besteht – doch können fehlende Strukturen natürlich auch einschränken. So nehmen bestimmte Aufgaben dadurch beispielsweise mehr Zeit in Anspruch. Weiterhin fokussieren sich etablierte Unternehmen meist auf langfristige Entwicklungen und Strategien; Start-ups hingegen eher auf kurzfristige Trends und reagieren dementsprechend umgehend. Zukünftige Entwicklungen sind bei ihnen hingegen in der Regel noch sehr unklar.

Was kann man von FinTechs lernen?

In erster Linie, dass sich die meisten FinTechs auf ein bestimmtes Thema fokussieren und genau dafür eine Lösung zu finden versuchen. Von dieser Spezialisierung und Fokussierung auf “nur” ein Thema oder einen Bereich könnten viele Unternehmen lernen. Im Verhältnis zu ihrer eher kleinen Unternehmensgröße verfügen FinTechs darüber hinaus über viele Expertinnen und Experten. Diese Expertise und Spezialisierung sind im Bereich der FinTechs ganz besonders wichtig – vor allem, weil sie anfangs in einen ganz neuen Bereich einsteigen, in dem noch wenige Mitbewerber sind. Eine so geballte Power an Fachwissen und Experten, die gemeinsam ein Unternehmen aufziehen und einen neuen Markt erschließen, ist von besonderer Art. Auch die Arbeitsweise von FinTechs ist bewundernswert, da sie auf digitale Tools und agiles Projektmanagement setzen und mitunter dadurch oft innerhalb kürzester Zeit beachtliche Ergebnisse erzielen.

Wieso tun sich etablierte (große) Unternehmen bei der Digitalisierung eigentlich so schwer?

Große Unternehmen sind häufig sehr breit aufgestellt, haben ein großes Dienstleistungsangebot und decken viele Bereiche ab. Über die Jahre hat sich in der Regel eine Vielzahl an eng verzahnten Prozessen entwickelt, die wiederum an unterschiedliche Regulatorien gebunden sind. FinTechs sind in der Regel auf ein einziges Thema spezialisiert, haben dementsprechend weniger regulatorische Vorgaben und Entwicklungen zu berücksichtigen und verfügen darüber hinaus auch über schlankere Prozesse. Dynamik und Agilität schreiben sie groß und zeichnen sie aus.

Was macht deinen Job täglich interessant?

Durch externe Faktoren sind meine Tage nicht bis ins Detail planbar und genau das ist es, was jeden Tag so abwechslungsreich und umso interessanter werden lässt. Natürlich ist mein Job dadurch auch mal anstrengender. Für Herausforderungen, die mir während meines Tages begegnen, finde ich gemeinsam mit meinem Team Lösungen – ohne diese gute Teamarbeit wäre es nicht möglich, und das wiederum lässt auch Herausforderungen zu einem schönen Erlebnis werden.

Was würdest Du beruflich machen, wenn Du nicht in der Payment- und Banking-Industrie arbeiten würdest?

Das ist schwer zu sagen – ich kann mir ehrlich gesagt keinen anderen Job vorstellen. Vielleicht würde ich aber in der IT-Securitybranche oder Forschung arbeiten.

Worauf bist du stolz?

Ich bin stolz, dass ich ein so tolles Team an meiner Seite habe. Unser Team verfügte von Anfang an über sehr viel Kompetenz und Fachwissen sowie die Bereitschaft, gemeinsam Neues schaffen und neue Wege gehen zu wollen. Es macht großen Spaß, an einem Strang zu ziehen und unsere Ziele als Team zu erreichen.

Wieso gibt es nicht mehr Frauen in der Tech-Branche?

Insgesamt finde ich die Tatsache, dass weniger Frauen in der Tech-Branche arbeiten, sehr schade. Für mich gibt es dafür keine Gründe – wir bei AUTHADA haben viele Kolleginnen im Unternehmen, in unterschiedlichen Positionen. Ich würde mich freuen, wenn künftig mehr Frauen ihren Weg in die Tech-Branche finden.

Mit wem würdest Du gerne ein Bier trinken?

Mit dem gesamten AUTHADA-Team. Wir waren als Team immer sehr eng miteinander verbunden, haben viel gemeinsam unternommen und erlebt – während aber eben auch nach dem Arbeitstag. Durch die Corona-Pandemie und die damit einhergehende räumliche Distanz leidet der persönliche Austausch ein wenig und auch die Gespräche in den Pausen zwischen oder nach Meetings fällt durch Videokonferenzen ein Stück weit weg. Wenn es die Infektionslage zulässt, würde ich gerne diesen Sommer wieder mit dem gesamten Team bei Sonnenschein ein Bier trinken und auf die Leistung des Teams – insbesondere in den vergangenen beiden Jahren – anstoßen.

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